Ein bewegtes Leben für Menschen mit Demenz.

NEW BUSINESS Bundeslandspecial - KÄRNTEN 2017
Unter der Projekt­leitung von Doris Gebhard wurde das einzigartige Bewegungskonzept für Menschen mit Demenz entwickelt. © Pixabay

Die Fachhochschule Kärnten entwickelt ein einzigartiges Bewegungsprogramm für Demenzkranke und erstellt zusätzlich ein Handbuch für den Umgang mit der Krankheit.

Forscher der FH Kärnten entwickelten im Rahmen des Projekts Gesundheit in Bewegung (GiB 2.0) ein bisher einzigartiges Bewegungskonzept in Österreich für Menschen mit Demenz. Gemeinsam mit an Demenz erkrankten Menschen und Praktikern der Projektpartner Caritas Kärnten und Diakonie de La Tour wurde ein Bewegungsprogramm erstellt, welches speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz ausgerichtet ist. Das Programmkonzept wurde in Seniorenwohnheimen in Klagenfurt und Feldkirchen erprobt und wissenschaftlich evaluiert. Das Bewegungsprogramm und weiterführende Informationen rund um das Thema Bewegung und Demenz wurden in einem umfangreichen Handbuch praxistauglich aufbereitet, welches der Öffentlichkeit kostenfrei als Download zur Verfügung steht.

„Gut leben mit Demenz“
Die im Jahr 2015 veröffentlichte Österreichische Demenzstrategie trägt den Titel „Gut leben mit Demenz“. Darin wird vor dem Hintergrund der stetig steigenden Anzahl der Betroffenen (im Welt Alzheimer Report 2015 wird eine Verdoppelung der momentanen Zahl der Demenzerkrankungen in den nächsten 20 Jahren prognostiziert) eine bedarfs- und bedürfnisgerechte Versorgung der Zielgruppe auf ganzheitlicher Ebene gefordert. Wie in diesem Sinne ein „bewegtes Leben für Menschen mit Demenz“ aussehen kann, zeigen Doris Gebhard und Christina Schmid, Forscherinnen an der FH Kärnten, in ihrem kürzlich veröffentlichten Handbuch zum Projekt Gesundheit in Bewegung. Nach eineinhalbjähriger Laufzeit und finanziert aus Mitteln des Fonds Gesundes Österreich endete das Projekt am 1. Februar 2017.

Sechs Grundprinzipien für die ­Vermittlung von Bewegungsfreude
Der Schwerpunkt des Handbuchs liegt neben konkreten Handlungsanleitungen zur Durchführung von unterschiedlichen Bewegungsaktivitäten auch darin, mögliche Wege aufzuzeigen, wie Bewegungssituationen für Menschen mit Demenz freudvoll und bedürfnisgerecht gestaltet werden können. Dabei werden sechs Grundprinzipien definiert und näher beschrieben: Wertschätzend und bedürfnisgerecht kommunizieren, Freude und Spaß an der Bewegung vermitteln, Bewegungsimpulse durch Musik auslösen, die Natur als Bewegungsraum nutzen, Zeit und Raum für Bewegung bedürfnisgerecht gestalten sowie Materialien mit Aufforderungscharakter einsetzen. Daran anknüpfend wird ein konkreter Leitfaden dazu, wie Bewegung für Menschen mit Demenz individuell und positiv gestaltet werden kann, präsentiert. Im dritten Abschnitt des Handbuches wird das GiB-2.0-Bewegungs-Bausteinsystem vorgestellt, dessen Umsetzung darauf folgend in einem detaillierten und in der Praxis erprobten Bewegungsplan für ein zwölfwöchiges Training dargestellt wird. „Das Handbuch soll zudem durch Arbeitsblätter und Reflexionsaufgaben den Lesern als Arbeitsbuch dienen, welches Schritt für Schritt von der Vorbereitung, über die Bewegungsdurchführung, bis hin zur Nachbereitung begleitet“, sagt Doris Gebhard, Forscherin im Studienbereich Gesundheit & Soziales.

Regelmäßige Bewegung fördert ­Mobilität und Sozialverhalten
Das im Handbuch vorgestellte Bewegungsprogramm wurde bereits in fünf Seniorenwohnheimen in Kärnten durchgeführt. Im Frühling und im Herbst 2016 wurde mit Menschen mit Demenz in den Seniorenwohnheimen zweimal pro Woche für jeweils eine Stunde über den Zeitraum von jeweils zwölf Wochen trainiert. Die Bewegung hat dabei auf mehreren Ebenen positive Effekte gezeigt: Anhand von wissenschaftlich fundierten und standardisierten Testverfahren und Instrumenten wurde ein signifikanter Effekt auf die Mobilität der Teilnehmenden, auf das Sozial- und Kommunikationsverhalten und auf die Aktivitäten des täglichen Lebens nachgewiesen. Darüber hinaus wurden auch qualitativ, aus der Perspektive der Trainer und Teilnehmenden, die positiven Effekte des Bewegungsprogramms sowie dessen Durchführbarkeit in der Praxis belegt. Über die gesamte Trainingsphase hinweg kam es zu keinem Sturzgeschehen bei der Durchführung. Mit den Worten einer Trainingsteilnehmerin kann somit gesagt werden: „Positives Ergebnis, 100 Prozent.“ (VM)