Schlüsseltrends 2017

NEW BUSINESS Guides - IT- & TELEKOMMUNIKATIONS-GUIDE 2017
Die Digitalisierung liegt weiterhin im Fokus der weltweiten Chefetagen. © Pixabay

Digitalisierung, Daten und die Wettbewerbsfähigkeit

Studien zeigen: Digitalisierung bleibt auch 2017 der Schlüsseltrend in der ­globalen IT-Industrie. Das umfasst nahezu alle Branchen, betroffen sind alle IT-Bereiche, vom Rechenzentrum über die Netzwerke bis hin zu den ­Applikationen – egal, ob physikalisch vor Ort oder in der Cloud.

Die Digitalisierung ist nach wie vor in aller Munde. Und gilt – wenig Wunder – als der zentrale IT-Trend im heurigen Jahr. Fakt ist, die digitale Transformation treibt die Unternehmen derzeit massiv vor sich her.
Der Fokus auf Digitalisierung ist für Dimension-Data-Austria-CEO Jürgen Horak auch weiterhin „der wichtigste Trend in der IT-Branche“. Dies werde jenen Unternehmen neue Wachstumspotenziale bieten, die der digitalen Transformation aufgeschlossen gegenübertreten. Bei der Digitalisierung gehe es in erster Linie darum, neue Geschäftsmodelle mithilfe der IT zu verwirklichen. Dies umfasse alle IT-Bereiche, vom Rechenzentrum über die Netzwerke bis hin zu den Applikationen – egal, ob physikalisch vor Ort oder in der Cloud. „Heutzutage gibt es keine digitale Strategie, sondern nur eine Strategie in einer digitalen Welt. Und obwohl das digitale Zeitalter für einige Organisationen mehr Unsicherheit bringt, ergeben sich auch viele spannende Möglichkeiten und beinahe unerschöpfliche Potenziale.“

Generationswechsel
Auch Industrie 4.0 zeige immer stärker Wirkung, so Horak. „Eine neue Generation an Arbeitskräften tritt den Dienst an – und es sind nicht ‚Mil­len­nials‘ oder gar die ‚Generation Z‘, sondern Maschinen.“ Es dauere nicht mehr lange und Technologien wie Holografie, Augmented Reality und Virtual Reality würden nach dem B2C- auch im B2B-Bereich einziehen. In den kommenden zwei bis drei Jahren würden diese Technologien den grundlegenden Wandel der Arbeitswelten vorantreiben.
Das Internet der Dinge (Internet of Things, IoT) werde zudem zum „Lieferanten Nummer eins“ für Big Data. Die Zahl der umfassenden Datenprojekte, die in nur einem Jahresverlauf mehrfachen Updates unterzogen werden, steige – und der Grund dafür sei mehrheitlich das IoT. Denn das Internet der Dinge ermögliche es, jene speziellen Muster zu erkennen, die ihrerseits bestimmte Auswirkungen auf das Geschäft hätten. Diese Informationen würden Unternehmen zunehmend in Echtzeit benötigen. Infolge dieser Entwicklung könnten Investitionsentscheidungen fundierter getroffen werden und Big-Data-Projekte rascher die erwarteten Erfolge erzielen.
Darüber hinaus werde künftig auch die Virtualisierung von Netzwerkfunktionen (Network Function Virtualization, NFV) stärker eingesetzt werden, „insbesondere, wenn bestehende Netzwerke um Cloud-Lösungen erweitert“ würden. Neue Netzwerke würden künftig bereits mit der cloudbasierten Hybrid-IT im Hinterkopf geplant. Dem „Network Barometer Report“ von Dimension Data zufolge, der im Herbst 2016 herausgekommen ist, seien rund 42 Prozent der untersuchten Unternehmensnetzwerke weltweit noch immer veraltet. Allerdings würden – erstmals seit fünf Jahren – Unternehmen wieder stärker in die Optimierung ihrer Netzwerke investieren.

Zukunftsweisende Workspace-Strategien
Einer der wichtigsten Schauplätze der digitalen Transformation ist die Arbeitsumgebung der Wissensarbeiter – der Trend gehe hier zu noch mehr Mobilität, Geräten und Personalisierung, wie Oliver Bendig, CEO von Matrix42, erläutert. Eine „zukunftsweisende Workspace-Strategie“ könne dabei helfen, die Mitarbeiterproduktivität zu erhöhen, Kosten einzusparen und das Unternehmen als Arbeitgeber für „technologieaffine Young Professionals attraktiver“ zu machen. So würden Anwender zunehmend kontextbasierte und personalisierte Workspace-Services erwarten. „Als erfahrener digitaler Verbraucher gewöhnt sich auch der Wissensarbeiter an eine personalisierte Nutzungsumgebung – wie zum Beispiel eine automatisch generierte Playlist von Musik-Streamingdiensten.“ Eine ähnliche Adaption der Workspace-Technologie an die persönlichen Arbeitskontexte werde dem Wissensarbeiter in Zukunft dabei helfen, effizienter, produktiver und motivierter zu arbeiten. „Mein Workspace wird in Zukunft wissen, wo ich bin, welches Gerät ich benutze, welche App bei der verfügbaren Bandbreite Sinn macht und welche Daten und Dokumente ich als nächstes benötige. Er wird meine persönlichen Vorlieben kennenlernen und sich darauf einstellen.“
Auch Unified Endpoint Management werde unverzichtbar für Unternehmen, meint Bendig. Mitarbeiter würden heute mehr als ein Gerät für das Erledigen ihrer Arbeit verwenden. Aus diesem Grund würden neue IT-Management-Technologien immer stärker vom Nutzer ausgehen, nicht mehr vom einzelnen Gerät.

Wolkig arbeiten
Ebenfalls durchsetzen würden sich 2017 Cloud-basierte Workspaces. Der Browser werde damit zum neuen Betriebssystem. „Ein elementares Element für die Digitalisierung ist die Cloud – das gilt auch für den Workspace. Die persönliche Arbeitsumgebung wandert in die Cloud und lässt sich jederzeit und überall via Browser abrufen. Die Arbeitsumgebung verlässt damit ihren angestammten, festen Ort beziehungsweise ihr festes Gerät. Egal, wo ich mich befinde, welches Gerät ich benutze und wann ich arbeite – über einen Cloud Workspace habe ich jederzeit Zugang zu meiner Arbeitsumgebung, bestehend aus Apps, Dokumenten, digitalen Identitäten und Services. Arbeit wird also mehr und mehr zu einem Zustand, welchen der Wissensarbeiter jederzeit aktivieren oder deaktivieren kann – ganz unabhängig vom ‚Platz‘.“
Virtuelle Workspace-Assistenten würden zu wichtigen Helfern, prophezeit Bendig. „Hat man anfangs noch über Siri gelächelt, weiß man heute, dass intelligente Spracherkennung tatsächlich funktioniert – und immer besser wird.“ Für den Workspace ergebe sich daraus enormes Potenzial. „Schon bald werden wir alle mit intelligenten Super-Assistenten arbeiten, die einen Teil unserer Mails erledigen, Kurzzusammenfassungen von umfangreichen Dokumenten anfertigen oder eigenständig Hotels buchen, wenn wir auf Dienstreise gehen. Treffe ich einen Geschäftspartner erstmalig, wird er mir ein Social-Media-Profil von ihm erstellen und mich für das Meeting briefen.“ Aus einer IT-Management-Perspektive würden hierdurch neue Aufgabenstellungen auf die IT-Abteilungen zukommen, um die Sicherheit zu erhöhen und die Privatsphäre der Mitarbeiter zu schützen.
Arbeiten via Cloud und Browser-Zugriff mache die Arbeit zudem in Zukunft prinzipiell über jedes Display möglich, das mit dem Internet verbunden sei. „Beispielsweise kann auch das smarte TV-Gerät zuhause als Workspace genutzt werden.“ Außerdem werde sich das Konzept des faltbaren oder einrollbaren Bildschirms mehr und mehr durchsetzen, so Bendig. Darüber hinaus könne jegliche Form von Oberfläche zukünftig für eine Art Bildschirm verwendet werden und somit potenziell zu einer Erweiterung der Arbeitsumgebung werden.

Vernetzte Welt
Auch Datenbrillen, Fitness-Armbänder oder andere Wearables würden zunehmend Einzug in die Arbeitswelt halten. „Mögliche Einsatzbereiche sind das Gesundheitswesen, die Logistik oder das produzierende Gewerbe. Beispielsweise lassen sich Detailinformationen oder Prozessschritte für Servicemitarbeiter via Datenbrille augmentieren. Und globale Meetings werden sich mittels Head-Mounted Display völlig real anfühlen.“
Zudem werde das Internet der Dinge den Workspace mit Gebäude-Infrastrukturen verbinden. „Die Integration des Workspace-Managements mit der intelligenten Gebäudetechnologie schreitet weiter voran und ermöglicht effizientere Prozesse.“ Beispielsweise könnte eine Kalendereinladung in Zukunft auch eine ganze Prozesskette zur Organisation des Meetings starten, inklusive Raumbuchung, Vorbereiten von Beamer und Telefonanlage und sogar die Abstimmung der Heiztemperatur auf die Menge der Beteiligten.
Telekommunikationsunternehmen hätten indes enormen Nachholbedarf beim Thema Innovation. Zu diesem Schluss kommen Arthur D. Little, Match-Maker Ventures und der Telecom Council of Silicon Valley in der Studie „Innovation Quest for Telco Operators“. Die Telekommunikationsbranche erlebe durch die zunehmende Digitalisierung massive Umwälzungen, getrieben auch durch die immer stärkere Verfügbarkeit von Venture Capital. Sei dieses im Jahr 2011 weltweit noch bei kaum mehr als vier Milliarden Dollar gelegen, so stieg es bis 2015 auf 28 Mrd. Dollar. Die etablierten Telkos hätten von der Goldgräberstimmung aber nicht profitiert, wie Karim Taga, Managing Partner Telecoms, Information, Media & Electronics bei Arthur D. Little, erläutert. So legte beispielsweise die Marktkapitalisierung der Top-30-Internetunternehmen in der Zeit von 2011 bis 2016 zwar um mehr als 400 Prozent zu, der Marktwert der Top-30-Telekommunikationsunternehmen stagnierte aber im selben Zeitraum. „Längst bringen innovative Anbieter wie Skype, WhatsApp, Viber und andere die Geschäftsmodelle der Etablierten mit ihren Innovationen in Bedrängnis. (TM)

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