Julian Jäger (COO) und Günther Ofner (CFO), Vorstandsdirektoren der Flughafen Wien AG im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 1, FEBRUAR 2017
Julian Jäger (COO) und Günther Ofner (CFO), Vorstandsdirektoren der Flughafen Wien AG © Flughafen Wien

Wunderwerk Flughafen Wien.

Über 23 Millionen Fluggäste im abgelaufenen Jahr und mehr als 20.000 Beschäftigte an einem Standort. Der Flughafen Wien, einer der wenigen börsenotierten Flughäfen in Europa, stellt nicht nur eine der wichtigsten Personen- und Gütertransportinfrastrukturen für den Wirtschaftsstandort Österreich bereit, sondern hat als größter Arbeitgeber Ostösterreichs auch eine große regionalwirtschaftliche Bedeutung.

Führungsduo auf Erfolgskurs
Seit 2011 bilden Mag. Julian Jäger (COO) und Dr. Günther Ofner (CFO) die Führungsspitze der Flughafen Wien AG – für beide eine ganz besondere Station in ihrer beruflichen Laufbahn. Warum sie diesen Karrieresprung geschafft haben, begründen die zwei Vorstandsdirektoren allerdings unterschiedlich.
Für Günther Ofner ist vor allem „die Bereitschaft, zu lernen und sich auf neue Herausforderungen einzulassen“ ein entscheidender Faktor seines Erfolgs. „Dazu gehören sehr viel Schweiß, Erfolgsorientierung und Treffsicherheit in kritischen Entscheidungssituationen. Vor allem aber Optimismus und Energie, um die jeweils notwendigen Veränderungen, wie groß die Widerstände auch immer sein mögen, auch zeitgerecht durchzusetzen.“
Julian Jäger hingegen fand sein Erfolgsrezept in einer Aussage des ehemaligen Ferrari-Chefs Luca di Montezemolo: „Umgib dich mit Mitarbeitern, die besser sind als du, und konzentriere dich auf wenige, aber wichtige Botschaften an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Und: Schau immer nach vorne und nie zurück! Ich halte das für einen klugen Standpunkt und bemühe mich, danach zu arbeiten.“

Reichhaltiges Aufgabenspektrum
Angefangen beim City Airport Train über Shopping und Gastronomie bis hin zum Airport-Kerngeschäft mit Bodenabfertigung, Terminal- und Flugplatzbetrieb, Sicherheitsmaßnahmen sowie der Akquise neuer Fluglinien und dem Erschließen neuer Verkehrsmärkte. Ein Flughafen bietet ein schier unendliches Spektrum an verschiedenen Aufgaben. Diese Vielfalt begeistert die beiden Vorstände gleichermaßen: „Es gibt kaum eine vielfältigere und spannendere Aufgabe als diese ‚Stadt, die niemals schläft‘ am Laufen zu halten“, verdeutlicht Günther Ofner seine Faszination. „Ein Flughafen mit über 23 Millionen Passagieren pro Jahr ist ein sehr komplexes System, viele verschiedene Zahnräder müssen rund um die Uhr reibungslos ineinander greifen, damit der Passagier ein gutes Reiseerlebnis hat und pünktlich seinen Flug antreten kann. Wir setzen dabei stark auf Qualität und Serviceorientierung“, erklärt Julian Jäger.
Eine weitere große Herausforderung des „logistischen Wunderwerks“ ist laut Günther Ofner die hohe Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit: „Unser Unternehmen steht in besonderer Weise im Blickpunkt der Öffentlichkeit, wobei die Sicherheit von Millionen Menschen und hohen Sachwerten jederzeit und kompromisslos garantiert werden muss. Unser Flughafen ist überdies die Visitenkarte Österreichs zur Welt und für viele Menschen der erste bzw. letzte Eindruck, wenn sie hierher kommen, aber auch ein Ort großer Emotionen, die mit Ankommen und Verabschieden oder auch in Erwartung einer schönen Urlaubsreise oder wichtiger Geschäftstermine entstehen.“

Faktoren erfolgreicher Führung
Als Führungskraft eines Großkonzerns, mit einem hochkomplexen Aufgabengebiet, muss man Prioritäten setzen und sich auf seine Mitarbeiter verlassen können. Davon ist auch Julian Jäger überzeugt: „Selbstständigkeit, Eigenverantwortung und Lösungsorientierung sind mir wichtig. Mein Team kann sehr frei agieren, muss dafür aber auch Verantwortung übernehmen. Das funktioniert gut! Unsere Mitarbeiter wurden von der Rating-Agentur Skytrax zweimal in Folge als ‚Best Airport Staff in Europe‘ ausgezeichnet. Darauf können wir alle stolz sein. Ich gebe meinen Mitarbeitern grundsätzlich einen Vertrauensvorschuss, dieses Vertrauen sollte man aber keinesfalls missbrauchen.“
Günther Ofner ist darauf bedacht, seinen Führungsstil situations- und problembezogen zu variieren: „Ich halte nichts von Management-Kochbuchrezepten. Sowohl ein partizipativer, als auch ein autoritärer Führungsstil sind manchmal nötig, und es gibt viele Spielarten dazwischen. Wertschätzung und Respekt sind für mich die Basis einer guten Unternehmenskultur, vor allem aber muss Führung bewirken, dass jeder einzelne Mitarbeiter persönliche Erfolgserlebnisse erzielt, denn nur solche motivieren dauerhaft.“
Nach seiner fast 40-jährigen Berufserfahrung ist sich Günther Ofner vor allem einer Sache sicherer denn je: „Sich ständig zu verbessern, bedarf einer permanenten Feedbackkultur. Vom Mitarbeitergespräch über Marktforschung und Verbesserung durch den direkten Dialog mit unseren Kunden, all das sind wesentliche Erfolgsfaktoren dafür. Vor allem aber muss das Unternehmen eine klare Vision haben und darauf aufbauend eine möglichst konkrete Unternehmensstrategie entwickeln, die die notwendigen Maßnahmen lang-, mittel- und kurzfristig definiert. Die Umsetzung dieser Strategie muss konsequent von der Unternehmensführung verfolgt werden, wobei sie bei sich verändernden Umständen zeitnah angepasst werden muss.“

Zukunftssicher in schwierigem Umfeld
Steigende Treibstoffpreise, neue Geschäftsmodelle und erhöhte Sicherheitsmaßnahmen – die Luftfahrt steht unter einem hohem Kosten- und Wettbewerbsdruck, was sich auch auf die Flughäfen auswirkt. Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen konnte der Flughafen Wien im vergangenen Jahr gleich drei Passagierrekorde erzielen. Und auch für 2017 zeigt sich das Führungsteam optimistisch: „Der Flughafen Wien entwickelt sich weiter, wir wollen die Servicequalität weiter steigern, neue Umsatzpotenziale heben und als Standort wachsen. Die Airport City wächst ebenfalls weiter. In den letzten zwölf Monaten haben sich über zwölf Betriebe mit mehr als 600 Beschäftigten angesiedelt und die Nachfrage ist weiterhin groß. Ein wichtiges Schlüsselprojekt ist die Umsetzung unseres Terminalentwicklungskonzepts mit einem Investitionsvolumen von rund 500 Millionen Euro bis 2023. Dabei modernisieren wir die alten Terminalbereiche Pier Ost und Terminal 2, schaffen über 20.000 m² zusätzliche Shopping-, Gastronomie- und Loungeflächen mit einer neuen Süderweiterung und steigern insgesamt den Aufenthaltskomfort für unsere Passagiere.“ (BO)

Neun Fragen an Julian Jäger und Günther Ofner

Was wollten Sie als Kind werden?
J. J.: Fußballer oder Skifahrer – je nach ­Jahreszeit.
G. O.: Rechtsanwalt.

Was bedeutet Glück für Sie?
J. J.: Meine Kinder lachen zu sehen.
G. O.: Im Einklang mit sich selbst zu leben.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
J. J.: „Licht aus dem Osten“ von Peter Frankopan.
G. O.: „Progress: Ten Reasons to Look Forward to the Future“ von Johan Norberg.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
J. J.: Ich bemühe mich, die Gegenwart zu genießen.
G. O.: Alles ist möglich.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
J. J.: Meine Familie. Und mein spannender Job.
G. O.: Meine faszinierende Aufgabe.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
J. J.: Nicht ein „größter“, sondern mehrere große – die letzten fünf Jahre waren insgesamt ein großer Erfolg. Auch meine Zeit als Flughafen-Geschäftsführer in Malta sehe ich als Erfolg.
G. O.: Meine Kinder.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
J. J.: Über den neuen Lieblingswitz meines vierjährigen Sohnes.
G. O.: Über mich selbst.

Gibt es etwas, das Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
J. J.: Fallschirmspringen und Tauchen.
G. O.: Nein.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und warum?
J. J.: Ein Adler, wegen seines Überblicks.
G. O.: Ich bin gerne ein Mensch.