OMV-Vorstandsmitglied Manfred Leitner im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 2, MÄRZ 2014
Manfred Leitner © OMV

30 Jahre im Auftrag der OMV.

Manfred Leitner startete direkt nach dem Studium 1985 seine berufliche Karriere bei der OMV. Nach zweijähriger Tätigkeit im Finanzbereich von Exploration und Produktion (E&P) leitete er in Libyen den Finanzbereich der OMV-Niederlassung in Tripolis. Nach seiner Rückkehr nach Österreich war er bis zum Jahr 1997 für die Controlling-Aktivitäten der E&P verantwortlich. Danach wechselte er in den Bereich Raffinerien und Marketing (R&M), wo er bis 2002 die Abteilung Planning & Controlling leitete und seit 2003 als Senior Vice President für Downstream Optimization and ­Supply fungiert. Seit dem 1. April 2011 ist er offizielles Mitglied des OMV-­Vorstands.

Tiefe Wurzeln
„Kurz nach meinem Eintritt bin ich nach Libyen gegangen, wo 1985 das erste ­große Auslandsengagement der OMV war. Das war wahrscheinlich der wichtigste Moment in meiner Karriere, weil ich dort sehr früh große Verantwortung überneh­men konnte – Libyen war weit weg, und eigenständige Entscheidungen ­mussten den Instanzenweg schon allein wegen der problematischen Kommunikation ersetzen – und in einer kritischen Projekt­phase in enger Zusammenarbeit mit dem Vorstand agierte,“ so Manfred Leitner.
Das R&M-Geschäft ist sehr komplex, da sich zwischen dem Ein- und Verkauf Tausende verschiedene Dinge abspielen. Einem solchen Business muss man Raum geben, damit eine offene und kritische Diskussion stattfinden kann. Im R&M-Bereich der OMV soll man eine gewisse Wertehaltung spüren, die in vielen Entscheidungssituationen hilft: „Es geht mir hier nicht um detaillierte Planungsregeln, sondern um Teamfähigkeit, Kosten­bewusstsein, die Leidenschaft für unser Geschäft und vor allem das Einhalten von Ankündigungen. Wenn ich etwas sage, dann passiert das auch. Da kann man sich darauf verlassen.“

Position mit Faszination
„Seit Antritt meiner Vorstandstätigkeit beschäftige ich mich viel mehr mit der Zukunft meiner mehr als 5.000 Mitarbeiter, das habe ich vorher nicht so deutlich als Verantwortung empfunden. Jetzt überlege ich, wie die Entscheidungen über Strukturveränderungen auf sie einwirken. Die Soft Facts sind etwas, was mich zunehmend mehr beschäftigt als früher, was auch notwendig ist. Im R&M-Bereich würden viele Wachstum und zusätzliche Mengen und Märkte irrsinnig aufregend finden. Mir gefällt aber die Herausforderung, das Bestehende in eine Struktur zu bringen, die schlag­kräftiger ist, und das Maximale daraus heraus­zuholen. Und deswegen komme ich auf die Menschen zurück, weil Sie dafür die richtigen Leute brauchen. Ich brauche keine Helden, keine Typen, die in Phrasen reden, ich brauche hemds­ärmelige Menschen die wissen, wie das Geschäft funktioniert, was sie morgen tun müssen und was sie übermorgen tun können. Die außerdem bereit sind, diesen Weg mitzugehen, denn wir bringen eine Struktur, die schon mal viel größer war, in die optimale Relation, um sie erkennbar schlagkräftiger zu machen, damit Spitzenleistungen möglich sind. Die Kunst dabei ist, aus etwas sehr Großem was Kleineres zu machen und dadurch deutlich profitabler zu werden. Auch small kann irrsinnig attraktiv sein.“
Zusammen mit seiner Vorstandsposition übernahm Leitner auch die Chance, Veränderungen des Geschäfts mitzugestalten: „Ich bin davon überzeugt, dass man aus bestehenden Strukturen neue Werte holen kann, wo man das gar nicht mehr für möglich hält. Vor allem aber fasziniert mich der Markt. ,Der Markt‘, das sind ja nicht Orte, sondern wieder Menschen, und das bedeutet den Umgang mit vielen Verhaltensweisen. Sie können einen Markt stärker beeinflussen, wenn Sie die Kräfte dort gut verstehen – wenn möglich besser als die Konkurrenz. Es war faszinierend, dass dort, wo ich Vermutungen und Erwartungen entwickelt hatte, sich auch tatsächlich Gewaltiges abgespielt hat. Das hätte ich so vor einem Jahr noch nicht gesagt.“

Das Ziel vor Augen
Aus einem traditionellen verstaatlichten Unternehmen wurde ein internationaler, börsennotierter Konzern mit Geschäftsbereichen praktisch rund um den Globus. Jetzt möchte das Unternehmen ein ­fokussiertes integriertes Öl- und Gasunter­nehmen mit erhöhter Profi­tabilität und starkem Wachstum im Upstream-Geschäft sein – und schmiedet bereits entsprechende Pläne.
„Wir haben wesentliche Fortschritte in der Umsetzung dieser strategischen Stoßrichtung erzielt. Der R&M-Bereich der OMV liefert starke Ergebnisse in ­einem schwierigen Umfeld und liegt damit eindeutig im Spitzenfeld der euro­päischen Mineralölindustrie. Der sub­stanzielle Cashflow, den wir in R&M erwirtschaften, dient als Motor für das Upstream-Wachstum der OMV und unterstützt damit die Transformation des gesamten Unternehmens.“

Elf Fragen an Manfred Leitner.

Was wollten Sie als Kind werden?
Förster.

Was bedeutet Glück für Sie?
Gesundheit und Familie.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Ein Fachbuch über Psychologie in Unternehmen.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Sei nie zufrieden, es geht noch besser.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Beruflich sicher den Bereich ins Verdienen zu bringen und die Mitarbeiter dabei mitzunehmen.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Mit niemandem.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in Ihrem Leben getan haben?
Das muss ich mir überlegen, da fällt mir nichts wirklich ein.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Über die letzte Frage.

Gibt es etwas, was Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Ich glaube nicht.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Die Freude an Veränderung.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und warum?
Ich möchte kein Tier sein.

Zur Person
Aufgewachsen im 21. Wiener Gemeindebezirk, liegt der Lebensmittelpunkt von Manfred Leitner heute noch dort. Nach Abschluss der Pflichtschule besuchte er die Handelsakademie in der Franklin­straße. Dies war der Ort, wo er zum ersten Mal mit Kostenrechnung, Rechnungs­wesen und anderer trockener Wirtschaftsmaterie konfrontiert wurde. Was damals aber geweckt wurde, war sein bis heute brennendes Interesse daran, die Zusammenhänge wirtschaftlichen Handelns zu verstehen. „Ich betrachte das als die Voraus­setzung dafür, im Geschäftsleben Verbesserungspotenziale identifizieren zu können und damit umsetzbar zu machen“, sagt Leitner. Unmittelbar nach dem ­Studium an der Wirtschaftsuniversität ­Wien bewarb er sich bei der OMV und
ist seither sein gesamtes Berufsleben im ­Unternehmen tätig. In diesen fast 30 Jahren hat er viele unterschiedliche ­Aufgaben im Konzern übernommen.

(BO)