Eduard Zehetner, CEO der IMMOFINANZ im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 6, JULI/AUGUST 2014
Eduard Zehetner © IMMOFINANZ

Retter in der Not.

Eduard Zehetner (62) ist seit Ende November 2008 Vorstandsmitglied der IMMOFINANZ und seit Februar 2009 CEO des Immobilienkonzerns. Mit der erfolgreichen Sanierung der Immofinanz hat Eduard Zehetner wenigstens einen Teil der oft existenzbedrohenden Verluste von zigtausenden Kleinanlegern wettgemacht: „Wir haben in der großen Krise (nach Lehmann 2008) das Unternehmen völlig neu ausgerichtet, sodass es mit dem neuen Geschäftsmodell (,Immobilienmaschine‘) unvergleichlich krisenfester ist als vorher“, so der CEO. Die IMMOFINANZ Group hat in den vergangenen Jahren eine Wandlung vom reinen Immobilienhalter zur Immobilienmaschine vollzogen. Damit konzentriert sich das Unternehmen auf die Verzahnung seiner drei Kerngeschäftsbereiche: die Entwicklung nachhaltiger, maßgeschneiderter Topimmobilien in Premiumlagen, die professionelle Bewirtschaftung der Objekte sowie zyklusoptimierte Verkäufe.
Das von der IMMOFINANZ verfolgte aktive und dezentrale Asset-Management sorgt für eine Steigerung der Mieterträge und gleichzeitig für die Reduktion von Leerständen. Die aus den Verkäufen erwirtschafteten liquiden Mittel werden in neue Entwicklungsprojekte investiert. Ziel ist, mit einem klar definierten, standardisierten und industrialisierten Prozess mehr Profitabilität entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu generieren, die Drehzahl der Immobilienmaschine weiter zu erhöhen und einen steigenden Cashflow zu erwirtschaften.

Abspaltung der BUWOG
Die Aktionäre der IMMOFINANZ AG haben im vergangenen März in einer außerordentlichen Hauptversammlung in Wien der geplanten Abspaltung von 51 % der Anteile an der Wohnimmobilientochter BUWOG AG mit deutlicher Mehrheit zugestimmt. Die IMMOFINANZ Group hat sich damit für ihre Anleger einfacher aufgestellt, und zwar durch die Verselbstständigung der Wohnimmobilientochter BUWOG infolge der Abspaltung und die damit einhergehende Trennung der Wohnimmobilien in Deutschland und Ös­terreich von den Gewerbeobjekten der IMMO­FINANZ. Der gewählte Weg eines Spin-offs bietet den IMMOFINANZ-Aktionären die Möglichkeit, sowohl an der Wertentwicklung der BUWOG als auch an jener der IMMOFINANZ voll zu partizipieren. Mit dem Börsenlisting am 28. April 2014 hat die BUWOG die nötige Eigenständigkeit und den Zugang zu einer ganzen Palette zusätzlicher Finan­zierungsmöglichkeiten gewonnen. Eduard Zehetner zieht Bilanz: „Wir sind mit dem BUWOG-Listing sehr zufrieden. Die BUWOG-Aktie konnte am ersten Handelstag rund die Hälfte der Bewertungslücke zum NAV schließen. (Zur Erklärung: Vor Ankündigung des Spin-offs belief sich der implizite Bewertungsabschlag der BUWOG auf rund 36 % – das ist jener Abschlag, mit dem die IMMOFINANZ-Aktie vom Markt versehen wurde. Auf Basis des Schlusskurses vom ersten Handelstag hat sich der Discount auf 18 % reduziert, mittlerweile ist der Aktienkurs weiter gestiegen.) Im Rahmen der Roadshows hat das Management viele interessierte Investoren getroffen, denen das Geschäftsmodell der BUWOG gefällt – eben weil es dank der Development-Komponente mehr bietet als jenes der deutschen Peergroup. Auch die ersten Analystenempfehlungen sind sehr gut ausgefallen.“

Strategischer Ausblick
„Im operativen Geschäft werden wir unverändert auf unsere Immobilienmaschine setzen. Das aktive Asset-Management unserer Immobilien wird ergänzt durch gewinnbringende Verkäufe von Objekten sowie Eigenentwicklungen. Unsere Development-Pipeline umfasst aktuell ein Volumen (Verkehrswert nach Fertigstellung) von rund 1,23 Milliarden Euro. Dieses wollen wir – vorausgesetzt, es gibt genug rentable Projekte – mittelfristig auf rund 2,0 Milliarden Euro erhöhen. Kernmärkte für Eigenentwicklungen sind Deutschland, Polen, Russland und zunehmend auch Rumänien. Wo sich Möglichkeiten ergeben, werden wir zudem opportunistische Ankäufe tätigen. Unser Fünfjahres-Verkaufsprogramm, das Anfang 2010 gestartet ist und ein Volumen von 2,5 Milliarden Euro hatte, konnten wir bereits nach rund dreieinhalb Jahren beenden. Wir haben dabei eine durchschnittliche Marge von über 14 % auf den Buchwert erzielt. Die Verkäufe gehen natürlich weiter – wir wollen hier das Tempo beibehalten und die Erlöse in neue Entwicklungsprojekte investieren.“

Nachfolgeentscheidung getroffen
Der Aufsichtsrat der IMMOFINANZ hat die Nachfolge für CEO Eduard Zehetner geregelt: Oliver Schumy (43) wurde mit Wirksamkeit ab 1. März 2015 für die Dauer von fünf Jahren zum Vorstand des Immobilienkonzerns bestellt. Per 1. Mai 2015 wird er Eduard Zehetner als Sprecher des Vorstands nachfolgen. Das Vorstandsmandat von Eduard Zehetner, das am 30. November 2014 ausgelaufen wäre, wurde bis 30. April 2015 verlängert.
Oliver Schumy ist seit Juni 2008 Finanzvorstand (CFO) der Mayr-Melnhof-Gruppe und verfügt über umfassende operative Erfahrung in den Ländern Russland, Polen, Rumänien und Ungarn. „Mit Oliver Schumy haben wir einen sehr guten Nachfolger für die Funktion des Vorstandsvorsitzenden gewählt. Er steht für die Fortführung der Wachstums- und Optimierungsstrategie der IMMOFINANZ Group als führender Gewerbeimmobilien-Inves­tor und -entwickler in Zentral- und Osteuropa“, sagt Michael Knap, Vorsitzender des Aufsichtsrats der IMMOFINANZ. „Ich möchte mich seitens des gesamten Aufsichtsrats bei Eduard Zehetner bedanken, dass er bis zum Ende des laufenden Geschäftsjahrs 2014/15 als CEO zur Verfügung steht. Damit ist eine lückenlose Nachfolgeregelung gewährleistet.“
Der 1. Mai 2015 wird sich auch auf Eduard Zehetners Privatleben auswirken. Er freut sich, danach wieder Herr über seine Zeit zu sein und all die Dinge zu tun, für die jetzt noch keine Zeit ist.

Elf Fragen an Eduard Zehetner.

Warum sind Sie jetzt dort, wo Sie sind?
Weil ich immer viel gearbeitet habe.

Für welche Werte stehen Sie persönlich im ­Unternehmen?
Fleiß, Hausverstand, Verlässlichkeit, Mut.

Was wollten Sie als Kind werden?
Als Kind hatte ich keinen spezifischen Berufswunsch, als Jugendlicher wollte ich Journalist werden.

Was bedeutet Glück für Sie?
Die Muße zu haben, zu Hause im Garten zu sitzen und über den Traunsee zu schauen.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Gott gebe mir die Kraft, Dinge zu ändern, die zu ändern sind, den Langmut, Dinge hinzunehmen, die nicht zu ändern sind, und die Weisheit, beides voneinander zu unterscheiden.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Einen Commissario Brunetti von Donna Leon.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Mit Wladimir Putin.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Die Sanierung der IMMOFINANZ.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Über eine der vielen Kuriositäten, die einem beruflich so jeden Tag unterkommen.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Die Freude an der Arbeit (nicht immer), an den restlichen Tagen das Pflichtbewusstsein.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und warum?
Ein Vogel, um mir möglichst frei die Welt von oben ansehen zu können.

Zur Person
Eduard Zehetner ist promovierter Wirtschaftswissenschafter und verfügt über langjährige Erfahrung auf Führungs- und Vorstandsebene. Unter anderem war er als CFO von Connect Austria/ONE (1997 bis 2000), CEO von Jet2Web Internet Services (2000 bis 2001) und CFO bei der RHI AG (2001 bis 2007) tätig. Seit Februar 2009 ist Eduard Zehetner Vorstandsvorsitzender der IMMOFINANZ Group, einer der führenden börsennotierten Immobiliengesellschaften in Europa. Er ist verantwortlich für die Bereiche Corporate Communications, Corporate Finance & Investor Relations, Financial Investments, Legal, Development, Transactions und Group Human Resources. Der in Österreich als Sanierungsexperte bekannte Manager wurde von seinen CFO-Kollegen bereits zwei Mal zum „CFO des Jahres“ ­gewählt (2006 und 2010). 2013 folgte der „CEO des Jahres“, zudem erhielt er vom Wirtschaftsmagazin „trend“ die renommierte Auszeichnung „Mann des Jahres“.

(BO)