Martin Berger, Geschäftsführer Österreich EPLAN Software & Service GmbH im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 7, SEPTEMBER 2018
Martin Berger über Führung mit Gefühl, Chancen internationaler Vielfalt und eine vorausschauende Erfolgsstrategie. © EPLAN Software & Service GmbH

Mit gutem Beispiel voran.

"Im Zentrum der Transformation“ lautete der Titel des Porträts unserer sommerlichen Doppelausgabe, mit welchem wir dem Rittal-Österreich-Geschäftsführer Marcus Schellerer einen ausführlichen Bericht widmen durften. Zwei tropische Monate später ist diese Schlagzeile präsenter denn je, und das nicht nur aufgrund des immer stärker spürbaren Klimawandels. Denn mit Martin Berger, seines Zeichens österreichischer Geschäftsführer der EPLAN Software & Service GmbH, konnten wir für das vorliegende Porträt einen Interview­partner gewinnen, der im Laufe seiner Karriere Zeuge zahlreicher Transformationsprozesse und ihrer Auswirkungen geworden ist.

Technologische Verbundenheit
Die beiden Geschäftsführer sind nicht nur durch ihre Zugehörigkeit zur Friedhelm-Loh-Unternehmensgruppe und ihre sich ergänzenden Geschäftsfelder eng mit einander verbunden, sondern auch durch die rasante Veränderung des technologischen Fortschritts. „In unserer Technologie herrscht nie Stillstand. Wir sind laufend gefordert, neue Trends zu betrachten und richtig umzusetzen“, bestätigt uns Martin Berger. Der gelernte Elektrotechniker und autodidakte EPLAN-Anwender ist Mann der ersten Stunde im Hause EPLAN Österreich, doch auch nach mehr als 20 Jahren sieht sich der engagierte Geschäftsführer täglich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. „Als Verantwortlicher für 35 Mitarbeiter im Inland und 30 Mitarbeiter im Ausland muss man sich laufend hinterfragen und Brücken schlagen. Auch gegenüber Kunden muss eine große Wertschätzung da sein. Jeder Kunde und Anwender unserer Softwareprodukte und Dienstleistungen hat seine persönlichen Bedürfnisse – sei es aus persönlichen Gründen oder aufgrund der Geschäftstätigkeit. Das muss einem wichtig sein, wir müssen unsere Kunden und deren Anliegen verstehen und dementsprechend agieren. Eine große Aufgabe bei mehr als 2.500 Unternehmen und rund 5.500 Anwendern alleine in Österreich. Auch das Agieren in einem Unternehmensverbund wie der Friedhelm Loh Group hält viel Spannendes bereit. Hier gilt es, die Ressourcen richtig zu nutzen und im Sinne unserer gemeinsamen Kunden einen Nutzen zu stiften.“

Gute Führung – eine Frage des ­Charakters
Mit über 30 Jahren Berufserfahrung hat Martin Berger unterschiedliche Führungsstile- und -persönlichkeiten beobachten können und dabei vor allem eines erkannt: „Grundsätzlich geht es um die richtigen Charaktereigenschaften. So wie man als Person ist, so wird auch meist der Grundansatz in der Führung sein.“ Bergers Einsatz, Engagement und soziale Kompetenzen prägen demzufolge auch seinen eigenen Führungsstil. „Wir leben in einer leistungsorientierten Gesellschaft, die sich einen entsprechenden Lebensstandard aufbauen will oder schon aufgebaut hat. Ich selbst bin sehr leistungsorientiert und habe immer die Zielerreichung unserer Vorhaben im Auge – im Sinne unseres Unternehmens. Hier muss man sehr viel Gefühl für den richtigen Führungsstil haben. Es ist ein Mix aus Leistungsbereitschaft, die eingefordert wird, aber auch einem Miteinander auf kollegialer Basis. Wer Mitarbeiter führt, ist sofort mit unterschiedlichen Bedürfnissen konfrontiert. Hier muss man sehr sensibel, aber manchmal auch bestimmt – das Ziel vor Augen – reagieren. Meine Mitarbeiter können sich darauf verlassen, dass ich in jeder Situation hinter ihnen stehe.“

Humankapital aus aller Welt
Der Wert qualifizierter und kompetenter Mitarbeiter wird vor allem dieser Tage bewusst, denn noch nie fiel es Unternehmen so schwer, geeignete Fachkräfte zu finden. „Gesellschaftlich steht Österreich sicherlich vor vielen Herausforderungen, die uns natürlich auch betreffen. Die Verfügbarkeit von Fachkräften ist eines der großen Themen“, ist auch Martin Berger überzeugt, und ergänzt: „Hier kommen wir dann sofort in Richtung Migrationshintergrund. Wir selbst haben viel Erfahrung mit Kollegen und Mitarbeitern aus dem Ausland, da wir seit 15 Jahren das angrenzende Ausland als Teil unseres Vertriebsgebietes haben. Hier muss man immer die jeweilige Situation im Land und deren Geschichte kennen. Auch in Österreich haben wir bereits mit Kunden und Mitarbeitern zu tun, die gebürtig aus anderen Ländern kommen. Und da gibt es nur gute Erfahrungen, hoch gebildet und engagiert, willig zu arbeiten und zum Erfolg des Unternehmens beitragend.“

Der Zeit voraus
Als einer der führenden Anbieter von Softwarelösungen zur Optimierung von Engineering-Prozessen verfolgt EPLAN seit geraumer Zeit einen konsequenten Wachstumskurs. Doch auch in dieser Position ist das Unternehmen nicht davor gefeit, in Zukunft mit dem einen oder anderen Rückschlag konfrontiert zu werden. „Wir sind in unterschiedlichen Branchen der Industrie tätig. Daher gibt es laufend Veränderungen und neue Anforderungen. Geht es der einen Branche gut, kann es sein, dass eine andere Branche eher Probleme hat“, erklärt Martin Berger. „Momentan läuft es überall gut und das wirkt sich direkt auf das Geschäft aus. Ist jedoch das Wirtschaftswachstum eher schwächer, dann müssen wir rechtzeitig reagieren – nur, wann ist das? Wir haben Ganzjahresstrategien, machen uns heute schon Gedanken, wie wir die nächsten eineinhalb Jahre gestalten und was wir in den Fokus nehmen. Wir justieren zwar im Jahr nach, jedoch hilft diese vorausschauende Strategie dabei, mögliche Marktschwächen rechtzeitig zu erkennen. Und die letzten Jahre läuft das mit großem Erfolg.“ (BO)


ZWÖLF FRAGEN AN MARTIN BERGER

Was wollten Sie als Kind werden?
Koch und Kellner.

Was bedeutet Glück für Sie?
Gesund zu sein und Personen an meiner Seite zu haben, mit denen ich durch dick und dünn gehen kann – also meine Familie und gute Freunde.

Welches Buch haben Sie zuletzt gelesen?
Ein Segelbuch – als Vorbereitung für den Segelschein Binnen.

Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Meine Frau, denn sie ist gut organisiert, kümmert sich neben ihren Beruf um unser Privatleben und organisiert tolle Reisen. Sie ist immer dahinter, dass wir die wenige Zeit, die wir als Familie neben dem Beruf haben, auch gut nutzen.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie verfolgen?
Mache Sport – das sorgt für Ausgleich, hält dich gesund und du lernst interessante Menschen dabei kennen.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Mit niemandem, denn es passt, wie es ist. Ich arbeite gerne, der Beruf und die Aufgabe machen Spaß, täglichen Herausforderungen begegne ich mittlerweile gelassen und mit Routine. Also, kein Grund, mit jemandem tauschen zu müssen.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Für EPLAN ein Unternehmen zu gründen, das seit Bestehen erfolgreich ist und als Vorzeigeunternehmen für andere gilt.

Was ist das Verrückteste, das Sie je in Ihrem Leben getan haben?
Einen Ironman-Triathlon in Angriff zu nehmen und diesen auch erfolgreich zu bestehen. Mit sehr wenig Trainingstagen pro Woche habe ich damals das Maximum herausgeholt. Das Geheimnis – glaube ich – war die klare Fokussierung, dass ich das machen und auch durchstehen will. Und die schlussendlich tolle Zeit von klar unter elf Stunden war dann die Belohnung.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Ich habe eine sehr positive Lebenseinstellung und lache eigentlich jeden Tag.

Gibt es etwas, was Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Sky-Diving – aber das werde ich auch nie probieren, wobei ich es genial finde, den Elementen zu trotzen.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Die Freude am Leben und was ich gemeinsam mit meiner Familie und meinen Mitarbeitern geschaffen habe.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie dann und ­warum?
Ein Münsterländer – unserer ist vor Kurzem gestorben, aber er hatte ein schönes, sportliches Leben bei uns.

ZUR PERSON
Martin Berger
Der Absolvent der HTL für Elektrotechnik Martin Berger begann seine berufliche Karriere 1986 als Konstrukteur und CAD-Koordinator Elektrotechnik bei der ELIN Energieanwendung GmbH (später VA TECH ELIN EBG). Vier Jahre später wechselte er zur Firma AI Informatics, wo er zunächst als technischer Betreuer für EPLAN-Produkte und AutoCAD zuständig war, sich im Laufe der Jahre aber immer mehr in Richtung Vertrieb entwickelte. Daraus hat sich für Martin Berger im Jahr 1996 die große Chance ergeben, für das international agierende Unternehmen Wiechers & Partner (Softwarehersteller von EPLAN) eine Niederlassung in Österreich aufzubauen. Mit der Umfirmierung 2003 schlug die Geburtsstunde der EPLAN Software & Service GmbH, für welche Martin Berger bis heute als Geschäftsführer tätig ist.