Im Vorjahr hielten die Gewerkschaften Warnstreiks ab © APA - Austria Presse Agentur

Am Montag in einer Woche startet die Herbstlohnrunde mit den Kollektivvertragsverhandlungen für die rund 134.000 Beschäftigte der Metalltechnischen Industrie. Ausgangspunkt ist die Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate von 6,3 Prozent. Aktuell liegt die Teuerungsrate im Jahresvergleich bei 9,1 Prozent. Im Vorjahr erfolgte ein KV-Abschluss bei 3 bis 3,55 Prozent Plus, bei einer Jahresinflation von damals 1,89 Prozent. Der Mindestlohn legte auf 2.089,87 Euro brutto zu.

Wobei die Metallindustrie zu den gut verdienenden Branchen zählt. Zur Einordnung: Laut Gewerkschaft werden aktuell rund 180.000 Jobs mit weniger als 1.700 brutto bezahlt. Für heuer ist die Arbeitnehmervertretung mit der Forderung nach 2.000 Euro Brutto-Mindestlohn in die Herbstlohnrunde gegangen.

Arbeitgeber wie Arbeitnehmer gehen heuer von besonders schwierigen Verhandlungen aus, da die Teuerung in den vergangenen Monaten stark angezogen hat. Im Juli lag die Inflation bei 9,3 Prozent, der Mini-Warenkorb (also der typische wöchentliche Einkauf) verteuerte sich um 19,1 Prozent. Der Mikrowarenkorb, der den täglichen Einkauf widerspiegelt, legte im Jahresabstand um 10,4 Prozent zu.

"Der Kompromiss wird heuer auf beiden Seiten größer sein müssen als sonst", sagte Wifo-Ökonom Benjamin Bittschi am Wochenende im Gespräch mit der APA. "Es wird wahrscheinlich wirklich schwierig", meinte er. "Prinzipiell könnte es ein Weg sein mit der hohen Inflation umzugehen, dass man untere Einkommensklassen stark erhöht und bei höheren eher Kompromisse eingeht", zeigte der Ökonom einen Weg vor.

Zur Brutto-Mindestlohnforderung von 2.000 Euro sagte Bittschi, dass es ohnehin schon einige Sektoren gibt, die mehr bezahlen. Aber: "Es gibt Branchen, da kann ich mir schwer vorstellen, dass es dort so starke Erhöhungen des Mindestlohns gibt", so der Ökonom. Er nannte hier etwa den Handel (1.600 Euro) oder die Gastronomie, die bei Hilfskräften mit 1.575 Euro startet.

Für eine Überraschung sorgte die Gewerkschaft vida, zuständig für die Bereiche Verkehr und Dienstleistungen, am Freitag. Sie will die Lohnverhandlungen für 2023 auf den heurigen Herbst vorziehen. Als Grund nannte sie die hohe Inflation. "So wie die Regierung gegensteuert, verpuffen die Entlastungsmaßnahmen gegen die Teuerung bei ganz vielen Menschen sehr schnell - Einmalzahlungen decken eben keine laufenden Kosten. Das heißt, die Löhne müssen jetzt steigen", so Roman Hebenstreit am Freitag in einer Aussendung.

Zuvor hatte bereits ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian klare Worte an die Arbeitgeber gerichtet. "Die Leute haben solche Kabeln, nehmt das Ernst", meinte er. Und zu den Aussagen der Arbeitgeber, wonach ein sehr schwieriger Herbst und Winter bevorstehe, sagte er bei einer Pressekonferenz, ab Mitte August würden die Industrievertreter die "schwarzen Gewitterwolken" beschwören. "Geht der Gewerkschafter durchs Zimmer, stimmen die Prognosen nimma", so der oberste Arbeitnehmervertreter.

Zuvor hatten die Arbeitgeber in Person von Christian Knill, Obmann der Metalltechnischen Industrie in der Wirtschaftskammer (WKÖ), gemeint: "Die Inflation werden alle gemeinsam schultern müssen."Es brauche eine Art "nationalen Schulterschluss" bei dieser "gesamtgesellschaftlichen Aufgabe" - zwischen Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Staat. "Die Industrie erwartet bereits eine Rezession in den nächsten Monaten", sagte Knill und präzisierte: "Das Eis ist also sehr, sehr dünn."