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NEW BUSINESS 1/2017

COVERTHEMA derer sie ein neues Thema erarbeiten können. Diese sehen sich diese Videos zuhause an und erlernen so den neuen Inhalt. Auf die Art können sie sich individuell mit einem Thema auseinandersetzen, je nachdem, wie schnell sie den Inhalt verstehen. Und im Unterricht bleibt dann Zeit, um Übungen durchzuführen. Die Lehrkraft wird zum Coach und kann individuell unterstützen. Digitalisierung ändern. Wir sind nicht mehr die Wissensvermittler, Rahmen, in dem sie sich individualisiert Wissen aneignen können“, ist Stefan Schmid, Pädagoge und Mit- Initiator von Flipped Classrooms Austria, überzeugt. Auf die Weise können sich Lehrer auch besser auf ihre pädagogischen Aufgaben konzentrieren, anstatt wie bisher mit der reinen Wissensvermittlung beschäftigt zu sein. „Die Methode ist ef zient, lässt einen individueller auf die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler eingehen und macht Spaß. Schon jetzt bilden sich auf Eigeninitiative 30.000 PädagogInnen an der virtuellen Pädagogischen Hochschule digital und innovativ aus“, erzählt Schmid aus seiner jahrelangen Praxiserfahrung. Im Flipped Classrooms-Blog nden sich übrigens zahlreiche Beiträge zu Erfahrungen aus der Praxis, Erkenntnisse aus Forschung und Wissenschaft, Tools, Tipps und Tricks sowie Veranstaltungsempfehlungen (www. ipped-classroom-austria.at). Es gibt auch 20 NEW BUSINESS | FEBRUAR 2017 Fotos: Jan Voth, Pixabay, Flipped Classrooms Austria, Österreichische Computer Gesellschaft „Der Beruf des Lehrers wird sich durch die sondern wir bieten den Schülern einen schon großes Interesse und viele Anfragen aus anderen Ländern wie Deutschland, Luxemburg oder Spanien. Neue Anreize für die Wissensvermittlung liefern auch Lernspiele, da spieltypische Elemente die Lernmotivation steigern können. „Spiele eröffnen enormes Lernpotenzial. Kluge Lernsoftware allein reicht jedoch nicht aus. Lehrende müssen zwischen virtueller und realer Welt eine Verbindung herstellen, damit der Transfer gelingen kann“, ist Konstantin Mitgutsch, Medienpädagoge und Gründer von „Playful Solutions“, überzeugt. Demokratisierung und Personalisierung der Bildung Auch Bildungs- und Digitalisierungsexperte Jörg Dräger, Mitglied des Vorstands der Bertelsmann Stiftung, sieht eine enorme Chance in der Bildungsoffensive, ermahnt aber, dass digitale Bildung mehr sei als nur Smartboards und Apps: „Es müssen sinnvolle pädagogische Konzepte dahinterstecken!“ Die größten Chancen sieht er dabei in der Demokratisierung und der Personalisierung der Bildung. Mit ersterem meint Dräger, dass Bildung durch die Digitalisierung für Menschen geöffnet wird, die bisher weniger Chancen hatten, daran teilzuhaben. Als Beispiel bringt er ein Experiment aus der US-amerikanischen Eliteuniversität Stanford. Hier wurden die Folien einer Vorlesung, die zuvor etwa 50 zahlenden Studenten zur Verfügung standen, gratis ins Netz gestellt. Die Prüfung stand ebenfalls allen Menschen, die sich anmeldeten, kostenlos offen. 161.000 Anmeldungen trafen ein, 23.000 Menschen haben bestanden. Das Verblüffende: Der beste Stanford-Student, der regulär zahlte (etwa 25.000 Dollar Studiengebühren im Semester), fand sich auf Platz 413 wieder. Mit Personalisierung der Bildung meint der Bildungsexperte, dass die Digitalisierung das Potenzial birgt, intelligente Systeme zu entwickeln, die sich auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen einstellen und individuelle Lernwege ermöglichen und somit eben Bildung personalisieren. Nicht für alle das Gleiche, sondern für jeden das Passende. „Wir müssen die Digitalisierung aktiv mitgestalten und sie in den Dienst der Pädagogik stellen. Wenn das gelingt, hat Digitalisierung das größte Potenzial, Hauptanliegen wie Chancengerechtigkeit oder Individualisierung zu ermöglichen.“ VM Potenzial ausschöpfen »Wir müssen die Digitalisierung aktiv mitgestalten und sie in den Dienst der Pädagogik stellen. Wenn das gelingt, hat Digitalisierung das größte Potenzial, Hauptanliegen wie Chancengerechtigkeit oder Individualisierung zu ermöglichen.« Jörg Dräger, Mitglied des Vorstands der Bertelsmann Stiftung


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