Arbeitslosenquote stieg um 0,6 Prozentpunkte auf 8,1 Prozent © APA - Austria Presse Agentur

Die Industrieflaute in Österreich belastet weiter den Arbeitsmarkt und trifft Bundesländer mit viel Warenproduktion am stärksten. Ende Jänner gab es im Vergleich zum Vorjahresmonat um 8 Prozent mehr Personen ohne Job. Arbeitslose und Schulungsteilnehmer zusammengerechnet waren 421.207 Personen (+31.148) ohne Beschäftigung. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,6 Prozentpunkte auf 8,1 Prozent. Die Arbeitslosigkeit steigt seit April 2023.

Einen besonders starken Anstieg bei Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern gab es im Jahresabstand in Oberösterreich (+12,8 Prozent), Steiermark (+9,9 Prozent) und Vorarlberg (+9,2 Prozent). In Wien belief sich das Plus auf 8 Prozent, dahinter folgen Niederösterreich (+6,6 Prozent), Salzburg (+5,8 Prozent), Burgenland (5,1 Prozent), Tirol (+4,4 Prozent) und Kärnten (+3,7 Prozent.) Der Anstieg der Arbeitslosenzahlen sei auf die "schwächere wirtschaftliche Dynamik als im Vorjahr zurückzuführen", so Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) in einer Aussendung.

Den höchsten Zuwachs bei arbeitslosen Personen und AMS-Schulungsteilnehmern nach Branchen gab es im Gesundheits- und Sozialwesen mit 16,2 Prozent, gefolgt von der Warenerzeugung (+13,8 Prozent), Beherbergung und Gastronomie (+8,3 Prozent), Verkehr und Lagerwesen (+8 Prozent) und Handel (+7,8 Prozent). Den vergleichsweise niedrigsten Anstieg gab es bei der Arbeitskräfteüberlassung (+6,9 Prozent) und am Bau (+6,6 Prozent).

Einen besonders starken Anstieg der Arbeitslosigkeit gab es bei Personen mit akademischer Ausbildung (+17 Prozent), ausländischen Personen (+14,7 Prozent) und jungen Menschen unter 25 Jahren (+11,5 Prozent).

Die Zahl der Langzeitbeschäftigungslosen verharrte im Vergleich zum Vorjahr nahezu unverändert bei knapp 78.000. Die Langzeitarbeitslosigkeit hatte im Frühjahr 2021 im Zuge der Coronapandemie mit über 148.000 Personen ihren Höchststand. "Damit wir die Langzeitarbeitslosigkeit weiter senken können, stehen dem AMS über 270 Mio. Euro zweckgebundenes Budget für langzeitarbeitslose und ältere Personen zur Verfügung", sagte Kocher.

Der stotternde Konjunkturmotor in Österreich macht sich auch am Stellenmarkt bemerkbar. Beim Arbeitsmarktservice waren Ende Jänner über 87.000 offene Stellen als sofort verfügbar gemeldet, ein Minus von rund 19 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Der Rückgang an offenen Stellen zeige "die schwierige konjunkturelle Situation", erklärte AMS-Vorständin Petra Draxl in einer Stellungnahme. "Wir hoffen, dass die Prognosen eines positiven konjunkturellen Aufschwungs ab Mitte des Jahres eintreten." Umso wesentlicher sei es, dass man "diese Zeit auch für notwendige Höherqualifizierung von Menschen nutzt". "Der Fachkräftebedarf beschäftigt uns trotz steigender Arbeitslosigkeit weiterhin", so Draxl.

Der ÖVP-Wirtschaftsbund erfasst in seinem Stellenmonitor alle Jobportale und verzeichnete im Jänner 165.129 offene Stellen. Ende Jänner waren über 8.000 offene Lehrstellen sofort verfügbar und es gab 7.000 Lehrstellensuchende.

Wirtschaftsvertreter fordern angesichts der aktuellen Konjunkturlage Erleichterungen durch die Regierung. Man müsse den Faktor Arbeit "deutlich entlasten", damit der Druck auf Arbeitsplätze in der Industrie gemildert werde und sich Betriebe das für eine konjunkturelle Erholung, die sich für das zweite Halbjahr abzeichne, notwendige Personal auch leisten könne, so IV-Generalsekretär Christoph Neumayer in einer Aussendung. Vor allem für Industriebetriebe werde es immer schwerer, ihre Beschäftigten trotz geringer Auslastung und sinkender Produktivität zu halten, warnte WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf.

SPÖ und Gewerkschaft forderten erneut eine Erhöhung des Arbeitslosengeldes. "55 Prozent Nettoersatzrate ist für die Betroffenen viel zu wenig und für ein Land wie Österreich beschämend", kritisierte ÖGB-Bundesgeschäftsführerin. "Das Arbeitslosengeld soll auf 70 Prozent Nettoersatzrate angehoben werden", wünscht sich SPÖ-Vorsitzender Andreas Babler. Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl pochte auf "eine echte Existenzsicherung" für Arbeitssuchende. FPÖ-Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch kritisierte erneut die Arbeitsmarktpolitik der Regierung. "In Wahrheit legt die schwarz-grüne Regierung bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit nach wie vor die Hände in den Schoß - ein solches Vorgehen ist nur mehr unverantwortlich lasch", so Belakowitsch.