Ab Dienstag wieder Einschränkungen im deutschen Bahnverkehr © APA - Austria Presse Agentur

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer hat zum nächsten Warnstreik im Tarifstreit mit der Deutschen Bahn aufgerufen. Am Dienstag ab 2.00 Uhr soll es für 24 Stunden erneut zu weitreichenden Einschränkungen im Fern-, Regional- und Güterverkehr kommen, teilte die Gewerkschaft am Sonntagabend mit. Im Güterverkehr beginne der Streik bereits am kommenden Montag um 18.00 Uhr, und werde am Dienstag um 18.00 Uhr enden. Das Unternehmen reagierte mit scharfer Kritik.

Die GDL mache ihre Drohung wahr, Streiks nicht mehr 48 Stunden vorher anzukündigen, teilte die Deutsche Bahn am Sonntagabend in Berlin mit. "Das ist für Millionen von Bahnreisenden und die Wirtschaft eine blanke Zumutung." Der Streik werde sich erneut massiv auf den gesamten deutschen Bahnbetrieb auswirken. Die DB versuche trotz des kurzen Vorlaufs, für den Fern-, Regional-und S-Bahn-Verkehr wieder ein Grundangebot anzubieten, hieß es weiter. Im Fernverkehr sollen demnach längere Züge mit mehr Sitzplätzen eingesetzt werden.

Da der Vorstand der Bahn der GDL seit dem 19. Jänner kein neues Angebot vorgelegt habe, "führt dies unweigerlich zum Arbeitskampf", begründete die Gewerkschaft ihren Aufruf. Erst vergangene Woche hatte der fünfte Streik der GDL in der laufenden Tarifrunde wieder Millionen Pendler getroffen. In Wirtschaft und Politik gibt es zunehmend Unmut darüber.

Die Deutsche Bahn hatte die Gewerkschaft erst am Sonntag zu Tarifverhandlungen für Montag eingeladen. "Wir sind überzeugt, dass uns eine Einigung nur im Dialog am Verhandlungstisch gelingen wird", erklärte Personalvorstand Martin Seiler. Mit Blick auf die GDL-Forderung nach einem schriftlichen Angebot meinte er, es sei nicht zielführend in dieser sehr weit fortgeschrittenen Phase der Verhandlungen in einen schriftlichen Austausch von Angeboten und Antworten überzugehen.

Die GDL erklärte am Abend, die Bahn setze die Provokation fort und zwinge die GDL unweigerlich und zum Leidwesen der DB-Kunden die Auseinandersetzung fortzuführen. "Die GDL-Einigungsvorschläge, liegen seit 23. Jänner 2024 auf dem Tisch der DB und die Vorstandsetage hat nichts Besseres zu tun als Arbeitsverweigerung zu begehen." Anstatt ein schriftliches Angebot vorzulegen und darüber mit der GDL tragfähige Lösungen im Rahmen von Tarifverhandlungen zu finden, werde weiter "in der PR-Kampagne so getan, als ob die GDL nicht kompromissbereit wäre".

Die Bahn hatte zuvor erklärt, sie habe sich in den vergangenen Tagen mehrfach bereit erklärt, die Verhandlungen auf Basis des von Moderatoren vorgeschlagenen Gesamtpakets zu Ende zu führen. Dazu gehöre auch eine 36-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Sollte die GDL diesen Weg nicht gehen wollen, sei die DB auch bereit, in eine formale Schlichtung einzutreten.

Am Freitagmittag endete der jüngste Streik der Lokführergewerkschaft. Ab 02.00 Uhr am Donnerstag hatten die Lokführer deutschlandweit große Teile des Nah- und Fernverkehrs lahmgelegt. Auch Verbindungen zwischen Deutschland und Österreich waren betroffen. Im Güterverkehr war bereits seit Mittwochabend nicht mehr gefahren worden. Man werde künftige Streiks nur noch kurzfristig ankündigen, nicht mehr 48 Stunden vorher wie bisher, hatte GDL-Chef Claus Weselsky im Deutschlandfunk gesagt.