Containerschiffe umfahren jetzt Afrika © APA - Austria Presse Agentur

Angesichts der fortwährenden Angriffe der Houthi auf Handelsschiffe im Roten Meer ist die Menge der dort transportierten Container einer Studie zufolge weiter gesunken. Im Jänner passierten über 80 Prozent weniger Container die Meeresstraße und den Suezkanal, als eigentlich zu erwarten wären, teilte das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) am Mittwoch mit. Im Dezember war die Anzahl der verschifften Container um mehr als die Hälfte eingebrochen.

"Die Streitkräfte der USA und von Großbritannien konnten bislang offenbar nicht für mehr Sicherheit auf der ehemals meistbefahrenen Handelsroute sorgen", sagte der Direktor des Forschungszentrums Handelspolitik, Julian Hinz, mit Blick auf Angriffe der beiden Länder auf Positionen der Houthi-Miliz in Jemen in den vergangenen Wochen.

"Die gegenwärtige Situation sieht aber dramatischer aus, als sie gesamtwirtschaftlich ist", fügte er hinzu. "Wir sehen momentan, dass Containerschiffe deutlich länger unterwegs sind als ursprünglich geplant, so dass in vielen Häfen Europas eine Lücke entstanden ist. Die dürfte sich aber wieder auf ein Normalmaß schließen, sobald der längere Fahrweg logistisch eingeplant ist." In Hamburg und Bremerhaven, aber auch in Rotterdam und Antwerpen legten im Vergleich zum Vorjahresmonat um ein Viertel weniger Schiffe an, hieß es in der Studie.

Statt durch das Rote Meer fahren die Schiffe nun um Afrika und das Kap der Guten Hoffnung. Der Umweg nimmt dem Institut zufolge rund zwei Wochen in Anspruch. Die verlängerte Fahrzeit habe die Frachtraten deutlich erhöht: Der Transport eines 40-Fuß-Standardcontainers zwischen China und Europa kostete im Jänner zwischenzeitlich mehr als 5.000 US-Dollar (knapp 4.700 Euro), nach rund 1.500 Dollar Ende 2023. Der aktuelle Preis sei allerdings noch weit entfernt von den Ausschlägen während der Coronapandemie, als der Transport eines Containers auf dieser Route knapp 15.000 Dollar kostete.

Insgesamt sei die Menge weltweit verschickter Waren im Jänner jedoch angestiegen. Die Zahl verschiffter Standardcontainer habe bei über 14 Millionen Stück sogar nahe dem bisherigen Höchststand von vor rund zwei Jahren gelegen. Daher seien keine Engpässe bei Vorprodukten oder Konsumgütern zu erwarten, sagte Hinz. Eine Ursache für die rege Handelsaktivität dürfte auch im chinesischen Neujahrsfest liegen. "Im Vorfeld der Feiertage legt der Handel in China üblicherweise zu. Allerdings geht er danach auch wieder zurück", sagte Hinz.