Die OeNB schüttet heuer erneut keine Dividende an die Republik aus © APA - Austria Presse Agentur

Aufgrund der europäischen Geldpolitik der vergangenen Jahre wird die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) noch länger brauchen, bis sie sich wieder von ihren Bilanzverlusten erholt hat. Nach einem Geschäftsergebnis von minus 2,21 Mrd. Euro im Jahr 2023 wird auch für heuer mit einem Minus gerechnet - "sicher im Millardenbereich", sagte OeNB-Direktor Thomas Steiner am Freitag. Bis der Bund wieder Ausschüttungen bekommt, werden noch viele Jahre vergehen.

Über das Jahr 2024 hinausgehend seien Prognosen schwierig. Da die Bilanz aber noch hohe Summen an Wertpapieren aus EZB-Ankaufprogrammen aufweist, die nun abgebaut werden müssen, dürfte es wohl noch länger dauern, bis sich die bilanzielle Lage bei der Nationalbank wieder stabilisiert.

Sobald wieder Gewinne erzielt werden, würden diese zunächst zur Abdeckung vergangener Verluste verwendet werden, so Steiner weiter. Eine Gewinnausschüttung an die Republik sei daher erst wieder in den 2030-er Jahren wahrscheinlich. Bereits 2022 war der Bund leer ausgegangen, damals konnte die OeNB noch durch Auflösung von Rückstellungen einen Verlust in der Bilanz vermeiden.

2023 stand bei der OeNB unterm Strich ein Bilanzverlust von 2,06 Mrd. Euro. Grund war wie bereits im Jahr 2022 die ultralockere Geldpolitik im Euroraum der vergangenen Jahre, gefolgt von einem raschen Zinsanstieg im Zuge des Inflationsanstiegs.

Durch die über viele Jahre ultralockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) hat die OeNB viele Wertpapiere mit eher niedriger Verzinsung in der Bilanz. Die Zinserträge daraus lagen 2023 bei 494 Mio. Euro. Auf der Passivseite muss die Notenbank jedoch aufgrund des seit 2022 gestiegenen Zinsniveaus höhere Zinsen an die Geschäftsbanken für ihre Einlagen bei der Notenbank zahlen. Die Zinsaufwendungen lagen daher bei minus 3,48 Mrd. Euro.

Um diesen sogenannten "Asset-Liability-Mismatch" zu dämpfen, sprach sich OeNB-Gouverneur Robert Holzmann einmal mehr für eine Anhebung der Mindestreserve-Anforderungen für Banken aus. Banken müssen bei der Nationalbank eine Mindestreserve halten. Aktuell liegt diese bei einem Prozent der Kundeneinlagen einer Bank, die Verzinsung dessen hat die EZB bereits auf null Prozent gesenkt.

Den Satz könnte man auf 5 bis 10 Prozent erhöhen, so Holzmann. Damit würden sich die Gesamtzinszahlungen der Währungshüter an Banken reduzieren. Aus Sicht der Banken sei das jedoch wie eine Steuer, so Holzmann.

Die OeNB selbst macht das negative Ergebnis aber nur bedingt Sorgen. "Ob eine Zentralbank Gewinne oder Verluste macht, ist ein nachrangiges Ergebnis ihres Mandats", sagte Holzmann. Die Finanzkraft und Handlungsfähigkeit würde das nicht beeinträchtigen. Auch für die heimische Bevölkerung habe die negative Bilanz der OeNB keine Auswirkung, sagte Steiner.

Im Hinblick auf die Stabilität des heimischen Bankensystems zeigte sich die OeNB heute weiter zuversichtlich. Trotz des herausfordernden Umfeldes wegen des Ukraine-Kriegs, höherer Inflation und konjunktureller Schwächephase seien die Bilanzen der Institute solide. Die Quote notleidender Kredite (NPL) sei zwar im Zuge einer höheren Zahl an Insolvenzen etwas angestiegen, es sei aber nicht besorgniserregend. Eine gute Kapital- und Liquiditätsausstattung bleiben aber auch in Zukunft wesentlich, sagte Vize-Gouverneur Gottfried Haber.

Zur Kreditvergabe der Banken wies die Nationalbank darauf hin, dass die Zahl variabel verzinster Kredite in Österreich Ende 2023 wieder bei über 50 Prozent lag. Variabel verzinste Kredite bergen immer ein Risiko für die Kreditnehmer. Seit der strengeren Vergaberegeln, die Mitte 2022 eingeführt wurden, hätten sich die Vergabestandards für Wohnkredite aber deutlich verbessert, so Haber.