Bei Frachtgut kommt es derzeit zu Verzögerungen © APA - Austria Presse Agentur

Die angespannte Lage im Roten Meer wird laut Wirtschaftsforschern nur geringe Auswirkungen auf die Verbraucherpreise in Österreich haben. So seien zwar moderate Preisanstiege bei Gütern wie Elektronikzubehör oder Textilwaren, die über das Rote Meer nach Europa gelangen, zu erwarten. Insgesamt dürften sich die Konsequenzen für die Konsumentinnen und Konsumenten aber in Grenzen halten, so die Einschätzung von Ökonomen des Wifo und des IHS.

Beim Suezkanal im Roten Meer handelt es sich um die Hauptroute für den europäischen Güterimport aus asiatischen Ländern wie China oder Bangladesch. Für Frächter führen die regelmäßigen Angriffe der Houthi-Rebellen auf Transportschiffe aktuell zu Transportverzögerungen und höheren Kosten durch die notwendige Umfahrung der Seestrecke. Betroffen sind aus österreichischer bzw. europäischer Sicht vor allem elektronische Waren wie Monitore oder Bauteile für Handys sowie Konsumgüter wie Bekleidung.

Aus Sicht von Harald Oberhofer, Ökonom am Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo, könnte es vor allem bei diesen Produktgruppen zu leichten Preissteigerungen kommen. "Jeder Kostenschock erzeugt potenziell inflationären Druck. Das werden wir jetzt auch sehen", erklärte der Wifo-Experte im Gespräch mit der APA. Denn die Frächter würden aufgrund der steigenden Kosten die Preise für ihre Vorleistungen erhöhen, was sich letztlich auf die Preise der Produkte umwälzen werde. Die Anstiege beim Warenwert vermutet Oberhofer allerdings nur im niedrigen einstelligen Prozentbereich.

Dämpfend wirkt laut dem Experten die gebremste Konjunkturstimmung. "Eine Sache, die dem (den Preissteigerungen, Anm.) entgegenwirkt, ist der Umstand, dass in Europa die aktuelle Konjunkturlage alles andere als rosig ist. Das bedeutet, dass die Nachfrage nach diesen Produkten relativ niedrig ist und daher der Preisanstieg geringer ausfällt." Leichte Transportverzögerungen seien daher für die Industrie großteils verkraftbar.

Entwarnung gibt auch der Inflationsexperte Sebastian Koch vom Institut für Höhere Studien (IHS). "Man muss erwarten, dass punktuell Preise nach oben gehen. (...) Es hat einen Effekt, der ist aber sehr klein", so Koch. Zu bedenken gab er, dass sich die aktuelle Lage im Gegensatz zur Situation während der Coronapandemie, als neben Lieferketten die Produktion beeinträchtigt war, anders gestalte. Hier handle es sich um eine "reines Transportproblem", mit dem die Wirtschaft aufgrund der Erfahrungen in der Coronakrise besser zurechtkomme.

Einen Halbleiterengpass wie während der Pandemie erwartet Koch nicht, da diese mittlerweile vor allem per Luftfracht transportiert würden. Ebenso rechne er mit kaum Auswirkungen auf den Ölmarkt, denn die Effekte der geopolitischen Spannungen seien "mittlerweile längst eingepreist". Förderkürzungen des Ölkartells OPEC hätten da beispielsweise einen wesentlich größeren Einfluss, zog er einen Vergleich.