Die Addiko Bank könnte an die slowenische Bank gehen © APA - Austria Presse Agentur

Die Addiko Bank, die 2015 aus den Hypo-Alpe-Adria-Balkanbanken hervorgegangen ist, hat in den vergangenen Monaten für großes Interesse unter Investoren gesorgt. Seit Jahresbeginn haben zwei Investoren aus Serbien Interesse an einem größeren Aktienpaket des Instituts bekundet, nun will die slowenische Bankengruppe NLB (Nova Ljubljanska Banka) die Bank übernehmen. Sie bietet 20 Euro pro Aktie für eine "bedeutende Mehrheitsbeteiligung" an der Addiko Bank an.

Am späten Mittwochabend hatte die NLB die Absicht bekanntgegeben, ein freiwilliges Übernahmeangebot für die Addiko zu unterbreiten. Bisher war die NLB nicht an der Addiko beteiligt. Die Übernahme aller Anteile würde nach Angaben der slowenischen Wirtschaftszeitung "Finance" rund 390 Mio. Euro kosten.

Den Slowenen gefällt das Geschäftsmodell der Addiko Bank. "Die NLB ist beeindruckt von der Entwicklung der Fähigkeiten der Addiko-Gruppe als spezialisierte Bank für Privatkunden sowie Klein- und mittelständischen Betriebe (KMU). Wir glauben, dass diese Fähigkeiten das universelle Bankenmodell der NLB sinnvoll ergänzen würden", betonte der NLB-Chef Blaž Brodnjak in einer Mitteilung auf der Webseite der Laibacher Börse. Die Übernahme würde der NLB-Gruppe einen größeren Geschäftsumfang in vier Ländern, in denen sie bereits präsent ist (Slowenien, Serbien, Bosnien und Herzegowina und Montenegro), verschaffen sowie den Zugang zum kroatischen Markt ermöglichen, hieß es.

Der Angebotspreis von 20 Euro je Aktie entspricht den Angaben von NLB zufolge einer Prämie von 22,15 Prozent auf den volumengewichteten Sechsmonatsdurchschnittskurs vor dieser Bekanntmachung. Er entspricht einer Prämie von 4,99 Prozent im Vergleich zum Börsenschlusskurs vom 15. Mai, dem letzten Handelstag vor der Ankündigung der NLB. Am Donnerstagvormittag notierte die Aktie der Addiko Bank an der Wiener Börse bereits bei 20,00 Euro und einem Plus von 4,99 Prozent.

Die Addiko Bank reagierte auf die Ankündigung nur mit einem sehr knappen Kommentar. Sie nehme die Übernahmeabsicht "zur Kenntnis" und sei mit der slowenischen Bank vor der Ankündigung in Kontakt gewesen. Nach der Veröffentlichung der Angebotsunterlagen durch die NLB wolle die Addiko eine Äußerung dazu abgeben, teilte die Bank mit.

Großes Interesse an der Addiko Bank kommt aber nicht nur aus Slowenien, sondern auch aus Serbien. Bereits im März hatte die Agri Europe Cyprus - eine Finanzholdinggesellschaft, die dem serbischen Geschäftsmann Miodrag Kostic zugerechnet wird - angekündigt, ein Aktienpaket von bis zu 17 Prozent an der Addiko Bank erwerben zu wollen. Damals war von einem Preis von 17,50 Euro je Aktie die Rede, in dem heute veröffentlichten Übernahmeangebot liegt der Kaufpreis jedoch nur noch bei 16,24 Euro je Titel. Nach wie vor sollen bis zu 3,3 Mio. Aktien erworben werden. Die Annahmefrist für die Offerte läuft bis 27. Juni. Bereits erfolgt ist der ebenfalls im März angekündigte Kauf des Addiko-Aktienpakets in Höhe von 9,99 Prozent bzw. 1,95 Mio. Aktien von der Infenity Management Limited.

Die serbische Alta Pay, die ebenfalls bereits mit knapp 10 Prozent an der Addiko Bank beteiligt ist, strebt indessen eine Aufstockung ihres Anteils an. Über Optionsverträge, die die Bank mit anderen Aktionären der Addiko abgeschlossen hat, könnte Alta Pay ihren Anteil auf knapp unter 30 Prozent erhöhen, wie Anfang April bekannt geworden war. Dafür müssen vorher aber noch die nötigen regulatorischen und fusionskontrollrechtlichen Genehmigungen eingeholt werden.

Neben den beiden serbischen Anteilseignern zählen noch die DDM Invest aus der Schweiz (9,90 Prozent), die Wellington Management Group (8,85 Prozent) und Brandes Investment Partners (5,07 Prozent) aus den USA, Dr. Jelitzka + Partner (6,88 Prozent) und Winnegg Realitäten (6,73 Prozent) aus Österreich, RWC Asset Management (4,93 Prozent) aus Großbritannien und die Europäische Entwicklungsbank EBRD (8,40 Prozent) zu den wichtigsten Eigentümern der Bank.

Die Addiko Bank mit Sitz in Wien ist 2015 aus den Hypo-Alpe-Adria-Balkanbanken hervorgegangen und notiert seit 2019 an der Wiener Börse. Das Institut ist über ihre Töchter in Kroatien, Slowenien, Bosnien und Herzegowina, Serbien und Montenegro tätig. Die NLB-Gruppe, die zu 25 Prozent im Besitz des slowenischen Staates ist, ist in Slowenien, Nordmazedonien, Bosnien-Herzegowina, Kosovo, Montenegro und Serbien tätig. Sie hat 2,9 Millionen Kunden, fast 8.000 Mitarbeiter und 408 Filialen. Die Bilanzsumme der Gruppe belief sich Ende März auf knapp über 26 Mrd. Euro.

Kroatien ist das einzige Land in der Region, in dem die NLB noch nicht vertreten ist. Die Großbank versucht seit vielen Jahren, in diesen Markt einzutreten, konnte dies jedoch aufgrund der Streitigkeiten zwischen Slowenien und Kroatien nach dem Zerfall Jugoslawiens und der Schulden der kroatischen Niederlassung ihrer Vorgängerin, der einstigen Ljubljanska Banka, bei kroatischen Sparern nicht tun.

Die Analysten der Erste Group sind nicht überrascht von dem Übernahmeangebot der NLB und sehen es als "positive Entwicklung für den Bankensektor in der Region", in der es derzeit eine laufende Konsolidierung im Bankensektor gebe. Dass die NLB ihre Rolle als Käufer fortsetze, sei zu erwarten gewesen, heißt es in einem Report vom Donnerstag.