Dr. Erich Forster, CEO WESTbahn Management GmbH im Porträt

NEW BUSINESS - NR. 7, SEPTEMBER 2014
Dr. Erich Forster © WESTbahn Management GmbH

Going strong. Going WEST.

An einem regnerischen Vormittag spazieren wir mit WESTbahn-CEO Dr. Erich Forster über den Wiener Westbahnhof. An einem Anlegegleis der WESTbahn steigen gerade die letzten Passagiere aus. Erich Forster betrachtet interessiert die Gesichtszüge der Fahr­gäste, um ihre Stimmung nach der Reise erfassen zu können. Stolz präsentiert er Züge und Waggons und plaudert mit einigen Mitarbeitern. Es ist unübersehbar, dass dieser Mann seinen Beruf nicht nur beherrscht, sondern ihn auch mit persönlichem Engagement und Leidenschaft ausübt: „Für mich ist die Eisenbahn ein völlig unterschätzter Bereich mit einer unglaublichen Präzision und einer sehr weitreichenden unternehmerischen Aufgabe. Die wenigsten Leute erkennen die eigentliche Komplexität dieser Branche. Die „Eisenbahn“ bewegt sich am Markt zwar relativ langsam, aber wenn sie einmal in die richtige Richtung gebracht wird, weist sie eine beständige positive Entwicklung auf. Das zentrale faszinierende Element an der WESTbahn an sich ist ihre Rolle als Marktaufbrecher. Wir sind eines der ganz wenigen privaten Unternehmen in Europa, die in Open Access eingestiegen sind. In Österreich sind wir sogar der einzig wirklich private Anbieter, denn die meisten anderen deklarierten „Privatbahnen“ sind zum Teil sehr wohl auch in Bundes- oder Landesbesitz. Davon differenziert sich die WESTbahn komplett. Wir haben den mit Abstand größten Teil unserer Shares in privater Hand und sind dahingehend ohne jegliche Stützung unterwegs. Diese schwierige Aufgabe ist unsere Herausforderung und begründet auch meine Faszination für dieses Unternehmen“, so Forster.

Ziel Nr. 1: der zufriedene Kunde
In der WESTbahn hat persönliche Kundenbetreuung Priorität. Aus diesem Grund beschäftigt die WESTbahn durchschnittlich in jedem Wagen einen WESTsteward oder eine WESTstewardess. Das garantiert neben optimaler Betreuung der Kunden auch Sicherheit.
„Wir sind ein offenes Unternehmen mit einer sehr freien Kultur des Austauschens. Nur durch diese offene Kommunikation merken wir, wo sich Fehler im System befinden und wo wir uns verbessern können. Einen weiteren sehr zentraler Wert stellen auch jene Mitarbeiter dar, die in direktem Kontakt mit dem Kunden stehen. Diese müssen von allen unterstützt werden. Denn nur wenn das System für unsere Crews an Bord oder für die Triebfahrzeugführer perfekt organisiert ist, können sie auch die Kunden perfekt betreuen. Dieser qualitative Vorsprung wird bereits durch zahlreiche Analysen bewiesen“, betont CEO Forster.

Revolution im Personenverkehr
Die Erfolgsquoten der WESTbahn sprechen für sich: Im 2. Betriebsjahr (2013) erreichte der Umsatz der WESTbahn einen Wert von rund 40 Millionen Euro. Das entspricht einem Wachstum gegenüber dem Vorjahr von 49,4 %. Neben dem deutlichen Umsatzanstieg konnte durch das effiziente Kosten- und Betriebsmanagement auch das Ergebnis vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen (EBITDA) um 82,6 % gegenüber 2012 verbessert werden. Der Aufschwung setzt sich auch 2014 fort und ist durch immer mehr zufriedene Kunden bestimmt. Laut aktueller Qualitätsstudie des Instituts für Strategie­analysen (ISA) unter Prof. Dr. Peter Filzmaier aus April 2014 wurde selbst die hohe Kundenzufriedenheit 2013 nochmals übertroffen. 71 % der Fahrgäste der WESTbahn finden die Leistungen sehr gut und 29 % gut. Günstige Ticketpreise, Freundlichkeit, Pünktlichkeit und vor allem Schnelligkeit machen das WESTbahnfahren im Vergleich zum Autofahren zu einer attraktiven Reisealternative.
„Unser Fokus liegt ganz klar auf der schnellstmöglichen und endgültigen Konsolidierung unseres Basisangebots. In den letzten Jahren konnten enorm große Fortschritte gemacht werden. Trotz unvermeidlicher Start-up-Verluste sind wir bereits seit einigen Monaten operativ positiv und werden in unmittelbarer Zukunft insgesamt auf Profit fahren. Durch weitere Investitionsschritte werden wir die österreichische Bahnlandschaft mittel- bis langfristig umkrempeln. Aktuell versuchen wir die extremst mögliche Kostenorientierung zu schaffen. Jeder Cent wird drei Mal umgedreht. Unsere Kosten, die in Euro pro Zugkilometer berechnet werden, sind national wie international weit unter vergleichbaren Werten.“
Das 4. Eisenbahnpaket ist der nächste Schritt in den Liberalisierungsbemühungen am Europäischen Bahnsektor und soll weitere Qualitätsverbesserungen für die Kunden und Kosteneinsparungen für die öffentliche Hand bringen. Die WESTbahn strebt Maßnahmen zugunsten der Steuerzahler an, wie eine einheitliche Zulassung von Bahnfahrzeugen und verpflichtende Ausschreibungen. Damit identifiziert sich die WESTbahn mit dem modernen Ansätzen der EU-Kommission.

Elf Fragen an Erich Forster.

Was wollten Sie als Kind werden?
Lehrer. Ich hatte das Glück, im Gymnasium unglaublich tolle Professoren zu haben, die diesen Berufswunsch sicherlich begründet haben. Aufgrund der mir ehrlich vermittelten schlechten Berufsaussichten in diesem Bereich entschied ich mich dann doch dagegen. Im Endeffekt nicht meine schlechteste Entscheidung.

Was bedeutet Glück für Sie?
Ganz klar: Zufriedenheit, Gesundheit und die Möglichkeit, ein möglichst problemloses Leben zu führen.

Gibt es ein Lebensmotto, das Sie antreibt?
Die konsequente Verfolgung von Zielen.

Was war Ihr bisher größter Erfolg?
Die rasche wirtschaftliche Konsolidierung der WESTbahn in den letzten zwei Jahren.

Mit wem würden Sie gerne einen Tag lang tauschen?
Am liebsten mit einem Formel-1-Fahrer. So sehr ich die Eisenbahn liebe, Autos liebe ich auch.

Was war das Verrückteste, das Sie je in Ihrem Leben getan haben?
Der Versuch mit etwa 20 Jahren, nach einer Pyjama-Party mit einer Gruppe von Freunden, gekleidet in Pyjama und Krawatte, ein Casino im ersten Bezirk zu entern. Trotz erfüllter Krawatten-Pflicht hat man uns nicht hineingelassen.

Worüber haben Sie zuletzt gelacht?
Über die soeben erzählte Casino-Anekdote.

Gibt es etwas, was Sie schon immer ausprobieren wollten, sich bisher aber nicht getraut haben?
Fallschirmspringen.

Was motiviert Sie, tagtäglich aufzustehen?
Meine Arbeit mit meinem tollen Team macht mir enormen Spaß. Da kommt die Motivation von ganz allein.
Welche Persönlichkeit inspiriert Sie?
Für meine gesamte berufliche Karriere hat mich der langjährige ÖBB-Generaldirektor Dr. Draxler mit seiner wirtschaftlichen Orientierung extrem inspiriert. Er war eigentlich der Erste, der sich traute, mit der „alten ÖBB“ den Sprung in die Moderne zu wagen, wenngleich die damaligen Rahmenbedingungen dies leider noch nicht zuließen.

Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie und warum?
Schwierig. Am ehesten ein Vogel, weil er aus einer ganz anderen Perspektive einen größeren Überblick hat.

Zur Person
Die berufliche Laufbahn von Dr. Erich Forster ist seit jeher mit der Eisenbahn verbunden. Basierend auf einer 35-jäh­rigen Arbeitserfahrung bei der ÖBB ­(Güterverkehr, Marktforschung und Marketing, Fernverkehrschef) wechselte der heutige CEO der WESTbahn Management GmbH 2011 vom staatlichen in den privaten Sektor. Im Februar 2014 wurde Forster dann auch zum neuen Vorstand der Rail Holding AG bestellt: „Warum ich in meiner heutigen Position bin, hat damit zu tun, dass ich durch meine Erfahrung einen hohen Spezialisierungsgrad erlangt habe. Mein Tätigkeitsbereich bringt Know-how-Erfordernisse mit sich, die
ich durch meine Branchenkenntnisse zu erfüllen weiß.“

(BO)