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Martin Zahlbruckner, Präsident von Austropapier © delfortgroup

Die bürokratischen Anforderungen durch die EUDR könnten dazu führen, dass viele Kleinwaldbesitzer:innen in Österreich ihre Wälder außer Bewirtschaftung stellen.

81 Prozent der heimischen Wälder sind in Privatbesitz. Die laut Austropapier "überbordenden bürokratischen Anforderungen der EU durch die EU-Entwaldungsverordnung" (EU Deforestation Regulation; EUDR) könnten dazu führen, dass die vielen Kleinwaldbesitzer:innen ihre Wälder nicht mehr bewirtschaften. Damit würde nicht nur der wertvolle Rohstoff Holz immer knapper, sondern auch zehntausende Arbeitsplätze in Österreich wären bedroht, warnt die Vereinigung der österreichischen Papierindustrie in einer aktuellen Aussendung.

Austropapier unterstützt das Ziel der EU, die globale Entwaldung zu stoppen. So würde sich die österreichische Papierindustrie schon seit Jahrzehnten dafür einsetzen, dass die heimischen Wälder klimafit sind und kontinuierlich wachsen. 2005 wurde etwa die Kooperationsplattform Forst-Holz-Papier (FHP) gegründet, ein Zusammenschluss entlang der Wertschöpfungskette in Österreich, der maßgeblichen Anteil daran hat, dass die heimischen Wälder in den letzten zehn Jahren Tag täglich um die Größe von neun Fußballfeldern gewachsen sind, und über 300.000 Arbeitsplätze in 172.000 Betrieben abgesichert sind.

Schon jetzt existieren in Österreich der Vereinigung der österreichischen Papierindustrie zufolge strenge Gesetze zur Walderhaltung. Nicht nur Waldumwandlungen unterliegen demnach Genehmigungsverfahren, auch jede Holz-Nutzung ist mit der Pflicht der Wiederbewaldung verbunden. Die Kontrolle erfolgt durch die zuständigen Forst- und Naturschutzbehörden. 

"Bürokratiemonster" EUDR
Die aktuelle Version der EUDR, die Ende Juni 2023 in Kraft getreten ist und bis Ende dieses Jahres zwingend umgesetzt werden muss, bedrohe jedoch Österreichs Vorzeigemodell durch völlige Überregulierung, unklare Ausformulierung und nicht zuletzt ein misslungenes Traceability-System, das auf Geolokalisierungsdaten der Erntesystems basiert und eine manuelle Eingabe jeder Holzernte vorsieht. "Die einmonatige Testphase des Meldesystems der EU hat gezeigt, dass diese digitale Plattform weder den heutigen Anforderungen an eine moderne IT-Infrastruktur entspricht noch über passende Schnittstellen zu branchenüblichen Systemen verfügt und daher völlig unbrauchbar ist", erklärt Christian Schnedl, Geschäfstführer von Papierholz Austria, einer Holzeinkaufsgesellschaft, die als Bindeglied zwischen den Waldbesitzern und der verarbeitenden Industrie fungiert. Schnedl weiter: "An manchen Tagen kommen bei uns 300 LKW täglich an. Der zusätzliche bürokratische Aufwand durch die Verpflichtung zur Lieferantenkontrolle, wie ihn die EUDR verlangt, würde einen erheblichen personellen Mehraufwand bedeuten, der für uns einfach nicht umsetzbar ist."

Die eingangs erwähnten 81 Prozent der heimischen Wälder, die laut Waldbericht 2023 in Privatbesitz sind, teilen sich auf rund 137.000 Eigentümerinnen und Eigentümer auf. Der bürokratische Zusatzaufwand der EUDR wäre besonders für Kleinwaldbesitzer so groß, dass die Gefahr bestünde, dass sie ihre Wälder gar nicht mehr bewirtschaften, der wertvolle Rohstoff Holz bei steigender Nachfrage immer knapper wird und Wälder außer Nutzung gestellt werden, warnt Austropapier. Eine aktuelle Studie - an der auch Experten des Bundesforschungszentrums für Wald (BFW) mitgewirkt haben – hat errechnet, dass eine Außernutzungsstellung von 10 Prozent der Waldfläche einem Verlust von 2,36 Mrd. Euro Wirtschaftsleistung und 27.000 Arbeitsplätzen gleichkommen.

Austropapier fordert Fristverlängerung und Novellierung
Auch wenn Austropapier als Vereinigung der österreichischen Papierindustrie ausdrücklich die Absichten, die hinter der EUDR stehen, begrüßt, so bedürfe es doch "einer praxisnahen und bürokratiesparsamen Umsetzung mit entsprechenden Kompetenzen im Landwirtschaftsministerium für eine adäquate nationale Umsetzung". 

"Viele Formulierungen in der EUDR bieten erheblichen Interpretationsspielraum und daher keine Rechtssicherheit. Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes konnten bisher von der EU nicht ausgeräumt werden und das Meldesystem stellt die gesamte Branche von Industriebetrieb bis zum Kleinwaldbesitzer vor unüberwindliche bürokratische Hürden", erklärt Austropapier-Präsident Zahlbruckner und formuliert demzufolge eine klare Forderung: "Aufgrund der vielen offenen Fragen und dem Fehlen jeglicher Schnittstellen im Meldesystem, ist eine Umsetzung bis Ende 2024 schlichtweg unmöglich. Hier braucht es zwingend eine Fristverlängerung, bis die EUDR novelliert und praxistauglich gemacht wird." (red.)

www.austropapier.at