Design allein reicht nicht und Funktionalität allein ebenso wenig. Vielmehr geht es um das perfekte Zusammenspiel. © www.pexels.com

Wer an Design denkt, denkt an das iPhone von Apple, Armbanduhren von Rolex oder Hermès‘ Birkin-Bag, die teuerste Handtasche der Welt. Doch Design ist nicht immer zwingend mit Luxus verbunden, sondern umgibt uns auch im alltäglichen Konsumbereich seit Jahrhunderten. So wurde etwa der „Schreibtischfauteuil Nr. 9“ der Gebrüder Thonet bereits um 1900 entworfen. Später schrieb der Stuhl als „Wiener Sessel“ Geschichte und steht nicht nur nach wie vor in vielen Kaffeehäusern, sondern auch in Wohnungen. Die Liste der Ikonen im Architekturbereich ist lang: Eine weitere davon ist Arne Jacobsen mit dem Egg Chair aus den 1950er-Jahren.

Aber auch die unverkennbare Cola-Flasche reiht sich in diese Aufzählung ein, genauso wie die Schriftart Times New Roman, an der früher ebenso niemand vorbeikam. Und wer oft auf Bahnhöfen anzutreffen ist, wird die Zeit wohl an einer Schweizer Mondaine-Uhr ablesen. Im Business-to-Consumer-Bereich gehen also Funktionalität und Design von Objekten schon länger Hand in Hand: Eine Handtasche muss nicht nur genug Platz für alle möglichen Utensilien bieten, sondern auch gut aussehen. Und ein Smartphone soll nicht nur leicht zu bedienen sein, sondern auch ein spektakuläres Erscheinungsbild aufweisen – ja mehr noch: Konsumgüter sind sogar mittlerweile zu Statussymbolen geworden. Dasselbe gilt übrigens auch im Umkehrschluss. Das heißt: Design allein reicht nicht und Funktionalität allein ebenso wenig. Vielmehr geht es um das perfekte Zusammenspiel. Aber wie sieht es damit nun im Business-to-Business-Segment aus? Was lässt sich über Design speziell in der Industrie sagen?

B2B-Bereich hinkte hinterher
Lange Zeit hinkte der B2B- dem B2C-Bereich bei dieser Diskussion hinterher. Eine Maschine muss funktionieren und keinen Preis für das beste Aussehen gewinnen, lautete lange Zeit das Motto. Aber stimmt das noch? Ist das noch zeitgemäß? Fakt ist: Auch im B2B-Segment setzen inzwischen immer mehr Unternehmen auf einen stimmigen Mix aus Form und Funktion.

Ralph Wiegmann, Geschäftsführer des Vereins IF Industrie Forum Design, schätzt, dass in Deutschland mittlerweile rund ein Drittel der Industriebetriebe mit einem Designer zusammenarbeiten. In Österreich sieht die Situation ähnlich aus. Egal, ob Fräs-, Spritzgieß- oder Stanzmaschine – immer mehr Gerätschaften punkten also nicht mehr nur mit herausragenden Funktionen, sondern auch mit einem durchdachten Design.

Eindeutige Marken- und Designsprache hat Vorteile
Ein Vorteil von einzigartigen Gehäusen ist, dass sich in vielen Fällen damit auch der Schutz erhöht, denn freiliegende Kabel oder spitze Komponenten des Innenlebens einer Maschine sind immer auch mit Risiken für denjenigen Mitarbeiter verbunden, der sie bedient. In erster Linie geht es jedoch um eine eindeutige Marken- und Designsprache, die ein Unternehmen damit entwickeln kann. Vom Qualitätsbewusstsein bis zur Schlichtheit – das, wofür ein Betrieb steht, kann und darf sich auch im Design seiner Produkte widerspiegeln.

In weiterer Folge entsteht so ein Wiedererkennungswert, die Firma kann sich besser positionieren und von Mitbewerbern abheben. Und das ist mittlerweile unerlässlich, denn der internationale Wettbewerbsdruck steigt. Und wer keine Kaufanreize schaffen kann, wird über kurz oder lang nicht bestehen können. Dies alles mündet in einen weiteren Vorteil, nämlich jenen, gute Preise für ein Produkt zu erzielen. Schließlich verkaufen sich gut gestaltete B2B-Erzeugnisse laut Experten besser und können durchaus hohe Absatzsteigerungen bewirken.

Zusammengefasst lässt sich also folgendes feststellen:  

Mit Design im B2B-Bereich kann:

sich eine Firma von der Konkurrenz abheben
ein Hersteller die eigenen Werte wie Qualität, Tradition, Präzision oder Nachhaltigkeit auch in den Produkten zum Ausdruck bringen
ein Unternehmen einen höheren Preis erzielen
ein Betrieb dafür sorgen, dass die Maschinen sicherer und damit auch langlebiger sind

Design im B2B-Bereich bedeutet mitunter aber auch:

es dauert länger und kostet mehr, eine Maschine zu entwerfen
es muss ein Kompromiss zwischen Ingenieur und Designer gefunden werden
es kann Skepsis im Umfeld entstehen und die Frage, inwiefern es gerechtfertigt ist, ein Industrieprodukt mit einem schönen Design auszustatten

Ein Rädchen von vielen
Design ist also zu einem wichtigen Rädchen in der Vertriebs- und Marketingmaschinerie geworden. Nichtsdestotrotz bleibt es eben ein Rädchen von vielen. Das heißt: Perfekt aufeinander abgestimmte Produktionsprozesse, eine gute Projektplanung, ein durchdachtes Vertriebskonzept und nicht zuletzt die bereits erwähnte Funktionalität spielen dabei ebenso nach wie vor eine große Rolle. Und gerade im B2B-Bereich hat die Funktionalität einer Maschine immer noch Vorrang gegenüber anderen Parametern.

Darüber hinaus sollte in der heutigen Zeit auch die menschliche Komponente nicht vernachlässigt werden: In einer Welt, die immer vernetzter und automatisierter wird, kann ein guter Kunden-Service oft das sprichwörtliche Zünglein an der Waage sein. Und: Design hört nicht bei der Maschine per se auf, sondern muss sich auch durch sämtliche andere Bereiche einer Marke bzw. eines Unternehmens ziehen: von der Website über Print-Broschüren bis hin zu Messeständen. (red./PR)