Ein Drohnen-Ballett tanzte zum Auftakt der Digital X 2023. © RNF

Am 20. und 21. September 2023 fand in Köln die Digital X 2023 statt, ein Digitalisierungs-Festival der Superlative.

Im Rahmen ihrer „Digital X“ tauchte die Deutsche Telekom, mitsamt ihren Tochtergesellschaften wie dem IKT-Dienstleister T-Systems, und zusammen mit 300 Partnern die ganze Stadt Köln in der vergangenen Woche zwei Tage lang in ein magentafarbenes Licht – und das zu Lande, zu Wasser und in der Luft. So waren nicht nur über zwei Millionen Quadratmeter der Kölner Innenstadt Infostände; Bühnen und Erlebnisstationen verteilt, an denen Innovationen um die Aufmerksamkeit der rund 50.000 Besucher buhlten, auf einem See schwamm auch ein autonomer Wasserreinigungsroboter – der WasteShark – und am nächtlichen Himmel sorgte als Auftakt am Vorabend des Events ein Drohnenspektakel anstatt eines Feuerwerks für Staunen.

Den Festivalcharakter der Veranstaltung, die sich selbst als „Weltausstellung der Digitalisierung“ und ein bisschen auch als inoffizieller Nachfolger der Cebit versteht, unterstrichen die Auftritte von Stargästen wie dem ABBA-Mitgründer Björn Ulvaeus, der Futuristin Amy Webb, dem Künstler und „Cyborg“ Neil Harbisson sowie dem Schauspieler George Clooney, die sich in den Reigen der insgesamt 250 Sprecher aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft einreihten – darunter auch Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die sich sichtlich erfreut über die Wahl des Austragungsortes zeigte. Ein exklusives Konzert der Band „Thirty Seconds To Mars“ vor mehr als 3.000 Fans stand am Abend des ersten Tages ebenfalls auf dem Programm. Dem Vernehmen nach soll sich die Deutsche Telekom den Event alles in allem rund 20 Mio. Euro gekostet haben lassen. Einen großen Teil zur Finanzierung des Spektakels beigetragen haben aber auch die Partnerunternehmen.

Barbara Schöneberger, die Moderatorin des ersten Tages auf der "Inspiration Stage", mit Stargast George Clooney und Digital-X-Schirmherr Hagen Rickmann © RNF

 

Be digital. Stay human.
Das Motto der Veranstaltung lautete „Be digital. Stay human“. „Digitalisierung ist mehr als Technologie. Digitalisierung braucht Menschen. Genau hier setzt die Initiative Digital X an – wir möchten begeistern und die Chancen praxisnah aufzeigen“, sagte während der Eröffnung Hagen Rickmann, Schirmherr der Digital X-Initiative und aktuell noch Chef der Geschäftskundensparte der Telekom Deutschland. Wie nämlich nur wenige Tage später bekannt wurde, verlässt Rickmann den Konzern überraschend, um zum 13. Oktober 2023 außerhalb des Konzerns „neue berufliche Herausforderungen“ anzunehmen.

In einer gekonnt im Stil großer Technologie-Chefs vorgetragenen Keynote sparte Deutsche-Telekom-CEO Timotheus Höttges dann nicht mit Kritik und gab sich betont „edgy“, wie es heute heißt. Er brachte unter anderem die „Fair Share“-Debatte wieder aufs Tapet, wonach sich große Internetkonzerne, die für einen Großteil des Traffics in den Netzen mitverantwortlich seien, auch an den Kosten des Ausbaus der Infrastruktur beteiligen sollten. Im Hinblick auf Bedenken wegen der Netzneutralität ein umstrittenes und nicht leicht auszubalancierendes Vorhaben, das gerade wieder in Brüssel diskutiert wird. Er sorgte sich außerdem wegen der zunehmend sinkenden Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands auf dem Weltmarkt sowie der mangelnden Leistungsfähigkeit und dem mangelnden Leistungswillen in der Gesellschaft, bevor er sich auf einen Dialog mit seinem eigenen KI-Alter-Ego einließ.

Timotheus Höttges, Vorstandsvorsitzender Deutsche Telekom AG © RNF

 

Unzählige digitale Lösungen
Neben den publikumsstarken Auftritten gab es auf der Digital X auch eine Vielzahl von digitalen Lösungen, die die Besucher selbst ausprobieren konnten. Auf dem „Robotic Playground“ animierten Roboterarme die Besucher zum Seilspringen. Ein anderer Roboterarm erzeugte große, bunte Seifenblasen. Ein weiterer meißelte aus weißem Marmor einen metergroßen Geißbock, Maskottchen des 1. FC Köln.

Andernorts tauchten Besucher der Digital X in einen virtuellen Lackierraum ein. Mit VR lässt sich das Lackieren von Fahrzeugteilen simulieren. Die VR-Brille meldet sich bei falschen Handgriffen oder zu viel aufgetragener Farbe. Auch Wartungsarbeiten an einem Großbagger konnten über virtuelle Simulation geübt werden – in einer Baggerkabine von Komatsu mit einer App für VR-Trainings und 3D-Anwendungen auf einer VR-Plattform.

Ebenfalls präsentiert wurde beispielsweise – neben vielen, vielen anderen Innovationen – ein „Drucker“ für individualisierte Medikamente des Unternehmens DiHeSys, der den Aufwand für auf einzelne Patienten zugeschnittene Medikationen reduziert und sogar in Apotheken zum Einsatz kommen könnte.

Einer von zahlreichen Roboterhunden © RNF

 

Quality-on-demand
Am Rande der Veranstaltung wurde die allgemeine Aufmerksamkeit natürlich auch für die eine oder andere Ankündigung des Konzerns genutzt. Dazu zählte etwa die Einführung von sogenannten „Netzwerk-APIs“ (Schnittstellen) in Zusammenarbeit mit Vonage. Sie sollen Entwicklern und Geschäftskunden Kommunikationsfunktionen auf Netzwerkebene leichter zugänglich machen, die diese dann in ihren eigenen Produkten verwenden können. Sie erlauben es etwa, Anwendungen eine bestimmte Netzqualität für eine einzelne SIM-Karte bzw. einen einzelnen Nutzer zuzuweisen. Daten können dann mit stabiler Latenz oder Bandbreite übertragen werden, auch bei hoher Netzauslastung. Das nennt sich „Quality-on-demand“. Die API „Gerätestatus – Roaming“ wiederum stellt fest, ob sich ein Gerät im internationalen Roaming-Modus befindet. Sie kann auch bestimmen in welchem Land. Eine andere API ermöglicht es Apps, über das Mobilfunknetz den Standort einer SIM-Karte unabhängig von der GPS-Verfügbarkeit zu bestimmen. Weitere APIs sollen folgen. Geplant ist eine weltweite Standardisierung dieser APIs, an der zusammen mit vielen weiteren Netzbetreibern, Technologieanbietern, Cloud-Anbietern, Anbietern von Betriebssystemen und Anwendungsentwicklern im Rahmen der CAMARA-Initiative gearbeitet wird.

Man darf gespannt sein, wie es mit dieser Veranstaltung weitergehen wird. Die diesjährige Ausgabe noch zu toppen, dürfte schwierig werden. Der bisherige Schirmherr Hagen Rickmann gab vor Journalisten zu, selbst ein bisschen davon überrascht worden zu sein, wie stark die Digital X in den vergangenen Jahren gewachsen ist. Man wird es auf jeden Fall spätestens im September 2024 sehen. Denn dann ist die nächste Digital X geplant. (RNF)

www.digital-x.eu