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Gudrun Meierschitz, Vorständin Acredia Versicherung AG © Acredia

Acredia, die größte Kreditversicherung in Österreich, präsentiert ihre aktuelle Insolvenzprognose.

Es reißt nicht ab. Neben systemischen Krisen wie Klimawandel, Arbeitskräftemangel und angespannten Lieferketten bereiten die hohe Inflation und die steigenden Zinsen den Unternehmen Kopfzerbrechen. Hinzu kommt, dass in vielen Branchen die Nachfrage abnimmt und die gestiegenen Kosten nur schwer weitergegeben werden können. Das alles zehrt an den Unternehmensgewinnen. So gingen im zweiten Quartal 2023 die Gewinne erstmals seit 2020 in allen Ländern spürbar zurück (–1,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr).

Gudrun Meierschitz, Vorständin bei Acredia, der größten Kreditversicherung in Österreich: „Die Kombination aus hohen Kosten und sinkender Nachfrage drückt auf die Rentabilität der Unternehmen. Das kann schnell dazu führen, dass sich die Liquidität verschlechtert, im schlimmsten Fall muss sogar Insolvenz angemeldet werden.“

Laut der aktuellen Insolvenzprognose von Acredia wird die Zahl der weltweiten Firmenpleiten bis Ende des Jahres um voraussichtlich 6 Prozent steigen. Für 2024 werden weitere 10 Prozent erwartet. Damit dürften drei von fünf Länder bis Ende nächsten Jahres wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreichen, Österreich wird diese Marke heuer schon um rund 5 Prozent überschreiten. „Derzeit sehen wir keine Pleitewelle, sondern eine Normalisierung des Insolvenzgeschehens“, sagt Gudrun Meierschitz. „Klar ist aber, dass die Situation angespannt bleibt.“


Österreich: 10 Prozent mehr insolvente Unternehmen
Nach dem starken Anstieg von +57 Prozent im letzten Jahr, prognostiziert Acredia für 2023 in Österreich ein Plus von 10 Prozent bei den Firmenpleiten. „Das Insolvenzgeschehen hat sich in Österreich schneller normalisiert als in anderen Ländern,“ so Gudrun Meierschitz. „Mittlerweile liegt die Zahl der insolventen Unternehmen hierzulande über dem Niveau vor der Pandemie. Bis Ende des Jahres rechnen wir mit rund 5.250 Firmenpleiten. Die Dynamik dürfte sich nächstes Jahr weiter abschwächen, derzeit gehen wir von +4 Prozent für 2024 aus.“

Zu den gefährdeten Branchen zählen der Einzelhandel, das Baugewerbe und die Gastronomie. Vor allem der Wohnbau steht auf unsicheren Beinen. Viele offene Aufträge sind fertiggestellt und die Zahl der Neuvergaben ist stark eingebrochen, da die Nachfrage nach Immobilien angesichts der steigenden Zinsen zurückgegangen ist.

Ein Tag Zahlungsverzug entspricht Finanzierungslücke von 87 Milliarden Euro in der EU
„Um die Insolvenzzahlen zu stabilisieren, müsste sich das weltweite Wirtschaftswachstum verdoppeln“, so Meierschitz. „Das ist vor 2025 nicht realistisch. Gleichzeitig werden sich wohl die Zahlungsfristen verlängern, was die Insolvenzdynamik in den kommenden Quartalen zusätzlich anheizt.“

47 Prozent der Unternehmen weltweit warten über 60 Tage, bis ihre offenen Forderungen bezahlt werden. Ein zusätzlicher Tag Zahlungsverzug entspricht in der EU einer Finanzierungslücke von beinahe 87 Milliarden Euro. „Da Bankkredite für KMUs bereits knapper werden, werden sogenannte Lieferantenkredite gerne ausgeschöpft. Das Eintreiben offener Forderungen könnte für Unternehmen zu einer erheblichen Herausforderung werden“, betont Gudrun Meierschitz. (red./PR)

www.acredia.at