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Herausforderungen und Chancen für die kommenden Jahre

Hohe Gas- und Strompreise – dieses Thema hat sich seit ein paar Jahren zum Dauerbrenner entwickelt, an dem keiner mehr vorbeikommt. Insbesondere durch den russischen Angriffskrieg kletterte der Gaspreis vor ein paar Monaten in ungeahnte Höhen. Das Problem: Laut E-Control Austria, der für die Strom- und Gaswirtschaft zuständigen Regulierungsbehörde, lag der Anteil des russischen Gases am Gesamtimport in Österreich lange Zeit bei zirka 80 Prozent. Damit konnte Russland also gehörig Macht ausüben. Seither strebt das Klimaschutzministerium die Unabhängigkeit von russischem Erdgas an und möchte generell die Abhängigkeit von fossilen Energiequellen wie Erdgas, Erdöl und Kohle beenden. Stattdessen soll der Fokus auf erneuerbaren Energieträgern liegen.

Nur so könne Österreich energieautark werden, die Treibhausgasemissionen senken und die Klimaneutralität bis zum Jahr 2040 erreichen. Vergleicht man nun die aktuellen russischen Importmengen mit jenen zu Kriegsbeginn im Februar 2022, so ist tatsächlich bereits ein Abwärtstrend erkennbar. So betrug etwa der Anteil von Gas aus Russland an den gesamten österreichischen Netto-Gasimporten im August 2023 nur noch 43 Prozent. Der Importanteil nicht-russischer Quellen setzt sich dabei zu einem großen Teil aus norwegischem Gas und Flüssiggas (LNG) zusammen. Außerdem bezieht Österreich noch Gas aus Nordafrika und Zentralasien. 

Erste Bemühungen, Verbraucher zu schützen
Und trotzdem ist der Gaspreis nun erneut gestiegen – aufgrund des Nahostkonflikts. Konkret befindet er sich momentan auf dem höchsten Stand seit Februar. Experten wie Walter Boltz, Berater des Klimaschutzministeriums und ehemaliger E-Control-Chef, gehen davon aus, dass er noch um bis zu weitere 20 bis 30 Prozent steigen könnte, was sich erneut bis zum Endkonsumenten durchschlagen könnte. So extrem wie im letzten Jahr werde der Gaspreis allerdings nicht mehr in die Höhe schnellen. Zudem wollen EU-Länder Verbraucher nun besser vor ausufernden Strompreisen schützen und einigten sich nun im ersten Schritt in Luxemburg auf eine gemeinsame Position zu Vorschlägen für eine Reform des europäischen Strommarkts. Davon werde auch die Industrie profitieren.

Der Schlüssel zum Erfolg soll in langfristigen Verträgen zwischen Regierungen und Stromerzeugern liegen. Fällt der Marktpreis sodann unter einen vereinbarten Preis, so soll der Staat künftig einspringen und die Differenz ausgleichen. Liegt der Preis höher, bekommt der Staat den Überschuss. Doch ob es wirklich so weit kommt und wie das Ganze tatsächlich aussehen wird, das steht momentan noch in den Sternen. Und daher macht sich erneut Nervosität auf den Energiemärkten bemerkbar – vor allem jetzt, wo der Winter vor der Tür steht.

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Die Profiteure der Energiekrise
Doch es gibt auch Branchen und Unternehmen, die von der Energiekrise profitieren. Anders als während der Corona-Pandemie, wo vor allem Tech-Giganten groß abräumten, zählen nun allen voran jene, die die Energie bereitstellen, zu den Gewinnern, also Öl- und Gaskonzerne. Dahinter rangieren Stromerzeuger sowie all jene Hersteller, die sich auf erneuerbare Energien spezialisiert haben. Und schließlich profitieren auch Düngemittelhersteller wie die Borealis L.A.T. Der Grund: Seit der Erfindung des Haber-Bosch-Verfahrens vor etwa 100 Jahren dominieren Kunstdünger in der Landwirtschaft. Und für die Herstellung braucht es vor allem Erdgas. Entsprechend stiegen die Kosten auch hier stark an, die Gewinne waren aber noch höher. Und Bauern können nicht darauf verzichten und müssen die hohen Preise hinnehmen. Die breite unternehmerische Masse aber, die bekam die negativen Auswirkungen der Energiekrise massiv zu spüren. Umfragen zufolge wurden knapp 75 Prozent aller großen Firmen in Österreich vom Krieg beeinträchtigt. 

Krisen als Chance
All das hat auch die Spielregeln für Unternehmen in den letzten Jahren gehörig verändert. Das Thema Energie, und wie sich Energie sparen lässt, gewinnt immer mehr an Bedeutung. Und das kann durchaus als Chance gesehen werden. Denn hohe Energiepreise und Energieknappheit könnten den bisherig oft dagewesenen Widerstand gegen Projekte in erneuerbare Energieträger reduzieren. So weisen beispielsweise auch die Zahlen zum Ausbau von Photovoltaik schon in die richtige Richtung. Und davon profitieren auch jene Betriebe, die die Anlagen herstellen und installieren. Doch auch andere Unternehmen freuen sich über eine gute Auftragslage.

So verzeichnen einige Produzenten steigende Umsatzzahlen, beispielsweise das Unternehmen LiSEC, das im Bereich Glasbearbeitungsmaschinen und Software tätig ist. Der Grund: Die gestiegenen Strom- und Gaspreise führen zu einem höheren Interesse an Energieeffizienz unter Wohnungsbesitzern. Hier kommt nun Isolierglas ins Spiel – bei Neubauten und Sanierungen erleben Drei- und Vierfachverglasungen einen Boom. Dementsprechend steigt auch die Nachfrage nach Isolierglasmaschinen. Für produzierende Unternehmen ist das also eine gute Möglichkeit, auf die veränderte Nachfrage zu reagieren und den Fokus auf entsprechende Produkte zu legen. (red./PR)