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Das EU-Kreislaufwirtschaftspaket legt die Latte hoch: Bis 2030 sollen 55 % aller Kunststoffverpackungen und 60 % des Siedlungsabfalls in den Mitgliedsländern recycelt werden.

Unterstützung bekommen Unternehmen vom ecoplus Kunststoff-Cluster, der sich seit 2010 mit dem Thema Kreislaufwirtschaft beschäftigt.

Die ecoplus Cluster Niederösterreich sind flexible und innovative Netzwerke in wichtigen Stärkefeldern der niederösterreichischen Wirtschaft. Die Cluster vernetzen Unternehmen und Wissenschaft, motivieren zu Innovation und Kooperation und initiieren betriebsübergreifende Produkt- und Prozess­entwicklungen sowie Forschungsprojekte und Qualifizierungsaktivitäten. Die Clusterteams verstehen sich als Trendscouts. Sie loten aktuelle Entwicklungen der Branchen aus, greifen Zukunftsthemen auf und bereiten diese für die Clusterpartner auf.

Wie erfolgreich dieses Konzept ist, beweisen die Aktivitäten des ecoplus Kunststoff-Cluster zum Thema Kreislaufwirtschaft. In den vergangenen Jahren wurden in diesem Bereich bereits mehrere firmenübergreifende Vorzeigeprojekte verwirklicht: Beginnend mit dem Projekt „Rec2TecPart“, bei dem es um das Upgrading von Kunststoffabfall durch gezielte Compoundierung auf das Niveau von Neuware ging, wurde Schritt für Schritt daran gearbeitet, Kunststoffabfall als wertvollen Rohstoff wieder in den Kreislauf zurückzuführen und so Kunststoffkreisläufe optimal zu schließen – ein Gewinn für Umwelt, Unternehmen und Konsument:innen und ein wichtiger Schritt bei der Green Transformation der heimischen Kunststoffindustrie.

So haben beispielsweise seit fünf Jahren in drei überbetrieblichen Kooperationsprojekten knapp 90 Unternehmen und F&E-Einrichtungen an neuen technologischen Entwicklungen zum Einsatz von Recyclingkunststoff im Lebensmittelbereich gearbeitet.

Im Projekt „PolyCycle“ wurde untersucht, inwieweit rezyklierte Polyolefine wieder für die Erzeugung von Lebensmittelverpackungen herangezogen werden können.
Im Projekt „Pack2theLoop“ wird der Fokus auf Post-Consumer-Verpackungen im Allgemeinen erweitert und Mengen und Qualität gesammelter Kunststoffe den Anforderungen der verarbeitenden Betriebe gegenübergestellt.
Im Projekt „PET2PACK“ stehen erstmals PET-Tiefziehverpackungen, also alles außer PET-Flaschen, im Mittelpunkt.

Die Projekte im Detail
Aktuell kann recycelter Kunststoff nicht ohne Weiteres für Lebensmittelverpackungen verwendet werden, denn es könnten sich Substanzen herauslösen, die mit den aktuellen Analyseverfahren noch nicht genau zuzuordnen sind.

Hier setzt das Projekt „Poly­Cycle“ an. Die Projektpartner entwickeln gemeinsam mit renommierten Forschungseinrichtungen neuartige Teststrategien und Analysemöglichkeiten, damit wiederaufbereiteter Kunststoff problemlos für Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden kann. Wenn die engagierten Ziele im Nachfolgeprojekt „Safe Cycle“ erreicht werden, ergibt sich eine Win-win-Situation für Konsument:in­nen, Wirtschaft und Umwelt, denn damit kann der Kreislauf für einen der größten Anwendungsbereiche von Kunststoffverpackungen geschlossen werden. 

Ziel des Projekts „Pack2theLoop“ ist es, anhand konkreter Use-Cases qualitätsgesicherte Rezyklate aus Post-Consumer-Materialien zu erarbeiten und damit zu einem geschlossenen Kreislauf für Kunststoffeinwegverpackungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Kunststoffbranche beizutragen – von den Produzenten über die Anwender und Inverkehrbringer bis zur Sammlung, Entsorgung, Verwertung und schlussendlich zum Recycling von Kunststoffverpackungen. Es geht darum, ein „Design for/from Recycling“ als evidenzbasierten Schlüssel für zukunfts- und recycling­fähige Verpackungen zu etablieren.

„Pack2theLoop“ ist österreichweit das größte Branchenprojekt im Rahmen der FTI-Initiative Kreislaufwirtschaft des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie und stärkt langfristig die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Industrie.

Bis heute liegt im Bereich PET-Recycling das Hauptaugenmerk auf der getrennten Sammlung und Verwertung von PET-Hohlkörpern wie Getränkeflaschen, obwohl PET-Tiefziehartikel (Rigid 1-Verpackungen) mehr als zehn Prozent der gesamten Kunststoffverpackungsabfälle ausmachen.

Im Projekt „PET2PACK“ wollen die Projektpartner aus Wissenschaft und Wirtschaft daher ein Closed-Loop-System für PET-Rigid-Verpackungen aus dem Lebensmittelbereich sowie aus dem Non-Food-Bereich über die gesamte Wertschöpfungskette in Österreich entwickeln. Im Food-Bereich sind das etwa Fleisch-, Gemüse- oder Obstschalen, Trinkbecher, Folien, Deckel, Klarsichtverpackungen, Servierschalen oder Schraubdosen. Im Non-Food-Bereich zählen zum Beispiel Hohlkörperverpackungen von Waschmitteln oder Reinigern dazu. Alle angeführten Projekte wurden bzw. werden in Rahmen der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG gefördert.

Im Laufe dieser Aktivitäten hat der Cluster zudem ein breitgefächertes Netzwerk geschaffen, das aus wissenschaftlichen Einrichtungen, Unternehmen aus den Bereichen Kunststofferzeugung, Compoundierung, Verarbeitung und Anwendung sowie aus Experten und Expertinnen für Abfall- und Kreislaufwirtschaft besteht.

Während für einzelne Polymerarten wie PET schon ein gut ausgebautes Sammel- und Verwertungssystem etabliert ist, bestehen für die meisten übrigen Kunststoffe noch beträchtliche Herausforderungen beim Schließen von Kreisläufen – sowohl was die gesammelten Mengen als auch was die Unterschiede zwischen benötigten und vorhandenen Qualitäten betrifft.

2021 war der Cluster daher federführend an der Gründung des „Österreichischen Carbon Cycle Circle“ (ÖCC²) beteiligt. Eine der ersten Aktivitäten des Netzwerks war, im Rahmen der Studie „Facts Matter“ eine Gesamtbilanz zu Kunststoffströmen in Österreich zu erstellen.
 
Vom Labor in die Industrie
Basierend auf den bisherigen Projektergebnissen und den Studiendaten erfolgen nun die ersten Schritte vom Labor in die Industrie. Im Branchenprojekt „AuReLiA“ geht es um die automatisierte Analyse von Rezyklaten für den Lebensmittelkontakt, um so der EU-Verordnung über Kunststoffrecyclingmaterial für den Lebensmittelkontakt zu entsprechen. Dafür soll ein automatisierter Analyseansatz entwickelt werden, um Recyclingprozesse und -materialien zu charakterisieren und zu überwachen. 

Nach Abschluss des auf vier Jahren angesetzten Projekts sollen alle Erkenntnisse gemeinsam in das Projekt „Plastics4Value“ fließen, in dem das Gelernte des Vorgängerprojekts in eine industrielle Anwendung gebracht werden soll. 

INFO-BOX
Der ecoplus Kunststoff-Cluster – das NÖ Netzwerk für Kunststofftechnologie 
Der Kunststoff-Cluster ist eine Initiative der Länder Niederösterreich und Oberösterreich und das größte Netzwerk für Kunststofftechnologie in Europa. In Niederösterreich ist der Kunststoff-Cluster im Rahmen des NÖ Innovationsökosystems bei ecoplus angesiedelt. Die thematischen Schwerpunkte der Arbeit des ecoplus Clusterteams ­liegen in den Bereichen Kunststoffkreislauf, Materialien der Zukunft und Werkzeugbau.

Der Kunststoff-Cluster in Niederösterreich fördert, initiiert und koordiniert die überbetriebliche Zusammenarbeit von Unternehmen sowie von Unternehmen mit F&E-Einrichtungen. Damit legt der Kunststoff-Cluster die vorwettbewerbliche Basis für innovative Produktentwicklungen seiner Clusterpartner aus Wirtschaft und Forschung. Darüber ­hinaus wird gemeinsam mit dem Mechatronik-Cluster aufgrund der thematischen Nähe das hohe Vernetzungspotenzial beider Branchen aktiviert. Ziel ist die Bündelung von ­Potenzialen und Kompetenzen zur Steigerung der Innovationskraft und internationalen Wettbewerbsfähigkeit der Clusterpartner. Dabei wird besonders auf die Bedürfnisse von kleinen und mittleren Unternehmen eingegangen.

Träger des Kunststoff-Clusters sind ecoplus, die Wirtschaftsagentur des Landes Nieder­österreich, sowie die oberösterreichische Wirtschaftsagentur Business Upper Austria. (red./PR)

www.ecoplus.at