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Künstliche Intelligenz (KI) – richtig eingesetzt – kann Arbeitsprozesse verändern, unterstützen und sogar optimieren. Doch wie wird sich KI konkret auf unsere Arbeitsleistung auswirken?

Ein Kommentar von ­Bildungsexperte und ETC-Geschäftsführer Michael Swoboda.

Nichts wird unseren Arbeitsalltag so verändern wie künstliche Intelligenz (KI). So wie das iPhone unseren Alltag verändert und Lösungen wie Airbnb oder Uber hervorgebracht hat, wird auch der Einsatz von KI die Art, wie wir zukünftig arbeiten, stark beeinflussen. Von Werbung bis Architektur, Programmierung bis Grafikdesign, von Consulting bis Vertrieb – KI kann Menschen darin unterstützen, ihre Arbeit effizienter oder kreativer zu erledigen. Sie werden aber nicht nur schneller und produktiver, sondern auch leistungsfähiger.

Ergebnisse einer aktuellen Studie legen nun nahe, dass insbesondere auch diejenigen, die zuvor unterdurchschnittliche Leistungen erbracht haben, durch den Einsatz von KI ihre Arbeitsqualität deutlich verbessern können. Durchgeführt wurde die Studie von der Boston Consulting Group und Forschenden der Universität Harvard. An dem Experiment nahmen 758 Berater:innen der Boston Consulting Group teil. Eine Gruppe hatte keinen Zugang zu KI, zwei Gruppen erhielten Zugang zum KI-Sprachverarbeitungsmodell GPT-4.

Leistungsschwächere profitieren von KI
Die Studie bestätigt frühere Untersuchungen, die zeigen, dass KI die Produktivität insgesamt steigert. Eine spannende neue Erkenntnis ist, dass KI insbesondere weniger erfahrene und leistungsschwächere Mitarbeiter:innen voranbringt. Diejenigen, die zuvor im unteren Leistungsbereich angesiedelt waren, konnten ihre Leistung mithilfe von KI um 43 Prozent steigern, während Top-Performer:innen nur eine Steigerung von 17 Prozent verzeichnen konnten. Alle, die KI-Tools an der richtigen Stelle einsetzten, profitierten davon. Doch leistungsschwache Mitarbeitende am meisten, da sie den Abstand zu den leistungsstärkeren Kolleginnen und Kollegen verringern konnten. Die Lücke zwischen der Durchschnittsleistung der besten und der schlechtesten Performer der Boston-Consulting-Mitarbeiter:innen schrumpfte von 22 auf vier Prozent – allein durch den Einsatz von GPT-4.

„Eine spannende neue Erkenntnis 
ist, dass KI insbesondere weniger ­erfahrene und leistungsschwächere Mitarbeiter:innen voranbringt. “
Michael Swoboda, Geschäftsführer ETC © Weinwurm WB

Die Studie zeigt auch: Bei Aufgaben, die außerhalb dessen lagen, was KI leisten kann, machten diejenigen, die sie einsetzten, deutlich mehr Fehler. Der KI-Einsatz bei eher analytischen Aufgaben, wie etwa bei der Arbeit mit quantitativen Daten oder beim Auswerten von Interviews, führte teilweise zu falschen Lösungen. Bei eher kreativen Aufgaben, beispielsweise Ideenentwicklung, konnten hingegen Effizienzgewinne in Höhe von 25 Prozent verzeichnet werden.

Sich auf das zu konzentrieren, was wir als Menschen gut können, ist daher sinnvoll. Was wir KI-Systemen immer noch voraushaben, ist etwa unsere Fähigkeit, kritisch zu denken sowie Entscheidungen planen, bewerten und umsetzen zu können. KI hat das Potenzial, Berufe von Routineaufgaben zu entledigen und so Zeit zu schaffen, in der Arbeitnehmende stärker an ihren fachlichen Fähigkeiten arbeiten und besser mit ihren Kunden interagieren können. Vor allem ist generative KI ein Werkzeug, das uns hilft, Fachwissen besser zu nutzen und uns noch stärker zu spezialisieren.

Menschen fit für KI machen und ­wettbewerbsfähig bleiben
Damit Arbeitnehmende und Unternehmen die positiven Aspekte von KI im Arbeitsalltag nutzen können, braucht es die dafür notwendigen Fähigkeiten und Kompetenzen. Angesichts der Geschwindigkeit, mit der KI-Technologien in verschiedenen Berufsfeldern eingeführt werden, müssen sich die Arbeitnehmer:innen rasch weiterentwickeln. Wer nicht über ausreichende digitale Fähigkeiten und technologische Kenntnisse verfügt, wird Schwierigkeiten in der sich wandelnden Arbeitswelt bekommen. Um das zu vermeiden, ist es wichtig, die digitale Bildung zu fördern und laufend Schulungen anzubieten.

Wenn die Menschen in Österreich nicht über ausreichende digitale Grundkenntnisse verfügen, erschwert das die Einführung von KI-Lösungen am Arbeitsplatz. Die Arbeit­nehmer:innen können dann nicht von der Effizienz der KI profitieren oder ergebnisorientiert mit Chatbots interagieren. Deshalb ist es wesentlich, in die digitale Grundbildung zu investieren, um die Menschen fit für den KI-Einsatz zu machen und als Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig zu bleiben.

Regierungen und Unternehmen sollten zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass alle Menschen über die Fähigkeiten verfügen, die sie brauchen, um von KI zu profitieren. Dazu gehören Investitionen in lebenslanges Lernen und die Gestaltung von zukunftsorientierten Bildungsprogrammen, die den Anforderungen der digitalen Ära entsprechen. (red.)

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