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DI Sabine Nadherny-Borutin, ­Generalsekretärin PlasticsEurope Austria © PlasticsEurope Austria

In einer Welt, die mit den Auswirkungen des Klimawandels und der Umweltverschmutzung konfrontiert ist, sind Lösungen zur Reduzierung von Kohlenstoffemissionen von entscheidender Bedeutung.

Eine vielversprechende Strategie, um die Klimakrise anzugehen, ist die Regeneration von Kohlenstoffen.

Regeneration im Allgemeinen ist die Wiedernutzbarmachung bzw. Rückgewinnung chemischer Stoffe aus verbrauchten, verschmutzen Materialien. Umgelegt auf Kohlenstoff bedeutet dies, denselbigen in verschiedenen Formen wiederzugewinnen und zu nutzen – durch technische Verfahren und natürliche Mechanismen. In einfachster Form durch die Frage des optimalen Einsatzes von Kohlenstoffen, dann durch Reuse, mechanisches Recycling, chemisches Recycling oder Carbon Capture. Letzteres betreibt die Natur schon seit Millionen von Jahren – in Form des Aufbaus von Biomasse.

Kohlenstoff wird aus der Atmosphäre entfernt (z. B. als Kohlendioxid [CO₂]), um ihn wiederzuverwenden oder zu speichern. Hier investiert die Industrie beachtliche Beträge, um Verfahren zu entwickeln, um CO₂ aus der gasförmigen Phase (Entfernung aus der Luft) wieder in die Fest-Flüssig-Phase (z. B. Grundchemikalien) zurückzubringen und damit zur Verringerung des Treibhausgasgehaltes in der Atmosphäre beizutragen.

Darüber hinaus kann die regenerierte Kohlenstoffquelle als Rohstoff für die Produktion von erneuerbaren Kraftstoffen, Kunststoffen oder anderen Produkten dienen. Dies reduziert die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und fördert eine nachhaltigere Wirtschaft.

Anstrengungen und Investitionen im Milliardenbereich
Auch in der Weiterentwicklung des chemischen Recyclings ist die Entschlossenheit der Industrie nicht mehr zu übersehen – es werden große Anstrengungen und Investitionen im Milliardenbereich auf sich genommen. Schon mehr als 180 Versuchsanlagen in Europa beschäftigen sich mit der Perfektionierung der unterschiedlichsten Verfahren, welche als notwendige Ergänzung zum mechanischen Recycling gesehen werden müssen.

Das chemische Recycling bietet die Möglichkeit, gemischte Kunststoffabfälle, die sonst für die Deponie oder Verbrennung bestimmt sind, in u. a. lebensmitteltaugliche Werkstoffe umzuwandeln. Komplexe Anwendungen mit hohen Anforderungen an die eingesetzten Materialien (wie Windräder, E-Autos oder Smart Devices in Medizin und Freizeit, aber auch spezielle Verpackungen) benötigen Verbundkunststoffe, die nicht auf herkömmliche Weise zu recyceln sind.

Chemisches Recycling nach dem ­Vorbild der Natur
Und auch hier ist die Anlehnung an die Natur nicht zu verleugnen. Zumeist fester Kohlenstoff wurde über Jahrtausende hinweg unter Sauerstoffausschluss zu fossilen Rohstoffen umgewandelt. Mit dem chemischen Recycling gelingt dieser Schritt nun in wenigen Augenblicken. Das mithilfe etwa von Pyrolyse aus mechanisch nicht recyclebaren Kunststoffen gewonnene Rohöl kann in Raffinerien aufbereitet und zu neuen chemischen Produkten weiterverarbeitet werden. Dies trägt zur Reduktion des Einsatzes von „frischen“ fossilen Rohstoffen bei und schont Ressourcen. 

Bewusstsein weiter vorantreiben
Trotz der vielversprechenden Potenziale der Kohlenstoffregeneration ist der wesentlichste Schritt in diesem Prozess das Verfügbarmachen (die Bereitstellung) des Kohlenstoffes – sprich die vollständige Erfassung und Sammlung von Produkten, die Kohlenstoff enthalten, und die Vermeidung von Littering. Hier benötigt es noch große Anstrengungen, die Gesellschaft zu sensibilisieren, dass ohne effiziente und konsequente Stofferfassung, sprich Mülltrennung, die innovativsten Technologien nicht angewandt werden können.

Es ist entscheidend, dass Regierungen, Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Medien, Konsumenten und ebenso NGOs zusammenarbeiten, um dieses Bewusstsein weiter voranzutreiben.
Die Regeneration von Kohlenstoffen hat das Potenzial, eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels zu spielen und die Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft zu unterstützen. (red./PR)

plasticseurope.org