Sie befinden sich hier:  Home  |  Nachhaltige Kohlenstoffkreisläufe
Die Mitglieder des ÖCC² wünschen sich ein sensibilisiertes Bewusstsein im Umgang mit Kunststoffen. © ÖCC² - Carbon-Cycle-­Circle

Die Mitglieder des ÖCC² vereint der Wunsch nach einem Umdenken in Bezug auf Kohlenstoffkreisläufe sowie der Bildung eines sensibilisierten Bewusstseins im Umgang mit Kunststoffen.

Das gemeinsame Ziel des Teams: Durch richtungsweisendes Agieren einen geringeren Fußabdruck für die Zukunft zu hinterlassen.

Kunststoffe tragen aufgrund ihrer Eigenschaften wesentlich zu unserer Lebensqualität bei – denken Sie an medizinische Produkte und Ausrüstungen, an Gebäude, Automotive, Textilien, Digitalisierung und Elektrizität, an Kommunikation und ebenso Produkttransport und Produktschutz. Kein anderes Material kann Kunststoffe wirklich ersetzen und eine tatsächlich gleichwertige Alternative in Bezug auf Einsatz und Ökologie bieten.

Es bedarf jedoch einer wesentlichen gesellschaftlichen Veränderung im Umgang mit diesem unglaublich kostbaren und seit je her langlebigen Material. Einen wertschätzenden Umgang. Denn der respektlose Umgang mit diesem und eigentlich jeglichem langlebigen Material ist ein Problem unserer Gesellschaft und führt unter anderem zur Vermüllung der Weltmeere, unserer Böden und speziell bei kohlenstoffhaltigen Materialien zu einem Beitrag zur Kohlenstoffanreicherung der Atmosphäre durch Verbrennung desselben. 

Die einzige Möglichkeit, wirklich einen wesentlichen Beitrag zu Ressourcenschonung, Klimaschutz und einer schadstofffreien Umwelt zu leisten, ist der verantwortungsvolle Umgang mit Kunststoffen samt geschlossenen Kreisläufen! Hierzu ist Bildung und Wissensbildung die Basis, um ein Umdenken, sowohl in der Politik, in der Industrie, im Handel als auch bei Konsu­ment:innen zu bewirken. 

Verpackung als Grund allen Übels?
Verpackung ist eine Notwendigkeit der heutigen gesellschaftlichen Entwicklung. Denn wir produzieren kaum mehr lokal – egal ob Lebensmittel oder andere Produkte. Verpackungen aus langlebigen Materialien müssen zu ihren Ursprüngen zurückgeführt werden, um nicht unkontrolliert ubiquitär verteilt zu werden. Damit wird die Forcierung der Kreislaufwirtschaft der logische und unausweichliche Weg am Ende der Lebensaufgabe von Verpackungen. Hier muss Bewusstsein geschaffen werden.

Einerseits seitens der Bevölkerung – Kunststoffe gehören wie andere langlebigen Materialien einer getrennten Sammlung zugeführt und nicht einfach weg­geworfen –, andererseits sind auch Gesellschaft, Industrie und Politik gefordert, die Basis für einen geschlossenen Kreislauf zu schaffen und diesen stetig weiterzuentwickeln. 

Beim Fußabdruck klar voran
In CO2-Footprint-Analysen schneidet Kunststoff in vielen Bereichen besser ab als andere Materialen. Nur die Verpackung zu verurteilen, ist falsch, es muss der Sinn der Verpackung hinterfragt werden: Wenn ein Lebensmittel verdirbt, weil es nicht richtig verpackt ist, verderben mehr Energie und Ressourcen, als die Verpackung ursprünglich verursacht hat. Welche Vorteile bringt Kunststoff also mit sich? 
Notwendige Bereiche und Infrastrukturen wie Logistik, Abwasser- und Trinkwasserrohre, medizinische Produkte sowie Dämmungen für Häuser wären ohne Kunststoff nicht bzw. nur sehr schwer realisierbar.

Außerdem braucht es Kunststoff zum Ausbau der Digitalisierung, wodurch Flüge reduziert werden können. Das sind alles wesentliche, noch zu oft unbeachtete und vor allem nicht kommunizierte Beiträge zum Klimawandel. Klar ist: Ein Kunststoff, der gelittert wird oder nicht in den Recycling-Kreislauf zurückkommt, ist eine verlorene Ressource, die wir uns nicht mehr leisten können und wollen und die einen enormen Schaden in unserem Wirtschaftssystem hinterlässt.

Die Bedeutung des Recyclings steigt. Das Umweltbewusstsein nimmt zu, weil die Ressourcen begrenzt sind und weil man zu Recht auf Kunststoff nicht verzichten kann. Also muss und kann immer mehr Rezyklat eingesetzt werden. Die Möglichkeiten für kosteneffizientes Kunststoffrecycling erleben eine starke Zunahme, wenn das Material sortenrein beziehungsweise als einheitliche Stoffströme verfügbar ist.

Ohne die dringend notwendige, getrennte und vollständige Erfassung der im Umlauf befindlichen Kunststoffmengen können aber selbst die von weltweit führenden österreichischen Kunststoffrecycling-Firmen entwickelten Anlagen weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll betrieben werden. In diesem Zusammenhang wurde im ­Vorjahr erstmalig in Österreich die Stoff­stromanalyse Facts Matter initiiert (siehe Info-Box I).

Langfristige Verbesserung des Kreislaufsystems
„Die österreichische Kunststoffindustrie ist sich ihrer Verantwortung bewusst und setzt beachtliche Schritte hinsichtlich Technologie, Forschung und Entwicklung sowie Ausbildung zur Erreichung von effizienter Ressourcenschonung und einer echten Kreislaufwirtschaft. Statt unreflektiertem Kunststoff-Bashing müssen wir sinnvolle und zukunftsweisende Lösungen vor den Vorhang holen und so langfristig zur ­Verbesserung des Kreislaufsystems beitragen.“

Sabine Nadherny-Borutin, Generalsekretärin Plastics Europe Austria

Lebenswichtiges Material
„Der Verzicht auf Kunststoff könnte in Krankenhäusern und in der medizinischen Versorgung generell fatale Folgen haben. Erstmals seit 1871 würde die Lebenserwartung in Österreich wieder sinken.“

Florian Kamleitner, Projektmanager Kunststoff-Cluster, ecoplus Sankt Pölten


Welt ohne Plastik: Zurück in die ­Vergangenheit?
Letztlich stellt sich die Frage, was passiert, wenn Kunststoff von der Erde verschwinden würde? Was in der Vorstellung mancher Menschen durchaus Charme hätte, ist in der Realität eine Zukunftsvision, die unseren Alltag nachhaltig und zum Negativen verändert. Selbst Auswirkungen auf die Umwelt sind unabschätzbar, die Menschheit müsste auf viele Errungenschaften verzichten. 

Wir blicken positiv in die Zukunft – denn Kunststoff ist der Werkstoff des 21. Jahrhunderts.

Aus diesem Aspekt heraus lädt der ÖCC², das österreichische Carbon-Cycle-­Circle-Team für nachhaltigen Kohlenstoffkreislauf, ausdrücklich auch weitere Branchen, welche mit Kunst- und Kohlenstoffen in Berührung kommen, ein, sich diesem Wissenstransfer anzuschließen. (red./PR)

INFO-BOX I
Facts Matter
Die Kunststoffbranche steht vor enormen Herausforderungen: Einerseits ist das Material in der Öffentlichkeit nicht unumstritten, gleichzeitig sieht sich die Branche mit sektoralen Produktverboten und hohen Vorgaben für den Wiedereinsatz von rezyklierten Kunststoffen konfrontiert. Im Auftrag der ecoplus. Niederösterreichische Wirtschaftsagentur GmbH und Plastics Europe ­Austria wurde erstmals durch die Studie „Facts Matter“ der gesamte Kunststoffstrom Österreichs erhoben – von der Produktion bis zum Abfall, unter Berücksichtigung des Rezyklatanteils.

Somit konnten Ineffizienzen, ­Hürden und Problematiken sowie Daten­unklarheiten ­aufgedeckt und ein inter­nationaler Standard zur ­Erhebung von Stoffströmen angewandt werden. Ein ­wesentlicher Schritt für eine Kreislaufwirtschaft.

www.ecoplus.at/newsroom/kunststoff-stroeme-in-oesterreich-erstmals-erfasst

INFO-BOX II
Qualifizierungskooperation „ENTERPRISE CIRCULAR“
Kunststoffe unterliegen immer mehr rechtlichen Regulatorien (EU-Programme, EU-Richtlinien und Verordnungen sowie österreichischen Regelungen, z. B.: das Abfallwirtschaftsgesetz, die Verpackungsverordnung). In diesem Labyrinth an Rechtsvorschriften ist es für Unternehmen der Kunststoffbranche zurzeit schwer, den Überblick zu behalten und die sich daraus ergebenden Anforderungen im betrieblichen Alltag zu integrieren.

Oftmals fehlen, vor allem den KMU, die interne Kapazität und das Wissen, um sich mit der komplexen Rechtsmaterie auseinandersetzen und eine Priorisierung in der Maß­nahmensetzung vornehmen zu können. Dennoch müssen sich Unternehmen bewusst werden, dass durch die neue Rechtslage künftig interne Ressourcen im Unternehmen zur Verfügung gestellt werden müssen, um hohe Kosten durch Versäumnisse, Auftragsverlust, Strafzahlungen o. ä. zu verhindern.

Interessierten Unternehmen wird im Rahmen einer Qualifizierungskooperation ­angeboten, einen oder zwei ihrer Mitarbeiter für die aktuellen Herausforderungen, die die kommenden europäischen und nationalen Vorschriften mit sich bringen, zu ­qualifizieren. Der kooperative Ansatz des Kunststoff-Clusters und des Österreichischen Carbon Cycle Circle (ÖCC2) stellt hierbei die individuellen Ausgangssituationen und Rechtsthemen der teilnehmenden Unternehmen in den Vordergrund und sichert über den laufenden Erfahrungsaustausch einen umfangreichen Know-how-Aufbau.

Interessierte wenden sich bitte an: verband@carboncyclecircle.at