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Roman Oberauer, Geschäftsführer von NTT Ltd. in Österreich, im Interview © NTT

Roman Oberauer ist seit Februar 2022 Geschäftsführer von NTT Ltd. in Österreich. NEW BUSINESS hat ihn interviewt.

Mit Februar dieses Jahres hat Nora Lawender die Geschäftsführung des IT-Dienstleisters NTT Ltd. in Österreich an Roman Oberauer übergeben und verlässt das Unternehmen nach rund 20 Jahren. Lawender zeichnete zuletzt unter anderem für das Change-Management und die Neustrukturierung des Unternehmens verantwortlich, wozu unter anderem der Verkauf des Telefoniegeschäfts im Kleinkundensegment zählte. 

Der Wechsel in der Chefetage war gut vorbereitet. Roman Oberauer, zuletzt bereits als Mitglied der Geschäftsleitung für die Themen „Innovation“ sowie „Go to Market“ zuständig, bringt durch seine bisherigen Aufgaben umfassende Führungs- sowie Technologiekenntnisse mit und ist selbst bereits seit vier Jahren im Unternehmen. Nun liegt es an ihm, gemeinsam mit seinem Team den Weg der Transformation von NTT Ltd. in Österreich weiterzugehen. Eine Aufgabe, die NTT und ihre Kunden verbindet. 

Herr Oberauer, Sie waren zuvor in der Geschäftsleitung für „Innovation“ sowie „Go to Market“ verantwortlich. Zwei zentrale Themen, die Sie weiterhin beschäftigen werden.
Absolut. Denn was steckt hinter dem Begriff „Innovation“? Es geht darum, kommerziellen Erfolg mit einer Idee zu haben. Wir versuchen, mit den Ideen der Kunden deren Geschäft zu bereichern. Natürlich verlangen die Kunden zu Recht von ihren Dienstleistern, dass sie sie dabei unterstützen, die Kosten ihres IT-Betriebs im Griff zu behalten. Aber Innovation bedeutet auch, das Profit-Center beim Kunden wachsen zu lassen und es mit IT-Services zu begleiten. Unsere generelle strategische Ausrichtung kommt sehr stark aus dem „Go to Market“-Bereich. Wir managen unsere Services und Produkte, die wir global anbieten, und wählen aus, was davon für Österreich passend ist. 

Wie zu lesen stand, wollen Sie die Transformation von NTT in Österreich weiter vorantreiben. Auf welches Ziel arbeiten Sie hin?
Meine persönlichen Ziele sind, dass wir am österreichischen IT-Dienstleistungsmarkt einen Unterschied machen und auch, dass ich als Roman Oberauer einen Unterschied in der Firma mache. Es sollte der Anspruch eines jeden sein, einen positiven Unterschied zu machen. So sehe ich das auch für die NTT. Welchen Bedarf sehen wir auf uns zukommen? Wir kämpfen alle mit dem „Lack of talents“, das heißt damit, die richtigen Expert:innen zu finden. Da haben wir ein großes Potenzial, aus dem wir schöpfen können. Als NTT haben wir viele F&E-Zentren auf der Welt, globale Services, die wir aus den einzelnen Ländern anbieten, und eine weltweite Rechenzentrumsinfrastruktur, unter anderem am Wienerberg. Unsere Aufgabe ist es, unser globales Know-how nach Österreich zu bringen und Unternehmen dabei zu unterstützen, die benötigten Expert:innen zu finden. Ein großes Asset von NTT ist, dass mir kein Thema einfallen würde, zu dem wir nicht einen Experten oder eine Expertin im Team haben. Wir können das anbieten und so einen Mehrwert nach Österreich bringen, der uns von den Marktbegleitern unterscheidet.

Ist der Fachkräftemangel weiterhin ein massives Thema?
Alle tun sich schwer, Expert:innen zu finden. Unser Mehrwert als Dienstleister ist, dass wir unsere Leute weltweit vernetzen können, damit sie in der Lage sind, sich untereinander auszutauschen. Wir führen täglich Gespräche mit unseren Expert:innen, unter anderem in den USA, in Deutschland, Tschechien, Ungarn, Luxemburg und im ganzen asiatischen Raum, um Tipps und Erfahrungen aus Projekten auszutauschen. Dieses Know-how nutzen wir und können so auch einen interessanten Arbeitsplatz anbieten.
Nehmen wir zum Beispiel das Thema Security. Da sucht jedes Unternehmen händeringend nach Expert:innen. Wenn ein Unternehmen heute nach IT-Security-Expert:innen sucht, ist meine erste Frage: Welchen? Es gibt so viele verschiedene Themen. Ein Unternehmen wird hoffentlich nicht öfter als zwei oder drei Mal im Monat angegriffen. Was macht ein Spezialist für die Abwehr von Attacken den Rest des Monats? Bei einem globalen Anbieter wie uns gibt es immer etwas Spannendes zu tun. Aber auch wir tun uns schwerer als in der Vergangenheit, diese Fachkräfte zu finden.

Roman Oberauer, NTT
Roman Oberauer ist seit Februar 2022 Geschäftsführer von NTT Ltd. in Österreich. (c) NTT

 

Wie gehen Sie an diese Sache heran? Bauen Sie Mitarbeiter auf, oder holen Sie fertige Experten vom Markt?
Wir tun beides. Generell suchen wir natürlich nach potenziellen Mitarbeiter:innen, die schon viel können, aber wichtiger ist es uns, dass sie schnell lernen, weil sich die Gegebenheiten auch so schnell ändern. Ich selbst habe eine Lehre gemacht, deswegen liegt mir der Weg, sich in einem Unternehmen weiterzuentwickeln, sehr nahe. Darum versuche ich das auch zu fördern, etwa mit internen Trainee- und Mentoring-Programmen. Es ist wichtig, Fragen zu stellen, Dinge zu challengen, und für mich ganz besonders wichtig ist die Wissensweitergabe generell. Das Wissen im Unternehmen muss fließen. Das ist kein Selbstläufer. Dafür ist die ganze Organisation gefordert und alle Führungskräfte. Wenn ich mein Wissen mit fünf Menschen teile, dann kommt es fünffach zurück. Da muss man dranbleiben.
Die Skill-Sets haben sich einfach auch geändert. Früher gab es monolithische IT-Systeme, und Expert:innen mit Tiefenwissen waren gefragt. Die wird man auch weiterhin brauchen. Aber es geht heute mehr darum, die Zusammenhänge zu verstehen, um Services für den Kunden orchestrieren zu können.

Das Thema Transformation beschäftigt auch Ihre Kunden. Wo drückt denn der Schuh derzeit am meisten? Steht das noch in Zusammenhang mit den Herausforderungen durch die Pandemie, oder wenden sich Ihre Kunden bereits anderen Themen zu?
Der schon angesprochene „Lack of talents“ beschäftigt die Unternehmen sehr stark. Hier können wir unseren Beitrag leisten und den Bedarf bedienen. Aber auch die Pandemie ist nicht vorbei. Zu Beginn ging es darum, die Dinge am Laufen zu halten. 
Was wir jetzt spüren, ist der Bedarf nach Security im Homeoffice. Dazu kommt, dass immer öfter ein gemischter Betrieb herrscht, mit Mitarbeiter:innen im Büro und im Homeoffice. Der Hybrid Workplace als Schlagwort ist ein großes Thema geworden und damit verbunden der Bedarf, die Lösungen performanter und flexibler zu machen. Es wurde schon sehr viel angestoßen, aber aus meiner Sicht ist auch noch sehr viel zu tun.
Was die Unternehmen jetzt erkennen, ist, dass es potenziell möglich ist, Menschen, die in Bewegung sind und die früher kein Equipment bei sich trugen, mit IT-Equipment auszustatten. Unser Kunde Hirschmann Automotive musste zum Beispiel letztes Jahr im Lockdown Maschinen in Mexiko warten, aber konnte keine Expert:innen einfliegen. Wir haben ihm eine Remote-Maintenance-Lösung mit einer AR-Brille gebaut, die auch weiter ausgerollt wurde.

Kann der durch die Pandemie ausgelöste Digitalisierungs-Schwung mitgenommen werden?
Absolut. Den Nutzen von Videokonferenzsystemen muss man heute zum Beispiel niemandem mehr erklären. Hier haben wir schon ein höheres Level erreicht. Auch bei Cloud-Themen. Dadurch, dass sich die Nutzung geändert hat, sind die Unternehmen viel offener dafür geworden. Die Kunden haben viel in neue Infrastruktur investiert. Die Frage, ob etwas Sinn ergibt oder nicht, ist nahezu verschwunden. Gefragt wird nur noch, wie man es umsetzen kann.

Interessant ist, dass Sie Selbst auch Leadership-Trainings anbieten. Das sind natürlich optimale Voraussetzungen für einen Geschäftsführer. Wie kam es dazu? Eigentlich kommen Sie als Diplomingenieur (FH) der Telekommunikationstechnik und -systeme ja eher von der technischen Seite.
Ich maße mir auch bei diesem Thema nicht an, alles zu wissen. Aber ich beschäftige mich sehr eingehend mit Leadership und meinem persönlichen Zugang. Im Zuge meiner Masterarbeit mit mich mit meinen ersten Erfahrungen als Führungskraft auseinandergesetzt. Der Arbeitstitel dieser Arbeit war „Lehrberuf Manager“. Es ging um das Selbst als Führungskraft, um das Team und die Organisation. Irgendwann hatte ich dann das Selbstvertrauen, das bisschen Mehr an Wissen, das ich aufgebaut habe, an andere Menschen weiterzugeben.
Das ist überhaupt etwas, das mich antreibt. Die Initialzündung war, als ich meinem Sohn am Semmering das Skifahren beigebracht habe. Er ist eigenständig den Hang hinuntergefahren, und dieses Gefühl hat mich förmlich weggerissen. Da habe ich mich für eine Trainerausbildung angemeldet. Vor der Pandemie habe ich das dann ein paar Mal gemacht, gar nicht in meinem Berufsfeld. 
Für mich ist wichtig, dass die Teilnehmer:innen etwas mitnehmen, aber ich nehme auch immer etwas mit. Das challengt mich. Ich gebe meine Praxiserfahrungen weiter, aber ziehe auch viel daraus und versuche, das in mein Tagesgeschäft einzubringen.

Sie haben vorhin gesagt, Ihr Ziel ist es, persönlich wie auch mit NTT einen Unterschied zu machen. Wie wollen Sie das erreichen?
Wir wollen das Geschäft gemeinsam mit unseren Kunden entwickeln. Die Zeiten, in denen man über Features von Hard- oder Software verkauft hat, sind vorbei. Es geht darum, gemeinsam Ideen zu entwickeln und daran zu arbeiten, was der Kunde für sein Geschäft braucht. Was wir machen, ist ein konkretes Bedürfnis des Kunden zu befriedigen und ihm das zu liefern, was er benötigt. Das ist unsere Transformation, das ist wie wir am Markt auftreten, um Mehrwert für unsere Kunden zu liefern. Bei allem, was wir tun, steht die Frage im Zentrum: Wie bringen wir das Business des Kunden weiter? Automatisierung ist da zum Beispiel ein großes Thema: Welche Tätigkeiten sind Routine, und was sind kognitive Tätigkeiten? Was muss manuell gemacht werden und was nicht? Der Bedarf an kognitiven Arbeitsplätzen wird steigen, die wird es immer geben. Aber die Routinetätigkeiten werden abnehmen. Dafür, die Änderungen auf dem Arbeitsmarkt digital zu begleiten, ist die Automatisierung ein großes Thema. Das hängt auch mit dem Fachkräftemangel zusammen.

Roman Oberauer NTT
Vernetztes Wissen ist gefragt. Davon ist Roman Oberauer überzeugt. (c) NTT

 

Es gibt diese Geschichte auf Reddit, die die Runde gemacht hat: Von einem IT-Experten der seinen ganzen Job automatisiert hat, ohne dass es seinem Arbeitgeber aufgefallen ist.
Das Erste, was ich mir da gedacht habe, war: Solche Leute brauchen wir. Man kann darüber streiten, ob es unrechtmäßig ist, dass er sein Gehalt bekommt. Das finde ich überhaupt nicht, auch wenn ich natürlich nicht die ganze Geschichte kenne. Das erinnert mich an eine Aussage auf einer IT-Konferenz: „If you can describe your job, it can be automated.“

Sie haben vorhin davon gesprochen, dass Innovation nicht nur bedeutet, Ideen zu haben, sondern dass diese Ideen auch kommerziell erfolgreich sein müssen.
Genau darum geht es – aus einer Idee Innovation zu machen. Etwas, mit dem man ein Geschäft machen, aber auch einen Mehrwert liefern kann. Ich kann nur dann ein Geschäft daraus machen, wenn es auch jemand kaufen will. Es geht darum, aus diesen Ideen die nächsten Schritte abzuleiten. Wir haben auch Kunden, die von uns lernen wollen, einen Innovationsprozess im Unternehmen aufzubauen, und die daran interessiert sind, wie wir das selbst machen. Wir geben dieses Know-how gern weiter. Das ist aus meiner Sicht die Zukunft. Wir haben früher Hardware und Infrastruktur verkauft. Aber als Dienstleister verkauft man Wissen, nichts anderes. Wir verkaufen Wissen. Das ist eine Botschaft, die auch Zeit braucht, um sich im Unternehmen festzusetzen.

Das passt schön zu dem, was Sie vorhin gesagt haben: Wenn man Wissen an fünf Menschen weitergibt, bekommt man es fünffach zurück. Früher hätte man eher gesagt: Behalte dein Wissen für dich, schließlich ist es dein Kapital, das, was dich unersetzbar macht.
Es wird immer Top-Expert:innen geben. Aber EIN Experte skaliert nicht. Wissensweitergabe ist auch gleichzeitig ein Ressourcenausgleich. Es dauert drei Minuten, einer Person etwas zu sagen, aber 15 Minuten, es zu erklären. Diese Zeit muss man sich nehmen, denn es zahlt sich aus. Das setzt aber auch eine Veränderung in der Sichtweise voraus. 
Um den Bogen zurück zu spannen: Expert:innen, die nur ein Thema verstehen, sind künftig nicht mehr so gefragt. Es geht vielmehr um vernetztes Wissen. (RNF)

Über NTT Ltd. in Österreich
NTT Ltd. in Österreich ist Teil der NTT Ltd. Gruppe. NTT Ltd. ist ein führendes, weltweit tätiges IT-Dienstleistungsunternehmen, das mehr als 40.000 Mitarbeiter an vielfältigen und modernsten Arbeitsplätzen in 57 Ländern beschäftigt und Dienstleistungen in mehr als 200 Ländern erbringt.
In Österreich kombiniert NTT Ltd. lokale Präsenz mit globalen Fähigkeiten und unterstützt Kunden mit Managed Services entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Der IT-Dienstleister ist ein Spezialist für Intelligent Workplace mit cloudbasierten Lösungen und Infrastructure- und Security-Services.
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