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Glasklares Wasser

NEW BUSINESS Innovations - NR. 04, MAI 2017
Bei der maschinellen Bearbeitung von Glas entsteht Glasstaub, der das Prozesswasser verschmutzt und eine regelmäßige, wöchentliche Reinigung notwendig macht. © Pixabay

Kann Prozesswasser lange genutzt werden profitieren glasverarbeitende Betriebe und die Umwelt gleichermaßen ...

... Aufbereitungsanlagen helfen dabei, die aufwendige Reinigung der Maschinenklärsysteme deutlich zu reduzieren.

Die Glasindustrie ist einer jener weltweiten Industriezweige, die Wasser in großem Stil für Produktions- und Bearbeitungszwecke benötigen. Durch sauberes Prozesswasser erhöht sich die Qualität der Verarbeitung, was sich auf die Lebensdauer der Maschinen auswirkt. „Wenn man sich vor Augen hält, dass ohne Abwasseraufbereitung das durch Glasstaub und Metalle verschlammte Abwasserbecken von Glasbearbeitungsmaschinen pro Woche mindestens einmal mit schwerem Gerät gereinigt werden muss, reduziert sich das bei unserem Gerät auf einige Male pro Jahr. Zudem muss das Wasser im Arbeitskreislauf auch nur rund zwei Mal im Jahr gewechselt werden – ohne Aufbereitung wöchentlich“, erklärt Franz Schreibmaier, Geschäftsführer von Bohle Österreich. Die Bohle Gruppe ist ein europaweit führender Hersteller und Großhändler von Werkzeugen, Maschinen und Verbrauchsmaterialien für die Glasbearbeitung und Glasveredelung. Sie lancierte ihre Abwasseraufbereitungsanlage im Jahr 2007. In Österreich wurden zwei Jahre später die ersten Sedimentoren auf den Markt gebracht, die in drei Größen erhältlich sind.
Wartungs- und Lohnkosten lassen sich dank eines Sedimentors um rund 20 Prozent senken. Auch der Wasserverbrauch pro Maschine wird massiv gesenkt: In Österreich müssen für Frisch- und Abwasser rund vier Euro pro Kubikmeter bezahlt werden. „Dadurch erspart sich der Anwender bis zu 5.000 Euro pro Gerät“, sagt Schreibmaier.

So funktioniert Sedimentation
Bei der maschinellen Bearbeitung von Glas entsteht Glasstaub, der das Prozesswasser verschmutzt und eine regelmäßige, wöchentliche Reinigung notwendig macht. Das Wasser des Abwasserbeckens wird über eine Pumpe in einen Wassertank befördert. Innerhalb von eineinhalb Stunden füllt sich der große Behälter ohne nennenswerten Energieeinsatz. Während des Füllvorganges sinken bereits über 70 Prozent der Glaspartikel durch die Konstruktion auf den Grund der Anlage ab. Danach folgt der zweite Schritt der Sedimentation: In der 30-minütigen Fällungs- und Flockungsphase wird Flockungspulver beigesetzt. Am Ende des Reinigungsprozesses öffnet sich ein Ventil am Boden des Behälters und der angesammelte Schlamm wird in einen wiederverwertbaren Filtersack gespült. Das geklärte Kühlwasser gelangt anschließend zurück in den Kühlkreislauf. Der Filtersack landet alle paar Wochen auf dem Restmüll und das Wasser im Produktionsprozess muss lediglich zwei bis fünf Mal pro Jahr ausgetauscht werden.

Problem mit Abwasserbewilligungen
Für einige wenige Großbetriebe in Österreich, die über eine gewisse Produktionsschwelle kommen und daher unter die europaweite IPPC-Klassifizierung fallen, gelten seit dem Vorjahr verschärfte EU-Emissionsgrenzwerte. Der zweite große Teil der Glasbetriebe in Österreich – es handelt sich um rund 600 Klein- bis Mittelbetriebe – fällt nicht in den Bereich der Industrieemissionsrichtlinie 2010/75/EU. Aber: Im August 2014 wurden die Vorgaben der AEV Glasindustrie (Abwasseremissionsverordnung) verschärft. Das bedeutet, bis zur Nachfrist von fünf Jahren müssen sämtliche Unternehmen künftig die Abwasseremissionsgrenzwerte einhalten – also bis 19. August 2019.
Für den Großteil der Glasbetriebe in Österreich gibt es noch einen weiteren behördlichen Bereich, dem laut Angaben eines Ministeriumsvertreters die wenigsten Unternehmen folgen: Nach den Bestimmungen der Indirekteinleiterverordnung – der Einleitung des Abwassers in eine öffentliche Kanalisation – müssen Betriebe neben der Zustimmungserklärung des Kanalunternehmens auch um eine wasserrechtliche Bewilligung ansuchen. Bei fehlender Bewilligung für die Abwasser­einleitung drohen bei Überprüfungen von zuständigen Wasserbehörden wie der Bezirkshauptmannschaft oder Gemeinde und Kanalisationsbetreibern erhebliche Strafen. „Damit die behördlichen Auflagen erfüllt werden können, benötigen diese Betriebe Abwasseraufbereitungsanlagen. Mit unserem Produkt verbessert sich die Qualität des Wassers mittels Flockung massiv und die Grenzwerte werden problemlos eingehalten“, erklärt der Bohle-Geschäftsführer. (MW)

INFO-BOX
Hintergrundinformation
Die Bohle-Gruppe zählt zu den europaweit führenden Herstellern und Anbietern von Werkzeugen, Maschinen und Verbrauchsmaterialien für die Glasbearbeitung und -veredelung. Das 1923 gegründete Familienunternehmen ist heute mit über 300 Mitarbeitern an 13 Standorten im In- und Ausland vertreten. Eingeteilt in die Produktbereiche Handling, Schneidtechnik (manuell und industriell), Glaskleben, Verglasung, Werkzeuge, Maschinen, Beschläge sowie Oberflächentechnik, ist das Vollsortiment präzise auf die jeweiligen Kundengruppen aus Handwerk, Industrie und Handel zugeschnitten.
www.bohle-group.com