INNOVATIVE INDUSTRIE
MÄRZ 2021 | INNOVATIONS • NEW BUSINESS 41
Fotos: Bosch
chert. Anschließend plant Bosch, die KI-Lösung in seinen rund
240 Werken einzusetzen. Zudem ießen die gewonnenen Erfahrungen
und das Technologie-Know-how in die Entwicklung
neuer KI-Techniken für die Fertigung ein.
BOSCH-KI VERBESSERT PRODUKTION UND PRODUKT
Pilotanwender der neuen KI-Analyseplattform ist die Antriebssparte
des Unternehmensbereichs Mobility Solutions.
In den nächsten Jahren investiert Bosch hier rund 500 Millionen
Euro in die Digitalisierung und Vernetzung der Werke.
Die voraussichtliche Ersparnis wird doppelt so hoch sein:
rund eine Milliarde Euro bis 2025. Ein integraler Bestandteil
des Projekts ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz. In
Zusammenarbeit zwischen dem BCAI und den Werken des
Geschäftsbereichs ist eine universelle KI-Lösung für die Fertigung
entstanden, die mithilfe des Nexeed Manufacturing
Execution System (MES) von Bosch Connected Industry Messwerte
aus unterschiedlichen Quellen automatisiert sammelt,
aufbereitet und nahezu in Echtzeit analysiert. Sensor daten
von Maschinen dienen als Grundlage, um etwa Schwankungen
in unterschiedlichsten Fertigungsverfahren zu ermitteln.
Die Industrie-4.0-Software Nexeed „übersetzt“ und visualisiert
die Daten und Codes, die KI gibt eine Handlungsempfehlung
ab, der Mitarbeiter entscheidet. Genutzt werden
dafür vor allem „Dashboards“, individuell kon guriert und
auf lokale Anwendungsfälle und die entsprechende KI-Analyse
zugeschnitten. So sind potenzielle Ursachen von Fehlern
leichter zu nden. Auch selbstanpassende Prozesse für Maschinen
und Montagelinien lassen sich integrieren. Weicht
beispielsweise ein Bohrloch von der de nierten Platzierung
ab, leitet die KI selbstständig die notwendigen Schritte ein.
Unterstützt wird die KI mitunter durch Kameras, die entlang
von Fertigungslinien den Produktionsprozess aufzeichnen.
Anhand von Mustern identi ziert die KI Abweichungen,
Maßnahmen lassen sich umgehend ergreifen. Darüber hinaus
sind in einzelnen Fällen Feld- und Kundendaten mit der
Plattform verknüpft. Dies hilft dabei, noch besser zu verstehen,
wie sich Produkte im Einsatz verhalten, um Mängel
rechtzeitig festzustellen und drohende Fehler vorherzusagen.
BOSCH LEGT POTENZIALE FÜR DIE FERTIGUNG FREI
Die Einsicht in der Industrie ist da, noch mangelt es an der
Umsetzung: Mehr als jedes zweite deutsche Unternehmen
sieht in KI disruptives Potenzial. Aber nur jedes siebte Unternehmen
nutzt aktuell KI für Industrie 4.0. Dass sich eine
klare Mehrheit der Deutschen einen vermehrten Einsatz von
industrieller KI, etwa bei der Herstellung von Autos oder
Flugzeugen, wünscht, ist ein Kernergebnis des „Bosch KI-Zukunftskompass“.
Die im November 2020 vorgestellte Studie
zeigt: Mehr als zwei Drittel der Befragten befürworten KI-basierte
Lösungen bei der Diagnose von Maschinenfehlern sowie
in anderen Hightech-Bereichen. Bosch setzt bereits umfassend
auf Künstliche Intelligenz „KI ist eine Technologie
von epochalem Charakter – vergleichbar mit der Er ndung
des Buchdrucks. KI wird die Industrie revolutionieren“, sagt
Bolle. Neben Projekten in eigenen Werken bringt Bosch KIbasierte
Lösungen auf den Markt. Zu den Anwendungen in
der Fertigung zählen die automatisierte optische Inspektion
von Werkstücken, Software für eine intelligente Produktionssteuerung
und ein ausgeklügeltes Energiemanagement. Auf
der digitalen Hannover Messe 2021 (12.–16. April) stellt Bosch
KI-Lösungen für die Produktion vor. VM