Die G20-Finanzminister tagen in Washington © APA - Austria Presse Agentur
Die Finanzminister der G20-Staaten erwarten einen positiven Verlauf der weltweiten Wirtschaftsentwicklung. "Wir sehen gute Aussichten für eine sanfte Landung der Weltwirtschaft, auch wenn noch zahlreiche Herausforderungen bestehen", hieß es am Donnerstag in der gemeinsamen Erklärung, die zum Abschluss des G20-Finanzministertreffens am Rande der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank in Washington veröffentlicht wurde.
Die Tatsache, dass sich die Wirtschaftstätigkeit in vielen Teilen der Welt als widerstandsfähiger als erwartet erwiesen habe, stimme die G20 zuversichtlich. Die G20-Finanzminister riefen in der Erklärung auch zum Widerstand gegen Protektionismus auf. Die Tagungen werden durch die bevorstehenden US-Präsidentschaftswahlen am 5. November überschattet, die die Befürchtung aufkommen lassen, dass der republikanische Kandidat Donald Trump aufgrund der hohen Inflation während der Amtszeit des demokratischen Präsidenten Joe Biden ins Weiße Haus einziehen und damit eine neue Ära protektionistischer Handelspolitik und neuer US-Schulden in Billionenhöhe einläuten könnte.
In der Abschlusserklärung der G20-Finanzminister wurde die russische Invasion in der Ukraine, die seit langem ein Streitpunkt in der Gruppe ist, nicht erwähnt. Es gab auch keinen Kommentar zu den Konflikten zwischen Israel und der radikal-islamischen Hamas im Gazastreifen und der Hisbollah-Miliz im Libanon. In einer separaten Erklärung von Brasilien, das in diesem Jahr die G20-Präsidentschaft innehat, hieß es jedoch, dass die Mitglieder unterschiedliche Ansichten darüber hätten, ob die Konflikte innerhalb der Gruppe diskutiert werden sollten. "Einige Mitglieder und andere Teilnehmer sind der Ansicht, dass diese Themen Auswirkungen auf die Weltwirtschaft haben und im Rahmen der G20 behandelt werden sollten, während andere der Meinung sind, dass die G20 nicht das richtige Forum für die Erörterung dieser Themen ist".
IWF-Direktorin Kristalina Georgieva warnte am Donnerstag jedoch, dass der Weltwirtschaft eine Malaise mit geringem Wachstum und hoher Verschuldung drohen könnte. "Die Weltwirtschaft läuft Gefahr, auf einem Pfad mit geringem Wachstum und hoher Verschuldung stecken zu bleiben", sagte Georgieva auf einer Pressekonferenz während der Jahrestagung von IWF und Weltbank in Washington. "Das bedeutet niedrigere Einkommen und weniger Arbeitsplätze. Es bedeutet auch geringere Staatseinnahmen, also weniger Mittel für Familien und zur Bekämpfung langfristiger Herausforderungen wie dem Klimawandel. Mit diesen Problemen im Hinterkopf sind wir in besorgten Zeiten."
Zugleich zeige die Weltwirtschaft angesichts der Bedrohungen durch Kriege, der schwachen Nachfrage in China und der verzögerten Auswirkungen der straffen Geldpolitik eine gewisse Widerstandsfähigkeit, ergänzte die IWF-Chefin. Für den größten Teil der Welt sei eine "sanfte Landung" in Sicht. Die Menschen hätten aber kein gutes Gefühl, was ihre wirtschaftlichen Aussichten angehe.