Die Flaute am Bau trifft Gewerbe und Handwerk hart © APA - Austria Presse Agentur

"Leider bewegen wir uns gerade wieder in die falsche Richtung", zeichnete am Mittwoch Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der WKÖ-Sparten Gewerbe und Handwerk, ein düsteres Bild. Unterstützung bekam sie von Christina Enichlmair von der KMU Forschung Austria: "Die Sparten rutschen weiter ins Minus." Alle Branchen würden im dritten Quartal 2024 ein reales Minus bei den Auftragseingängen verzeichnen. Hoffnungen auf einen Stimmungsumschwung hätten sich nicht bewahrheitet.

Im ersten Halbjahr gingen die Auftragseingänge wertmäßig um 3,8 Prozent, mengenmäßig um 7,5 Prozent zurück. Gleichzeitig gab es Preissteigerungen von 3,7 Prozent. Besonders hart traf es die investitionsgüternahen Branchen im Bau- und industrienahen Sektor. Bei den Metalltechnikern und im Holzbau lag das reale Minus bei zwölf Prozent, so die Daten der KMU Forschung. "Die Rückgänge im Bau sind nun auch voll im Ausbaugewerbe angekommen", betonte dazu Enichlmair.

Und im dritten Quartal ging es in der Tonlage weiter: Der durchschnittliche Auftragsbestand sank im Jahresvergleich um 7,1 Prozent, 40 Prozent der Betriebe könnten sofort zusätzliche Aufträge ausführen. Die durchschnittliche Auslastung lag bei 12,3 Wochen. "Die Geschäftsentwicklung im konsumnahen Bereich ist seit nunmehr 21 Quartalen in Folge, also seit dem 3. Quartal 2019, negativ", stellte Christina Enichlmair fest. Nur 16 Prozent der Betriebe erwarten für das vierte Quartal Steigerungen der Umsätze oder Aufträge, 29 Prozent rechnen mit weiteren Rückgängen.

Doch nicht alle Branchen sehen schwarz. Bei Friseuren und Kosmetikern herrscht für das Jahresende durchaus Zuversicht. Sowohl Scheichelbauer-Schuster wie auch Christina Enichlmair führen dies unter anderem darauf zurück, dass zwar bei großen Ausgaben gespart werde, aber dafür bei günstigeren Aufwendungen Großzügigkeit herrsche. "Man gönnt sich selber was Gutes wenn man keine großen Ausgaben hat", erklärte Enichlmair.

Trotz der schlechten Aussichten bleibt noch die Lage am Arbeitsmarkt in Gewerbe und Handwerk stabil. 75 Prozent der befragten Unternehmen wollen ihren Beschäftigtenstand halten. Allerdings ist der Personalbedarf geringer als in vergangenen Jahren, so die Branchenschätzung. Für die Herbstlohnrunde - die Gebäudereiniger sind gestern als eine der ersten Branchen gestartet - erhofft sich Sparten-Obfrau Scheichelbauer-Schuster einen "vernünftigen Abschluss". Die Lohnzuwächse zuletzt seien "enorm" gewesen, die Arbeitnehmer würden das Geld aber nur zögerlich ausgeben. "Wir brauchen eine bessere Stimmung", so ihr Appell vor Journalisten. Nach wie vor sei es schwierig, qualifiziertes Personal zu bekommen, auch wenn sich die Lage etwas entspannt habe. Wer gute Leute hat, tut alles, damit sie bleiben, betonte Scheichelbauer-Schuster.

Fazit der Spartenobfrau heute bei der Präsentation der Branchenzahlen: "Wir kommen nicht und nicht vom Fleck." Von der kommenden Bundesregierung sei rasches Handeln gefordert, dazu nannte Scheichelbauer-Schuster fünf Punkte: Eine Zweckbindung der Wohnbauförderung, ein Steuer-Entlastungspaket, erleichterte Finanzierungen durch ein Ende der KIM-Verordnung, und eine Wohnbaubank mit Bundeshaftungen. Das Baupaket der Regierung habe jedenfalls bisher nicht die gewünschte Wirkung entfaltet.

Ein wichtiger und sichtlich emotionaler Punkt ist Scheichelbauer-Schuster das Zurückdrängen der Bürokratie. Sie rechnete vor, dass die Firmen jährlich 430 Mio. Euro sparen würden, wenn die Bürokratie nur um zehn Prozent zurück gefahren werde. "Das ist wirklich ein Horror für unsere Betriebe, das alles im Detail umzusetzen", so die Branchen-Obfrau. Gar keine Freude haben Gewerbe und Handwerk mit der Entwaldungsverordnung der EU, hier sei Österreich gar der falsche Ansprechpartner. Man stehe für Umweltschutz, hier gehe es aber um "Bürokratieirrsinn", so Sparten-Geschäftsführer Reinhard Kainz.

Weit erfreulicher sei der Punkt Handwerkerbonus, das laufe sehr gut. Es gebe gut 1.000 Anträge pro Tag, wöchentlich würden drei Millionen Euro ausbezahlt, Tendenz steigend.