2022 waren 65,2 Mrd. Euro in nachhaltige Geldanlagen investiert © APA - Austria Presse Agentur

Nachhaltige Geldanlagen haben in Österreich auch im Vorjahr leicht zugenommen - trotz extrem schwieriger Marktbedingungen. Das Volumen legte im Vergleich zum Jahr 2021 um 7 Prozent auf 67,3 Mrd. Euro (inklusive Kundeneinlagen bei Spezialbanken) zu, berichtete das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) am Dienstag. Ohne Kundeneinlagen bei Spezialbanken belief sich das Volumen nachhaltiger Geldanlagen 2022 auf 65,2 Mrd. Euro, das entspricht einem Wachstum von 6 Prozent.

Damit bremste sich die Dynamik am Markt im Vergleich zur Vergangenheit deutlich ein. Im Jahr 2021 standen die Wachstumszahlen noch bei rund 60 Prozent. Im Durchschnitt seit 2005 liegt die jährliche Wachstumsrate laut FNG bei 26 Prozent.

Der Grund für die schwache Performance 2022 seien vor allem die starken Rückgange im Jahr 2022 an den Aktien- und Anleihenmärkten gewesen. "Die Pause war eher dem Markt geschuldet", sagte Wolfgang Pinner, Leiter vom FNG Österreich, stellvertretender FNG-Vorsitzender und Leiter des Bereichs Corporate Responsibility in der Raiffeisen KAG am Dienstag. "Die plus 6 Prozent können sich also durchaus sehen lassen."

Zudem gebe es in Österreich bereits eine sehr tiefe Durchdringung mit nachhaltigen Investments, so Pinner. So liege der Marktanteil nachhaltiger Anlagen hierzulande bereits bei 35 Prozent, in Deutschland seien es dagegen nur rund 12 Prozent. Außerdem bremse auch die stetig steigende Erwartungshaltung an die Nachhaltigkeit die Entwicklung etwas ab.

Für das heurige Jahr ist der Ausblick dennoch wieder etwas rosiger. In einer Umfrage des FNG unter institutionellen Investoren werde für 2023 wieder ein Wachstum im zweistelligen Bereich erwartet.

Der Großteil der nachhaltigen Geldanlagen entfiel 2022 auf Publikumsfonds mit einem Volumen von 45,3 Mrd. Euro (plus 18 Prozent zum Jahr davor), bei den Spezialfonds gab es dagegen einen Rückgang um 14 Prozent auf 19,9 Mrd. Euro. Der überwiegende Teil des in nachhaltigen Fonds investierten Geldes floss auch 2022 in Aktien (43 Prozent) und Unternehmensanleihen (29 Prozent), rund ein Viertel (24 Prozent) wurde in öffentliche Anleihen gesteckt.

Die wichtigsten institutionellen Investoren in Österreich bleiben Pensions- und Vorsorgekassen mit einem Anteil von insgesamt 82 Prozent. Insgesamt ist der Anteil des nachhaltigen Fondsvolumens der Institutionellen jedoch zurückgegangen. Sie hielten 2022 nur noch nachhaltige Fonds im Volumen von 18,0 Mrd. Euro, nach 25,4 Mrd. Euro im Jahr 2021. Bei den privaten Anlegerinnen und Anlegern legte das Volumen dagegen deutlich zu, von 31,7 Mrd. auf 46,6 Mrd. Euro.

Der Trend zur nachhaltigen Geldanlage setzt sich damit weiter fort, dennoch gibt es laut einer FNG-Umfrage nach wie vor Verbesserungswünsche in der Branche. Vor allem die Datenverfügbarkeit müsse ausgebaut werden, um die Glaubwürdigkeit der Produkte zu steigern. Im Umweltbereich werde die Messbarkeit von den befragten institutionellen Investoren bereits recht gut eingeschätzt, bei sozialen Themen gebe es aber noch Lücken.

Auch bei der Regulierung gebe es den Wunsch nach Verbesserungen. Hierbei gehe es vor allem darum, dass keine überstürzte und unausgereifte Regulatorik eingeführt wird, die danach wieder Reparationen und Ausjudizierungen erfordert, so Pinner.