Pölzl wechselt demnächst in den Ruhestand © APA - Austria Presse Agentur

Der scheidende Generaldirektor der österreichischen Post, Georg Pölzl, klagt über hohe bürokratische Hürden für Unternehmen in Österreich sowie Europa. "Wir haben übertriebene Vorschriften und übertriebene Berichtspflichten, die niemandem etwas helfen", sagte Pölzl am Samstag in der Ö1-Reihe "Im Journal zu Gast". Firmen dürften nicht mit "einer Flut" an Regeln überzogen werden, forderte er. Generell werde in Österreich zu wenig über das Thema Wettbewerbsfähigkeit diskutiert.

Grundsätzlich sei es wichtig, dass Unternehmen etwa über Maßnahmen und Kennzahlen im Bereich der Nachhaltigkeit berichten. Es sei allerdings nicht sinnvoll, mit "buchhalterischer Genauigkeit" jedes Quartal über diverse Kennzahlen Auskunft geben zu müssen, kritisierte Pölzl. Das Vorhaben von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die Berichtspflichten der europäischen Industrie um 25 Prozent zu senken, begrüßte er. "Notwendig wären aber 75 Prozent Bürokratieabbau."

Von der künftigen Regierung nach der Nationalratswahl im September erwartet sich Pölzl "mehr Diskussion über die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft". Hierzulande werde viel über das Thema Verteilung gesprochen, kaum aber über die Frage, wie der Wohlstand überhaupt zustande komme. Dem politischen Personal in Österreich bescheinigte er einen Mangel an Wirtschaftskompetenz, wobei das Interesse der Österreicherinnen und Österreicher an wirtschaftlichen Themen generell sehr gering sei.

Die österreichische Post sieht Pölzl, der Ende September nach 15 Jahren im Chefsessel des teilstaatlichen, börsennotierten Konzerns in den Ruhestand tritt, "in guten Händen". In der vergangenen Jahren sei vieles gelungen, an Herausforderungen werde es seinem Nachfolger dennoch nicht mangeln, resümierte er. Eine Posten im Aufsichtsrat des Unternehmens schloss Pölzl in näherer Zukunft aus, auch ein politisches Amt strebe er nicht an.