Zölle laut WKÖ-Branchenvertreter "besonders bedrohlich" © APA - Austria Presse Agentur

Die von den USA angekündigten Sonderzölle auf Autos nähren Sorgen um die Auto-Zulieferindustrie in Österreich. Angesichts der aktuellen Lage seien diese "besonders bedrohlich", so Hansjörg Tutner, Obmann-Stellvertreter des Fachverbandes der Fahrzeugindustrie in der Wirtschaftskammer (WKÖ). Auch Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr erwartet eine negative Auswirkung auf die heimische Produktion.

"Dass solche Strafzölle ausgerechnet an einem Wendepunkt für die Mobilitätsbranche und angesichts des verschärften globalen Wettbewerbs etwa mit China kommen sollen, macht sie besonders bedrohlich", so Tutner in einer Aussendung am Donnerstag. "Es wäre wichtig, dass die EU und die USA im Dialog rasch eine Lösung finden, um Zölle und andere negative Folgen eines Handelskonfliktes zu vermeiden", so der Branchenvertreter.

Felbermayr: EU muss "Drohungen wahr machen"

Die US-Autozölle seien "schlecht" für die deutsche Autoindustrie und die stark von Deutschland abhängige österreichische Auto-Zulieferindustrie, sagte Felbermayr am Donnerstag bei der Konjunkturprognose-Pressekonferenz in einer ersten Einschätzung. Die Europäische Union (EU) müsse in Reaktion auf die US-Autozölle nun "die Drohungen wahr machen", etwa im Digitalbereich, so der Wirtschaftsforscher. "Wenn man nichts tut, dann macht man es den Zollkriegern weltweit sehr leicht."

Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) stellte am Donnerstag klar: "Ein Handelskrieg bringt niemandem etwas. Er ist insbesondere für die Vereinigten Staaten ein Schuss ins Knie. Er treibt die Inflation und bremst das Wachstum. Unser gemeinsames Ziel muss eine Lösung am Verhandlungstisch sein." Die EU könne als größter Binnenmarkt der Erde selbstbewusst auftreten. "So ist die Einführung von Spezialabgaben auf große US-Plattformen - etwa Streamingdienste, Online-Marktplätze und Cloud-Anbieter - ein möglicher Ansatzpunkt, den man jetzt prüfen muss", meinte der Minister. NEOS-Europaabgeordnete Anna Stürgkh hielt fest: "Die Europäische Union muss in der aktuellen Lage geschlossen, stark und entschlossen reagieren."

ARBÖ: Autofahrer dürfen nicht weiter belastet werden

Vom ARBÖ hieß es am Donnerstag dass sich der Autokauf für Konsumenten in Österreich keinesfalls verteuern dürfe. "Schon jetzt ist der Kauf eines neuen Personenkraftwagens durch die Normverbrauchsabgabe und Mehrwertsteuer doppelt besteuert. Dazu kommt, dass auch der Betrieb durch die Mineralölsteuer, die CO2-Bepreisung, die motorbezogene Versicherungssteuer und weitere Abgaben wie zum Beispiel die Autobahnvignette zusätzlich belastet wird. Eine weitere Verteuerung durch Zölle, die nun möglicherweise als Gegenmaßnahme auf Fahrzeuge aus amerikanischer Produktion eingehoben werden, ist daher im Sinne der Konsumenten abzulehnen", so ARBÖ-Generalsekretär Gerald Kumnig.

Der VCÖ betonte, dass sich die EU ihrer Stärken besinnt und geeint gegenüber den USA auftreten soll. "Gleichzeitig müssen die Zölle für Europas Industrie Anlass sein, die Absatzmärkte weiter zu diversifizieren, die Transformationsprozesse in der Industrie zu beschleunigen und sich auch breiter aufzustellen. Österreich sollte verstärkt daran arbeiten, Europas Kompetenzzentrum für klimafreundliche Mobilität zu werden und damit viele Arbeitsplätze sichern und schaffen", erklärte VCÖ-Sprecher Christian Gratzer.

BMW mit wichtigen Standorten in Steyr und Spartanburg

Bei BMW, das in Steyr (OÖ) das weltweit größte Motorenwerk des Konzerns betreibt, wird auf die "immense Bedeutung" des freien Handels und der internationalen Zusammenarbeit verwiesen. "Wir sollten über weniger statt mehr Handelshemmnisse diskutieren. Die BMW Group setzt sich nach wie vor für eine Absenkung von Zöllen und Handelsbarrieren zwischen der EU und USA ein. Davon würden auch die Verbraucher auf beiden Seiten des Atlantiks profitieren", teilte der Konzern auf Anfrage mit.

Die Bayern verweisen auf das US-Werk in Spartanburg (South Carolina). Dieses sei seit der größte Standort im Produktionsnetzwerk der BMW Group, das den Markt mit den begehrten X-Modellen bedient. "Das Werk führte 2024 knapp 225.000 BMW mit einem Exportwert von mehr als 10 Milliarden US-Dollar aus und war damit erneut der größte Automobilexporteur nach Wert in den Vereinigten Staaten. Seit 2014 exportierte das Werk in South Carolina über 2,7 Millionen BMW Fahrzeuge und damit knapp zwei Drittel der Gesamtproduktion - mit einem Exportwert von 104 Milliarden US-Dollar", so BMW.

Die neue Regelung sieht Zölle in Höhe von 25 (bisher: 2,5) Prozent auf alle nicht in den USA gefertigten Autos vor. Trump zufolge wird die Maßnahme dazu führen, dass Autohersteller ihre Werke in den USA bauen. Trump hatte in der Vergangenheit die bestehenden EU-Zölle auf Kfz-Produkte kritisiert und eigene Zölle in Aussicht gestellt.

Die bekanntesten Namen der heimischen Zuliefererindustrie sind Magna Steyr (Graz), BMW Motoren (Steyr), Pierer Mobility (Wels) oder AVL List (Graz). Nach Eigenangaben erwirtschaftete die Auto-Zulieferindustrie im Jahr 2024 einen Produktionswert von 28,5 Mrd. Euro, 81.700 Jobs entfallen direkt auf die Branche. Österreich ist nicht nur ein Autozulieferer, es beheimatet mit der Porsche Holding in Salzburg auch die Vertriebsschiene des VW-Konzerns in Österreich und Südosteuropa.