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NEW BUSINESS Guides - BILDUNGS- & KARRIERE-GUIDE 2022
Jugendliche müssen sich schon früh über ihren weiteren Ausbildungsweg klar werden. Eine Lehre kommt für immer weniger von ihnen in Betracht, obwohl sie vielfältige Chancen bietet. © Andrea Piacquadio/pexels

Lehrstellen zu besetzen, ist heute alles andere als einfach. Dabei bieten gerade moderne Branchen wie Maschinenbau, die Elektro- oder Automationstechnik viele Zukunftschancen ...

... Eplan unterstützt Ausbildungsstätten und Lehrlinge unter anderem mit Lizenzen und Know-how.

Lehrlinge werden händeringend gesucht – selbst in attraktiven Branchen wie der Automatisierungstechnik, die vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten bietet. In der Ausbildung wiederum fehlen oft die Zeit und die Mittel, um wichtige Fähigkeiten und Know-how in Sachen Digitalisierung zu lehren. Unternehmen wie Eplan leisten hier einen wichtigen Beitrag. Wir haben mit dem Geschäftsführer Martin Berger und Alexandra Bruckmüller, verantwortlich für Marketing und Human Resources, gesprochen.

Wie sieht die Lehrlingssituation in den Branchen, die Sie bedienen, aus? 
Martin Berger: Das ist bei jedem Besuch, den wir bei unseren Kunden machen, ein Thema. Die Firmen unternehmen große Anstrengungen, um genügend Lehrlinge pro Ausbildungsjahr für sich zu interessieren. Die Lehrlingsausbildungsstätten kämpfen damit, dass relativ wenige interessierte Lehrlinge nachkommen. Das zieht sich quer durch alle Branchen und gilt genauso für uns. Wenn man jemanden fürs Büro sucht, hat man dasselbe Thema wie im technischen Bereich. Es sind einfach generell zu wenige Lehrlinge am Markt verfügbar.

Ist Eine „Karriere mit Lehre“ nicht attraktiv genug?
Berger: Ich glaube, es liegt daran, dass sehr viele junge Leute motiviert werden, eine höhere Schule zu besuchen. Wir arbeiten eng mit HTLs in ganz Österreich zusammen. Mit einigen HTLs in unserem Umkreis haben wir besonders engen Kontakt, das sind Waidhofen an der Ybbs, St. Pölten und Linz. Die sind alle mit der Anzahl der neuen Schüler sehr zufrieden. Und der Arbeitsmarkt trägt seines dazu bei, indem er Universitäts- und FH-Abgänger bevorzugt.

Ist aus Ihrer Sicht in den Lehrplänen der Berufsschulen der Umgang mit moderner Software ausreichend verankert?
Berger: Im Lehrlingsbereich hat man die Schüler neun Wochen im Jahr in der Schule. In diesen neun Wochen muss man ihnen alles, was sie nicht können und nicht im Betrieb lernen, beibringen. Das fängt oft bei Fächern wie Deutsch, Mathe, Englisch an, die viel Zeit brauchen, und geht weiter zu fachspezifischen Dingen.
Es ist einfach zu wenig Zeit, um Wissen über moderne Tools wie CAD-Programme oder generell Digitalisierung zu vermitteln. Das ist aber auch bei anderen Schulformen so. An den FHs geht es mittlerweile, auch da haben wir ein Programm am Laufen. Aber auch HTLs haben zu wenige Stunden für diese Themen zur Verfügung, weil der Lehrplan so dicht ist und die Themen so breit sind.

Welche Schritte setzt Eplan in diesem Zusammenhang?
Berger: Wir unterstützen Schulen und andere öffentliche Ausbildungsstätten mit eigenen, kostenlosen Classroom Licences. Wenn es Firmen sind, dann zahlen sie dafür nur einen Unkostenbeitrag. Das läuft parallel zur Industrieversion und hat ein eigenes Datenformat, aber die Funktionalität ist komplett gleich. Studenten können sich eine Studentenversion downloaden, und zusätzlich bieten wir jetzt auch E-Learnings an, wo Student und Ausbildner dabei unterstützt werden, die Nutzung der Software bestmöglich zu erlernen. Dazu gibt es Projekt- und Standardvorlagen, die sowohl Schüler als auch Lehrer im Unterricht verwenden können.
Nicht nur Unis, FHs und HTLs nutzen diese Angebote, sondern auch viele Lehrlingsausbildungsstätten, die mit unserem System arbeiten und damit aktiv Projekte in ihren Unternehmen begleiten. Die Lehrlinge sammeln dort Praxiserfahrung bei realen Projekten in den Unternehmen. Diese Kombination ist perfekt. Wir haben auch ein Pilotprojekt an einer FH gestartet, bei dem ein Eplan-Mitarbeiter den Unterricht begleitet, um fach- und branchenspezifisches Wissen aus der Praxis beizusteuern. 

Gibt es bei diesen neuen E-Learnings am Ende ein Zertifikat?
Alexandra Bruckmüller: Bei den E-Learnings gibt es kein Zertifikat in diesem Sinn. Aber unter dem Fachpersonal ist unser Eplan Certified Engineer schon sehr verbreitet und angesehen. Diese Prüfungen stehen auch den Schülern und Studenten offen. Das ist dann die Zertifizierung zum Eplan Certified Student. Damit tun sie sich auf dem Arbeitsmarkt auch leichter.

Berger: Die Wertigkeit der Zertifizierung wird dadurch noch gehoben, dass sie kostenpflichtig ist. Bis zur Prüfung ist alles kostenlos, aber die Prüfung selbst wird von einem neutralen, von uns unabhängigen Institut durchgeführt, damit es immer objektiv bleibt. Natürlich ist die Prüfungsgebühr für Schüler vergünstigt.

Bruckmüller: Diese Zertifizierung ist ein Qualitätsmerkmal, und das wissen unsere Kunden – darauf schauen sie auch.

Haben diese Initiativen Wirkung gezeigt? Lässt sich das einschätzen?
Berger: Wir sind jedes Jahr zur Sitzung der Abteilungsvorstände von Elektrotechnik und Automatisierungstechnik der HTLs eingeladen und haben die Rückmeldung erhalten, dass das einerseits von den Schülern gewollt wird, aber auch von den Unternehmen nachgefragt wird, ob die Absolventen auch Erfahrung mit zum Beispiel eben auch der Software von Eplan haben. So, wie es auch in anderen Bereichen erwünscht ist, dass Absolventen Erfahrung mit Produkten gewisser Anbieter haben.
Es hängt aber auch immer von den einzelnen Schulen und von einzelnen Personen ab, die sich an den Schulen darum kümmern, dass diese Themen gepusht werden. Es wäre sicher wünschenswert, auch für Lehrlinge an Berufsschulen so eine Qualifizierungsoffensive zu starten. Das würde ihnen wahnsinnig weiterhelfen, auch um ihr Selbstvertrauen und Auftreten nach außen zu stärken. Alles, was eine Lehre aufwertet, sollte man unterstützen.

Was sollte Ihrer Meinung nach noch getan werden, um die Situation zu ­verbessern – und von wem?
Berger: Das geht nur von ganz oben, aus dem AMS, der Wirtschaftskammer oder den einzelnen Fachverbänden. Die müssten dieses Qualitätsmerkmal fordern. Es kostet ja nichts! Unternehmen wie Eplan stellen das kostenlos zur Verfügung. Es geht nur darum, dass die Vermittlung dieses Wissens und dieser Fähigkeiten Einzug in die Unterrichtspläne hält. Das muss von oben kommen, das können nicht einzelne Berufsschuldirektoren oder Lehrer stemmen. Es gibt viele bemühte Lehrer, aber was fehlt, ist die Unterstützung – und auch die Vorgabe – von oben.
Da geht es nicht nur um Eplan, sondern etwa auch um industrielle Steuerungssoftware oder PDM/PLM-Systeme, um den Schülern eine gewisse Breite zu vermitteln. Das würde die Lehre aufwerten. Man braucht nicht immer und für alles unbedingt ein FH-Studium, in dem man erst die Theorie lernt, um sie dann in der Praxis umzusetzen. Man kann auch von der Praxis kommen und dann die Theorie lernen.

Bruckmüller: Das würde vielleicht auch verhindern, dass Unternehmen junge Mitarbeiter erst in Betracht ziehen, wenn sie schon zwei oder drei Jahre Praxiserfahrung gesammelt haben. Wenn der Kandidat zum Beispiel bereits eine Eplan-Zertifizierung vorweisen kann, ist es klar, dass er weiß, was er da tut. Das würde möglicherweise auch die Chancen von Schulabgängern am Arbeitsmarkt erhöhen.

Wie würden Sie persönlich einen noch unschlüssigen Lehrling davon überzeugen, einen Ausbildungsplatz im technischen Bereich anzunehmen?
Berger: Ich würde ihn zuallererst nach seinen Interessen fragen. Wenn er weniger kaufmännisch, sondern eher technisch orientiert und wirklich an der Technik selbst interessiert ist, dann hat er in der Automatisierungstechnik, in der Elektrotechnik, im Maschinenbau riesige Chancen, sich zu entwickeln. Durch die Digitalisierung ist so viel im Umbruch, das Themenfeld ist sehr breit.
Diese Bereiche wachsen stark zusammen. Sie bieten gute Berufschancen und eine Vielfalt an Möglichkeiten, bis hin zu einer späteren Selbstständigkeit – wenn das Interesse und der Mut dafür da sind.

Bruckmüller: Auch wenn man noch nicht genau weiß, wo man hinwill – zur ­vertrieblichen Seite, ins Consulting oder in die Entwicklung –, hat man in diesem Bereich alle Möglichkeiten, sich in jede Richtung zu entwickeln. (RNF)