AMS rechnet mit keiner Erholung am Abeitsmarkt in kommenden Monaten © APA - Austria Presse Agentur

Der Stellenabbau in Industrie und Handel lässt die Arbeitslosenzahlen weiter steigen: Ende Jänner waren 445.513 Personen beim Arbeitsmarktservice (AMS) arbeitslos oder in Schulung gemeldet, davon waren 365.746 arbeitslos und 79.767 in Schulungsmaßnahmen des AMS. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer um 5,8 Prozent bzw. 24.306 Personen gestiegen. Die Arbeitslosenrate erhöhte sich um 0,5 Prozentpunkte auf 8,6 Prozent.

"Die europaweit angespannte Wirtschaftslage ist nach wie vor bestimmend für den heimischen Arbeitsmarkt, die negativen Auswirkungen auf die Arbeitslosenquote jedoch geringer als in früheren Krisen", so Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP). Die aktuelle Jänner-Arbeitslosenquote sei "um 0,7 Prozentpunkte unter dem 10-Jahres-Schnitt". "Mit einer Erholung des Arbeitsmarktes oder einem Rückgang der Arbeitslosigkeit ist in den kommenden Monaten nicht zu rechnen", kommentierte AMS-Vorständin Petra Draxl die aktuellen Arbeitslosenzahlen.

Die seit zwei Jahren schrumpfende Wirtschaftsleistung in Österreich belastet den Arbeitsmarkt deutlich. Die Arbeitslosenzahlen steigen seit April 2023. Eine Besserung ist noch nicht in Sicht. Die sofort verfügbaren offenen Stellen gingen um 12,3 Prozent auf 76.478 zurück. Der ÖVP-Wirtschaftsbund erfasst in seinem Stellenmonitor alle Jobportale und verzeichnete 153.291 offene Stellen.

Den größten Zuwachs bei arbeitslosen Menschen und Personen in AMS-Schulung gab es Ende Jänner im Vergleich zum Vorjahresmonat in der Warenerzeugung/Industrie (+14,6 Prozent). Niedriger fiel der Anstieg im Handel (+8,4 Prozent), Gesundheits- und Sozialwesen (+7,4 Prozent), Gastronomie und Beherbergung (+5,5 Prozent) und bei der Arbeitskräfteüberlassung (+0,2 Prozent) aus. Den einzigen Rückgang der Arbeitslosigkeit gab es am Bau mit -3 Prozent. Dies könnte daran liegen, "dass das Wetter heuer wärmer und trockener war", hieß es vom AMS.

Den höchsten Anstieg von Arbeitslosen und Schulungsteilnehmern verzeichnete Oberösterreich (+11,2 Prozent), gefolgt von Salzburg (+9,9 Prozent), Tirol (+6,9 Prozent), Vorarlberg (+6,7 Prozent), Steiermark (+5,9 Prozent) und Wien (+5,6 Prozent). Niedriger fiel der Anstieg in Niederösterreich (+2,6 Prozent), dem Burgenland (+1,4 Prozent) und Kärnten (+1,3 Prozent) aus. Die höchste Arbeitslosenrate wurde Ende Jänner im Bundesländervergleich in Wien mit 12,7 Prozent registriert, gefolgt von Kärnten (10,4 Prozent), Burgenland (9 Prozent), Steiermark (8,2 Prozent) und Niederösterreich (8 Prozent). Eine geringe Arbeitslosenquote gab es in Oberösterreich (6,8 Prozent), Vorarlberg (6,0 Prozent), Salzburg (5,1 Prozent) und Tirol (4,9 Prozent).

Die Zahl der arbeitslosen Inländer inklusive Schulungsteilnehmerinnen und -teilnehmer stieg um 3,8 Prozent auf rund 254.734 und die Anzahl der arbeitslosen ausländischen Personen erhöhte sich deutlich um 8,5 Prozent auf 190.779.

Das Thema Arbeitsmarkt ist auch Thema bei den derzeit laufenden Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP und FPÖ. SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch erneuerte in einer Aussendung die Forderung nach einem Konjunkturpaket inklusive "Begrenzung" der Energiepreise und "Begrenzung" der Wohnungs- und Geschäftsraummieten. Der Sozialsprecher der NEOS, Johannes Gasser, drängte auf "zukunftsgerichtete Reformen in der Arbeitsmarktpolitik", unter anderem in den Bereichen Teilzeit/Vollzeit, Weiter- und Umqualifizierung und Beschäftigungsanreize. Der Sozialsprecher der Grünen, Markus Koza, forderte "ausreichend Mittel für die aktive Arbeitsmarktpolitik" von der künftigen Regierung.

Der Anstieg der Arbeitslosigkeit sei "eine Folge der überproportional gestiegenen Lohnkosten", erklärte WKÖ-Generalsekretär Wolfgang Hattmannsdorfer und pochte auf Gegenmaßnahmen. "Angesichts der steigenden Arbeitslosigkeit ist es ein schwerer Fehler, die Bildungskarenz abzuschaffen und das AMS-Förderbudget zu kürzen", kritisierte AK-Chefin Renate Anderl. Trotz steigender Arbeitslosenzahlen klagen viele Branchen hierzulande über einen Arbeits- und Fachkräftemangel. "Anstatt zu jammern, sollten Betriebe in die Ausbildung junger Menschen investieren", forderte ÖGB-Bundesgeschäftsführerin Helene Schuberth.