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Renault baut heuer um eine halbe Million Autos weniger © APA - Austria Presse Agentur

Die Versorgungsengpässe bei elektronischen Halbleitern und anderen wichtigen Bauteilen bremsen die Industrie weiter aus. Stark betroffen sind nach wie vor Autohersteller: Bei Renault etwa soll heuer wegen der Chipkrise schätzungsweise eine halbe Million Fahrzeuge weniger als geplant vom Band rollen. Das teilte der Konzern am Freitag in Boulogne-Billancourt bei Paris mit. Im Juli war das Unternehmen noch von rund 200.000 fehlenden Autos ausgegangen.

Allein im dritten Quartal habe der Produktionsverlust des Autoherstellers rund 170.000 Wagen betragen, hieß es vom Unternehmen. An Aufträgen fehlt es dem Konzern nicht: Das Orderbuch sei Ende September so gefüllt gewesen wie seit 15 Jahren nicht.

Auch bei Mercedes-Benz läuft die Produktion nicht rund: Wegen des Bauteilemangels soll es in der kommenden Woche im Rastatter Werk Kurzarbeit geben. Das teilte eine Sprecherin von Mercedes-Benz Cars & Vans am Freitag auf Anfrage in Stuttgart mit. Zuvor hatte die Zeitung "Badische Neueste Nachrichten" darüber berichtet.

Das Werk hat mehr als 6.500 Beschäftigte und eine führende Rolle im Daimler-Produktionsverbund für Kompaktfahrzeuge. Die "Fahrweise" der Fabrik werde nun angepasst, so die Sprecherin. Das werde "für die Beschäftigten größtenteils über Kurzarbeit ausgeglichen". Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen sind, blieb offen. Die weltweiten Werke von Mercedes-Benz werden in der kommenden Woche (ab 25.10.) hingegen "größtenteils uneingeschränkt" laufen.

Schon im Sommer hatte es in Rastatt und an mehreren anderen Standorten Produktionseinschränkungen gegeben, ebenso wie bei anderen Autoherstellern. Die Versorgungsprobleme machen sich auch in den Verkaufszahlen von Mercedes-Benz bemerkbar: Von Juli bis September 2021 lieferte die Marke weltweit 428.361 Autos aus - mehr als 30 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

Daimler-Chef Ola Källenius äußerte aber die Hoffnung, dass sich die Lieferketten in den nächsten Wochen stabilisieren. "Wir hoffen, dass wir die Situation im vierten Quartal stabilisieren und 2022 auf die nächste Stufe heben können", sagte Källenius am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters in Detroit. Jedoch hätten die großen Chiphersteller gewarnt, dass Probleme noch bis ins Jahr 2023 anhalten könnten. "Wir müssen flexibel bleiben."

Hintergrund der Versorgungsengpässe ist die coronabedingte Unterbrechung der Produktion von elektronischen Halbleitern in Asien. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach den Halbleitern - nicht nur von Autoherstellern, sondern auch aus anderen Branchen wie IT, Energie, Unterhaltungselektronik oder Medizintechnik.

Unter der Chipkrise leiden indirekt sogar Unternehmen wie Intel, die davon eigentlich profitieren müssten. Im vergangenen Quartal etwa konnte der Halbleiter-Riese im Jahresvergleich sogar weniger Chips für Notebooks verkaufen - weil den Herstellern andere Bauteile fehlten, um die Geräte fertigzustellen.

Um die Engpässe zu überwinden, investiert Intel wie andere Branchengrößen kräftig in den Ausbau von Kapazitäten in der Chipfertigung. Diese Milliardeninvestitionen werden aber erst in einigen Jahren greifen, sagte Konzernchef Pat Gelsinger. Und bis es soweit ist, machen die hohen Ausgaben das Geschäft zunächst weniger profitabel.