Apfalter in Zeiten der Coronakrise als Noch-Magna-Mann im Kanzleramt © APA - Austria Presse Agentur
Nachdem die deutschen Autobauer die Prognosen abgesenkt haben, verstärken sich die Sorgen der heimischen Zulieferbranche massiv. Die Industrie und österreichische Gesamtwirtschaft sind schließlich schon das zweite Jahr in einer Rezession. "Es ist kein Ende der Fahrzeugindustrie, aber es ist eine Delle drinnen, die global betrachtet werden muss", so Branchenexperte Günther Apfalter auf Ö1. Auch in Österreich brauche es Maßnahmen - vor allem nur mehr moderate Lohnsteigerungen.
Vor allem mögliche Werksschließungen und ein Mitarbeiterabbau beim Giganten VW sorgen derzeit für eine weiter steigende Unruhe. "Man muss jetzt einfach durchtauchen", sagte Apfalter zur Lage beim deutschen Riesen und all seinen Marken, "die Krise managen, einen 'Reset' machen in der Produktionskapazität und gut haushalten".
Und das würde er auf die Branche in Österreich umlegen: "Ich kann mich nicht noch mehr ins Abseits schieben indem ich noch höhere Lohn- und Lohnnebenkosten dem Produkt aufbürde." Man müsse mit den chinesischen Anbietern, die zudem günstigere Energiekosten hätten, mithalten können. Beides zu regeln sei Aufgabe der nächsten Regierung, die es rasch brauche.
Die Politik "soll unterstützen, was zu tun ist, und nicht bekämpfen, was nicht vermeidbar ist", so Apfalter am Samstag in der Sendereihe "Im Journal zu Gast" im "Mittagsjournal" des ORF-Radio Ö1. Die Anpassungseffekte müsse man langjährig sehen, gehandelt gehöre aber schnell. Die Kosten in Österreich müssten wieder "auf ein wettbewerbsfähiges Maß" gebracht werden.
Bei Löhnen und Lohnnebenkosten sei aber "der Senf aus der Tube draußen", die Steigerungen der vergangenen Jahre seien nicht mehr durch Produktivitätssteigerungen zu kompensieren. Es kämen also "schwierige Zeiten" auf die Branche zu.
Lohnsenkungen seien nicht möglich. Aber seitens der kommenden Regierung gehöre Einfluss genommen - damit Lohnverhandlungen moderat ausfallen und die Energiekosten auf "ein normales Maß" sinken. Dann hätten die Bundesländer respektive deren Energiegesellschaften zwar vorübergehend weniger Einnahmen, aber das ist aus Sicht des Managers ein "angebrachtes Instrument".
"Wenn weniger Autos gebaut werden, wird weniger zugeliefert", sagte Apfalter, ein ehemaliger Magna-Manager in Toppositionen, weiters zu den Auswirkungen auf Österreich. Wenn in Deutschland beispielsweise zehn Prozent weniger Mitarbeiter Automobile herstellen würden, dann werde das "in Österreich eins zu eins durchschlagen". Die Gewerkschaft ruft schon verstärkt nach leichteren Zugängen zu Kurzarbeitsmodellen.
Es werde in diesem Zusammenhang aber schwierig für alle Zulieferer, Geld für die seitens der Hersteller nicht einzuhaltenden Volumen zu lukrieren. Das wollten auch Zulieferer, die nicht aus der Alpenrepublik sind. "Das wird sehr intensiv zu Verhandlungen führen."
Der Wettbewerb mit den chinesischen Autobauern gehöre jedenfalls angenommen und auch Kooperationen eingegangen, äußerte sich Ex-Magna-Mann Apfalter kritisch zu Strafzöllen der EU. Er berichtete auch, dass er gehört habe, dass etwa bei Magna in Graz Gespräche mit chinesischen Herstellern schon recht weit fortgeschritten seien. Erst am gestrigen Freitag hatte auch Magna von einem Umsatz- und Ergebnisrückgang berichtet.
Der Sektor werde sich beim Bau von rund 20 Millionen Fahrzeugen im Jahr in Europa einpendeln. Denn das sei der Bedarf, so Apfalter. Derzeit führten die geopolitischen und weiteren Verunsicherungen in der Gesellschaft zu besonderer Kaufzurückhaltung.
Zu VW sagte Apfalter konkret: "Diese Restrukturierung im VW-Konzern ist absolut einsehbar und auch zu unterstützen - natürlich mit allen Folgen, die für Zulieferer damit zum Tragen kommen."