EZB-Chefin warnte zugleich vor hoher Inflation bei Dienstleistungen © APA - Austria Presse Agentur

Die Europäische Zentralbank (EZB) steht nach Einschätzung ihrer Präsidentin Christine Lagarde kurz davor, ihr Inflationsziel in der Eurozone zu erreichen. "Wir nähern uns dem Punkt, an dem wir erklären können, dass wir die Inflation nachhaltig auf unser mittelfristiges Ziel von zwei Prozent gebracht haben", sagte Lagarde in einem am Montag veröffentlichten Interview der "Financial Times".

Sie warnte zugleich, dass man hinsichtlich der Inflation im Dienstleistungssektor sehr wachsam sein müsse. Die EZB strebt eine Inflation von 2 Prozent an, die sie als optimales Niveau für den Euroraum erachtet. Für 2025 geht sie von 2,1 Prozent aus, für 2026 von 1,9 Prozent.

"Wissen Sie, die Inflation liegt nach unseren jüngsten Zahlen bei 2,2 Prozent", sagte Lagarde weiter. "Aber der Dienstleistungssektor liegt immer noch bei 3,9 Prozent und bewegt sich kaum. Er schwankt um die 4 Prozent."

EZB stellt für 2025 weiter Zinssenkungen in Aussicht

Führende Vertreter der Europäischen Zentralbank haben vor wenigen Tagen angesichts nachlassender Inflationsrisiken und schleppender Konjunktur bereits weitere Zinssenkungen im kommenden Jahr signalisiert. 2024 hat die EZB ihren Leitzins viermal gesenkt. Der am Finanzmarkt richtungsweisende Einlagensatz, zu dem Geldhäuser bei der Notenbank ihr Geld parken können und der mittlerweile als Leitzins für die Eurozone gilt, liegt aktuell bei 3,00 Prozent. "Wenn die eingehenden Daten weiterhin unsere Grundlinie bestätigen, ist die Richtung klar", hatte Lagarde vor einer Woche gesagt. "Wir gehen davon aus, dass wir die Zinssätze weiter senken werden." Der Desinflationsprozess sei "auf gutem Wege", erklärte sie. Die Risiken für das Wirtschaftswachstum hätten dagegen zugenommen.

Wie Lagarde hat auch Irlands Notenbankchef Gabriel Makhlouf die Inflation im Dienstleistungssektor besonders im Blick. Manche Elemente des Preisanstiegs bei den Dienstleistungen bereiteten ihm einige Sorgen, sagte er der Zeitung. Der Notenbanker verwies zudem auf die Unsicherheit hinsichtlich der wirtschaftlichen Aussichten im nächsten Jahr, da die Vorgehensweise des designierten US-Präsidenten Donald Trump nur schwer zu deuten sei. Makhlouf sprach sich für graduelle Zinssenkungen statt für große Schritte nach unten aus, sofern sich die Datenlage und die Hinweise nicht ändern. "Ich habe die Notwendigkeit eines plötzlichen großen Sprungs nicht gesehen und sehe das auch gegenwärtig nicht." Unter einem großen Schritt werden Zinssenkungen um 0,50 Prozentpunkte verstanden.