Preisanstieg bei Gas befürchtet © APA - Austria Presse Agentur

Der größte slowakische Gasversorger SPP macht sich zusammen mit Branchenvertretern aus Österreich, Ungarn und Italien für einen Weiterbetrieb des Erdgastransits durch die Ukraine stark. In einer von der SPP initiierten Erklärung, die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen übergeben werden soll, wird die Erhaltung der Gasinfrastruktur in der Ukraine gefordert. Zu den Unterzeichnern gehört auch die österreichische Industriellenvereinigung.

"Das Dokument ist eine wichtige Stimme der Wirtschaft, die direkt für die Energiesicherheit und die Wirtschaft der Region verantwortlich ist, die in naher Zukunft erheblichen wirtschaftlichen Schaden erleiden könnte", erklärte SPP-Chef Vojtech Ferencz am Dienstag laut Mitteilung. Europäische Gaskonsumenten, aber auch die Ukraine selbst würden von einem Weiterlaufen des Gastransits profitieren.

Zum Jahresende läuft der Transitvertrag zwischen dem russischen Gasriesen Gazprom und dem ukrainischen Versorger Naftogaz aus, der das Durchleiten von Gas aus Russland durch Pipelines durch die Ukraine nach Mitteleuropa ermöglicht. Länder wie die Slowakei, Tschechien und Ungarn beziehen noch Pipeline-Gas aus Russland, für sie würde ein Ende der Lieferungen Probleme bringen. Auch Österreich erhält nach wie vor einen erheblichen Teil seines Erdgases aus Russland, auch wenn die OMV vor kurzem ihren Gasliefervertrag mit Gazprom gekündigt hat. Österreich sieht sich dank gefüllter Gasspeicher und alternativer Importrouten über Italien und Deutschland gut vorbereitet auf einen möglichen Lieferstopp.

Die Slowakei und andere Länder führen derzeit Verhandlungen, um Lieferungen auch nach dem Auslaufen des Transitvertrages zu ermöglichen. Die slowakische Wirtschaftsministerin Denisa Sakova sagte, der gemeinsame Bedarf europäischer Länder und Unternehmen liege im nächsten Jahr bei rund 15 Mrd. Kubikmetern russischen Gases, das über die Ukraine transportiert werden soll. Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal hatte sich am Montag aufgeschlossen für eine Fortsetzung des Gastransits gezeigt, eine Erneuerung des Vertrags mit Gazprom aber ausgeschlossen.

Laut SPP (Slovenský plynárenský priemysel) wurde die Erklärung auch vom slowakischen Pipeline-Betreiber Eustream, den ungarischen Konzernen MVM und MOL sowie von Branchenverbänden aus Italien, Österreich und Ungarn unterzeichnet. Laut Mitteilung von SPP zählt die österreichische Industriellenvereinigung zu den Unterstützern. Der österreichische Öl-, Gas- und Chemiekonzern OMV habe sich hingegen nicht an der Initiative beteiligt, sagte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters.

Die SPP, die rund zwei Drittel des slowakischen Marktes abdeckt, rechnet mit 150 Mio. Euro an zusätzlichen Kosten, wenn sie die russischen Gaslieferungen durch Gas aus anderen Quellen ersetzen müsste. Für den gesamten slowakischen Markt würden die Mehrkosten über 220 Mio. Euro betragen, sagte SPP-Chef Vojtech Ferencz. Das liege vor allem an höheren Transitgebühren. "Gleichzeitig wird die Unterbrechung der Erdgaslieferungen durch die Ukraine natürlich auch zu einem Anstieg der Gaspreise auf den Märkten führen", sagte der SPP-Chef.

In Österreich wird auf Nachfrage stets bestritten, dass die Abwendung von russischem Gas zu einer Verteuerung führen könnte - so verweist die OMV stets darauf, dass der Gaspreis an der Börse gebildet werde.