Die Richtung des Gasflusses hat sich in Österreich heuer umgekehrt © APA - Austria Presse Agentur
Auch ohne russisches Erdgas ist die Versorgung laut der zuständigen Behörde E-Control in der demnächst beginnenden Heizsaison gesichert. Bis 8. September seien 82,8 Terawattstunden (TWh) Gas eingespeichert worden, das sei mehr als der durchschnittliche Jahresverbrauch in Österreich, sagte E-Control-Vorstand Alfons Haber am Donnerstagabend bei einem Mediengespräch. Auch an der Preisfront zeichnet sich nach der Gaskrise eine weitere Entspannung ab.
Für 2027 werde Gas im Großhandel aktuell mit 31 Euro pro Megawattstunde (MWh) gehandelt, das sei weniger als die 35 Euro, die Gas derzeit an der Börse koste, so Haber.
Comeback als Gastransitland möglich
Für die Unternehmen und Haushalte könnten nach 2027 auch die Gebühren für das Gasnetz sinken, wenn die EU tatsächlich wie angekündigt ein schrittweises Verbot von Gasimporten aus Russland verhängt. Dann könnte Österreich nämlich ein Comeback als Gastransitland feiern, um die Slowakei, Ungarn und die Ukraine mit Gas aus dem Westen zu versorgen.
Vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine war Österreich ein wichtiges Transitland für russisches Gas. Mit der Abkehr von russischem Gas verlor Österreich diese Rolle und damit auch die Einnahmen aus dem Transit.
Österreich importiert nun Gas hauptsächlich über Deutschland
Seit heuer, nachdem die OMV ihren langfristigen Liefervertrag mit der russischen Gazprom kündigte, fließt in Österreich das Gas nicht mehr vom Osten in den Westen, sondern vom Westen Richtung Osten. Das meiste Gas importiert Österreich nun über Deutschland und stammt aus Norwegen sowie aus den Terminals für Flüssigerdgas (LNG) in Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Auch aus Italien wird Gas importiert.
Seit Kriegsbeginn hat sich der Import von LNG in der EU fast verdoppelt. Im ersten Halbjahr 2025 waren 836 TWh, 55 Prozent davon stammten aus den USA. Mit dem Handelsdeal, den US-Präsident Donald Trump mit der EU aushandelte, könnte dieser Anteil weiter steigen. Die 700 Mrd. Euro, um die die EU Öl und Gas aus den Vereinigten Staaten beziehen soll, erscheinen der E-Control aber deutlich zu hoch. Bei einem Marktpreis von 35 Euro pro MWh könnten die LNG-Terminals der EU pro Jahr nämlich nur Gas im Wert von knapp 100 Mrd. Euro importieren.