Derzeit steht das Werk still © APA - Austria Presse Agentur

Im Landesgericht Ried im Innkreis stimmen am Vormittag die KTM-Gläubiger über den Sanierungsplan ab. Er sieht eine 30-prozentige Barquote vor, die bis Ende Mai ausbezahlt werden soll. Um sie zu bedienen, müssen rund 600 Mio. Euro aufgestellt werden. Zudem sind ca. 150 Mio. Euro nötig, um das Wiederanlaufen der Produktion im derzeit stillstehenden Werk in Mattighofen (Oberösterreich) und den Betrieb des rund 2.000 Mitarbeiter zählenden Unternehmens bis Ende Mai zu finanzieren.

Die heutige Sanierungsplantagsatzung am Landesgericht läuft seit 09.00 Uhr. Die Höhe der Forderungen liegt bei rund 2,25 Mrd. Euro, wovon gut 2 Mrd. anerkannt sind. Gemäß Insolvenzverwalter Peter Vogl gibt es strategische Investoren für den Motorradhersteller - wer diese sind, ist aber vorerst noch geheim. Laut "Oberösterreichischen Nachrichten" sollen von den ursprünglich 23 Interessenten noch sieben übrig sein. Darunter dürfte auch der indische KTM-Partner Bajaj sein, der 150 Mio. Euro zuschießen soll. Zuletzt hatten auch Gerüchte um einen Einstieg von BMW die Runde gemacht.

Zerschlagung würde nur 14,9 Prozent Quote bringen

Voraussetzung für all das ist aber, dass die Gläubiger den Sanierungsplan annehmen. Würde er abgelehnt, wäre ein Konkurs und vermutlich die Zerschlagung die Folge. Dann würde nur eine Zerschlagungsquote von 14,9 Prozent übrig bleiben, warnt Vogl.

Ungemach könnte dem KTM-Management rund um - mittlerweile nur mehr als Co-CEO fungierenden - Stefan Pierer auch von rechtlicher Seite drohen: Laut Berichten von "OÖN", "Kurier" und "Presse" gebe es Hinweise, dass der Insolvenzantrag zu lange hinausgezögert worden sei, und zu prüfen sei, ob Insolvenzverschleppung im Raum stehe.

AK-OÖ-Präsident Stangl erwartet keine weiteren Kündigungen

Die gesamte KTM-Gruppe hat nach mehreren Kündigungswellen aktuell noch rund 4.400 Beschäftigte, davon knapp 2.000 bei der KTM AG. Bei Insolvenzeröffnung hatte die KTM AG noch etwa 2.500 Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer. Oberösterreichs AK-Präsident Andreas Stangl rechnete indes nicht damit, dass weitere Kündigungen drohen, zumal er davon ausgehe, dass der Sanierungsplan angenommen wird. Denn bei einem weiteren Personalabbau wäre die Produktion in manchen Bereichen wohl gefährdet, argumentierte er am Dienstag am Rande einer Pressekonferenz in Wien. Darüber hinaus zeigte er sich überzeugt, dass die in Oberösterreich eingerichtete Insolvenzstiftung über ausreichende Mittel verfüge, um gekündigten KTM-Mitarbeitern zu helfen.

Pierer Industrie durchlief Restrukturierungsverfahren

Im Anschluss an die Sanierungsplantagsatzung der KTM AG folgen am Nachmittag auch jene der ebenfalls insolventen KTM-Töchter KTM Components GmbH sowie der KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH. Ihr Schicksal ist wohl mit dem der Mutter verknüpft. Die in mehreren Ebenen im Konzern über KTM stehende Pierer Industrie hat - bedingt durch die KTM-Zahlungsunfähigkeit - ein Europäisches Restrukturierungsverfahren durchlaufen. Der Restrukturierungsplan wurde in der Vorwoche angenommen. Im Wesentlichen ging es darum, Anleihen und Schuldscheindarlehen zu verlängern. Die Summe der Nennbeträge lag bei knapp 250 Mio. Euro.