Bei der Massenproduktion hochmoderner Leistungshalbleiter aus Galliumnitrid (GaN) ist Infineon einen großen Schritt vorangekommen. Der deutsche Konzern gab am Mittwoch bekannt, diese unter anderem für Elektroautos benötigten Chips schneller und billiger produzieren zu können. Der Markt hierfür werde bis zum Ende des Jahrzehnts ein Volumen von mehreren Mrd. Dollar erreichen, sagte Infineon-Chef Jochen Hanebeck bei einer Telefonkonferenz.
Davon werde sich sein Unternehmen eine große Scheibe abschneiden. "Wir wollen den Markt formen."
Als weltweit erster Anbieter könne Infineon in seinem österreichischen Werk in Villach GaN-Chips auf Wafern mit 300 Millimetern Durchmesser produzieren, erläuterte Hanebeck. Auf jede dieser Scheiben passten 2,3 Mal mehr Chips als bei der bisherigen 200-Millimeter-Technologie. Gleichzeitig erlaube das neue Verfahren, auf Anlagen zur Herstellung klassischer Silizium-Chips mit geringen Anpassungen auch GaN-Halbleiter zu fertigen.
Dies werde den Preisrückgang bei GaN-Chips beschleunigen, die bislang ein Vielfaches vergleichbarer Silizium-Halbleiter kosteten. Der Grund für den höheren Preis seien die technischen Herausforderungen bei der Produktion. "Das Trägermaterial Silizium und Galliumnitrid mögen einander nicht. Dadurch entstehen Spannungen an der Grenzschicht. Dieser Stress ist so groß, als wenn Sie vier Elefanten mit jeweils fünf Tonnen Gewicht auf eine Ein-Eurocent-Münze stellen."
Mit Hilfe von GaN-Chips können kleinere und leichtere Ladegeräte gebaut werden, wie etwa für Laptops und Smartphones oder Elektroautos. Auch in Solarstrom-Anlagen oder beim Energiemanagement von Hochleistungsrechnern für Künstliche Intelligenz (KI) kommen sie zum Einsatz.
Der GaN-Durchbruch kommt für Infineon in einer schwierigen Phase. Wegen einer schwächelnden Nachfrage aus der Automobil- und Ökostrom-Branche musste der Konzern in den vergangenen Monaten mehrfach seine Geschäftsziele korrigieren. Außerdem streicht er mehrere tausend Stellen. Im Rahmen des bereits im Mai von der deutschen Mutter angekündigten Sparprogramms sollen auch in Österreich in den nächsten zwei Jahren 380 von insgesamt 6.000 Stellen wegfallen.
(APA)