Kika/Leiner hat erneut Insolvenz angemeldet © APA - Austria Presse Agentur

Der Möbelhandel hat es derzeit sehr schwer. Die derzeitige Konsumzurückhaltung, die schwache Bauwirtschaft und der Druck, der vom Internethandel auf den stationären Handel ausgeübt wird, bringen die Branche gehörig ins Wanken. Mit der erneuten Insolvenz von Kika/Leiner ist nun ein weiterer Dominostein in der Reihe von strauchelnden Unternehmen in der Branche gefallen. Die Zukunft des Möbelhändlers ist noch unsicher, eine Fortführung scheint aber nur wenig wahrscheinlich.

Wie es konkret mit Kika/Leiner weitergeht - ob noch einmal eine Sanierung versucht oder möglicherweise ein Investor gesucht wird - dazu "kann man jetzt noch nicht so viel sagen", sagte der Wiener Handelsexperte Andreas Kreutzer, der auch Geschäftsführer von Kreutzer, Fischer und Partner (KFP) ist, im Gespräch mit der APA. Aus seiner Sicht mache es aber nur wenig Sinn, Kika/Leiner noch einmal zu schrumpfen und Märkte zu schließen und dann nur ein paar wenige aufrecht zu halten. Eine Fortführung scheint damit eher unwahrscheinlich.

Der stationäre Handel habe es derzeit generell nicht leicht. "Die Zeit der stationären Großfläche ist eigentlich vorbei", so Kreutzer weiter. Vor allem der Internet-Handel kannibalisiere das Konzept. Auch die allgemeine Konsumzurückhaltung schlägt sich nieder. "Der Handel leidet vor allem unter einer schwachen Nachfrage an dauerhaften Konsumgütern", sagte Marcus Scheiblecker vom Wifo gegenüber der Tageszeitung "Die Presse".

Der Chefökonom der Industriellenvereinigung (IV), Christian Helmenstein, sieht im Lichte der neuerlichen Kika/Leiner-Pleite für Hersteller dauerhafter Konsumgüter wie Möbel eine "existenzielle Krise im Sektor". Diese führt er auf mehrere Faktoren zurück. So herrsche derzeit eine "Bedarfslücke", da sich viele in der Coronakrise mit dauerhaften Gütern eingedeckt haben. Die einbrechenden Wohnungs- und Häuserfertigstellungen als Auswirkung der Baukrise seien "ein weiterer treibender Faktor. Dazu kommen die hohen Kostenbelastungen für Energie, Personal und Co., die auch andere Branchen belasten", sagte Helmenstein der APA.

Vor diesem Hintergrund stellt sich nicht nur die Frage, wie es mit dem Unternehmen Kika/Leiner weitergeht, sondern auch was mit den Standorten passieren soll. "Es wird schwer werden, die Standorte zu verwerten", sagte Kreutzer. Weder für Bau- noch für Elektronikmärkte kämen sie gut in Frage, da die Standorte meist mehrstöckig sind und das in diesen Bereichen weniger günstig sei.

Dass ein Konkurrent das Geschäft aufkauft, sei prinzipiell möglich. Allerdings gibt es nur wenig Konkurrenz am österreichischen Markt, der bereits sehr eng ist und sich mit der Kika/Leiner-Pleite noch weiter verkleinern könnte. Die XXXLutz-Gruppe könne nur dort einsteigen, wo die Marktkonzentration nicht schon zu groß ist. Einen Einstieg von Ikea hält er für unwahrscheinlich. "Sonst haben wir keine Großflächen-Anbieter mehr", so Kreutzer. Gegenüber der Tageszeitung "Der Standard" wollte sich XXXLutz vorerst nicht zu den Niederlassungen von Kika/Leiner äußern, allerdings biete das Unternehmen laut Sprecher an, "alle von der Pleite betroffenen Lehrlinge zu übernehmen."

Kika/Leiner ist nicht das einzige Unternehmen in der Möbelbranche, das in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt. So befindet sich das Einrichtungshaus Interio derzeit in der Sanierung, über die Deko-Kette Depot mit rund 350 Mitarbeitern hat dagegen bereits Konkurs eröffnet.

Dennoch macht sich Kreutzer nur wenig Sorge um Folgeinsolvenzen bei Lieferanten von Kika/Leiner. Nach der ersten Schrumpfung des Unternehmens im Vorjahr, bei der mehr als die Hälfte der Filialen geschlossen wurden, sei das Möbelhaus nicht mehr so ein großer Abnehmer für die Handelsmarkenproduzenten wie früher gewesen. Die Lieferanten könnten zwar durchaus um Forderungen an Kika/Leiner umfallen, eine Existenzbedrohung dürfte das aber nicht sein.

Im Vorjahr war Kika/Leiner nach Umsatzhöhe gemessen der Branchendritte. Branchenprimus war 2023 laut Kreutzer die XXXLutz-Gruppe mit rund 1,5 Mrd. Euro Umsatz, dahinter rangierte Ikea mit rund 900 Mio. Euro. Kika/Leiner erzielte 600 Mio. Euro Umsatz, für heuer wäre die Erwartung bei rund 300 Mio. Euro gelegen.