Rajiv Bajaj, der neue starke Mann bei KTM © APA - Austria Presse Agentur
Die Sanierungsschritte beim oberösterreichischen Motorradbauer KTM sind erwartungsgemäß noch nicht abgeschlossen. Rajiv Bajaj, Chef von Bajaj Auto und Miteigentümer von KTM, sieht noch viel Einsparungspotenzial, sagte er laut "Kronen Zeitung" dem indischen Fernsehsender CNBC TV18. Er sprach von der Möglichkeit, die "enormen" Gemeinkosten "um mehr als 50 Prozent zu reduzieren". Darunter fielen Forschung, Entwicklung, Marketing und operative Bereiche sowie Verwaltung und IT.
KTM musste im Vorjahr Insolvenz anmelden und konnte dank einer 800 Mio. Euro schweren Geldspritze der indischen Bajaj im Juli 2025 den Betrieb wieder hochfahren. Mit dem Investment wird Bajaj, nach Abschluss der rechtlichen Prüfung, die Mehrheit an dem Traditionskonzern in Mattighofen halten.
"Gier" und Überproduktion durch altes Management
In dem Interview warf Rajiv Bajaj dem alten, bereits abgelösten KTM-Management, "Gier" und Fehler wie Überproduktion vor. Der nunmehrige KTM-Boss Gottfried Neumeister meinte zur "Kronen Zeitung", es würden alle Unternehmensbereiche analysiert, "um Synergien zu nutzen und Effizienzpotenziale zu heben". Dadurch sei es gelungen, die Kostenstruktur in den vergangenen Monaten deutlich zu verbessern. Er versicherte, dass trotz der Mehrheitsübernahme durch Bajaj KTM "ein österreichisches Unternehmen mit eigenständigem Management" bleiben werde.
Das war nicht die erste Aussage von Bajaj, die für Unruhe in Oberösterreich sorgt. Im August meinte er: "Die europäische Produktion ist tot." Allerdings gibt es auch gute Nachrichten aus Mattighofen (Bezirk Braunau). Wie am gestrigen Mittwoch bekannt wurde, holt KTM die Produktion der Marke GasGas von Spanien nach Oberösterreich zurück. Zusätzlich Beschäftigte wird es aber keine geben.
GasGas nach OÖ, Autosparte verkauft
Das Werk in Spanien wird ab sofort geschlossen. Laut Medienberichten waren an dem Standort in Barcelona zuletzt rund 300 Mitarbeiter beschäftigt. Von der Schließung betroffen seien nur 20 Beschäftigte, die in der Herstellung tätig gewesen seien, bestätigte KTM einen Bericht der "Salzburger Nachrichten". Deshalb erfordere die Verlagerung keine weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Produktionsstandort Mattighofen.
Kurz zuvor teilte KTM mit, dass der Verkauf der Autosparte an ein belgisches Investorenkonsortium abgeschlossen ist. Dieses würde sich zum Produktionsstandort in Graz bekennen und damit Arbeitsplätze sowie Wertschöpfung in Österreich sichern, versicherte Neumeister. Die operative Führung bleibe bei CEO Michael Wölfling.
Pierer nicht mehr operativ tätig
Ebenfalls im Oktober wurde mitgeteilt, dass sich Stefan Pierer auch aus dem operativen Geschäft der Pierer Industrie AG zurückgezogen hat, nachdem er bereits aus der KTM AG und der Pierer Mobility ausschied. Eigentümer bleibe weiterhin Stefan Pierer über seine Pierer Konzerngesellschaft. Die operative Ebene hat der ehemalige Sanierer nach 30 Jahren aber endgültig verlassen, obwohl seine Bestellung als Vorstandsvorsitzender noch bis Ende 2026 gelaufen wäre. Der 68-Jährige übernahm KTM nach der Pleite 1991 und führte den Motorradhersteller auf die Überholspur zurück - freilich wendete 2007 der Einstieg der indischen Bajaj-Gruppe einen neuerlichen Konkurs ab.
Und auch 2025 sprang Bajaj im aktuellsten Konkursverfahren ein und stellte die Mittel zur Erfüllung der Insolvenzquote in Höhe von 30 Prozent bereit. Dafür werden die Inder die vollständige Kontrolle über die Pierer Bajaj AG, die derzeit 75 Prozent an der börsenotierten Pierer Mobility AG hält, übernehmen.
Wie läuft es im Motorsport? Vorigen Sonntag beim Grand Prix von Australien in der MotoGP fuhr Pedro Acosta als bester KTM-Pilot als Fünfter durch das Ziel.