Einen "Bausparer" haben die Österreicher traditionell recht gern © APA - Austria Presse Agentur
Der Bausparkassenverband (BVO) hat am Donnerstag Bilanz fürs Jahr 2024 gelegt und einen Ausblick aufs laufende Jahr - auch im Hinblick auf die neue Regierung und deren Programm - gegeben. Mit der Geschäftsentwicklung zeigten sich die Vertreterinnen und Vertreter der einzelnen Bausparkassen vor Journalistinnen und Journalisten in Wien trotz Bau-Rezession zufrieden, für Risiken sei man gewappnet. Von der Regierung wünscht man sich etwa mehr Fördermaßnahmen für Wohneigentum.
Rund drei Millionen Bausparverträge gibt es in Österreich. Bausparen zählt traditionell - und damit auch zum heurigen 100. Geburtstag des Solidarsparmodells - zu den beliebtesten Sparformen von Herr und Frau Österreicher. Das gilt für alle Generationen, auch für die jüngste, ganz besonders aber für Familien mit Kindern, zeigt eine vom BVO beauftragte repräsentative Umfrage des Integral-Meinungsforschungsinstituts. Die Menschen in Österreich wohnen in etwa zur Hälfte im Eigentum und zur Hälfte in Miete.
Hier klaffen laut der Erhebung Wunsch und Realität auseinander, denn während nur etwa 48 Prozent im Eigentum wohnen (45 Prozent zur Miete, Rest offen), wünschen sich vier Fünftel (79 Prozent) im Eigentum zu leben. Nur ein Fünftel sagt, gewünschter Maßen in Miete zu wohnen. Bei Familien mit Kindern ist der Eigentumswunsch mit 89 Prozent im Besonderen ausgeprägt.
"Handlungsbedarf groß"
"Der Handlungsbedarf ist also groß", schloss naturgemäß BVO-Vorsitzende und Wüstenrotchefin Susanne Riess-Hahn bei der Pressekonferenz bezogen auf die Studie. Denn Bausparverträge dienen dazu, Wohneigentum zu schaffen. Eine der wichtigsten Forderungen des Verbandes ist, dass die Bandbreite der Bausparprämie von derzeit 1,5 bis 4,0 Prozent wieder auf die bis zum Jahr 2012 gültigen 3,0 bis 8,0 Prozent erhöht wird. Weiters geht es der Branche um eine Anhebung der maximalen prämienbegünstigten jährlichen Sparleistungen von derzeit 1.200 auf 1.800 Euro. Die Darlehenshöchstgrenze bei Bauspardarlehen solle auf 350.000 Euro pro Person steigen, forderten neben Riess-Hahn auch Hans-Christian Vallant von der Raiffeisen Bausparkasse, Andreas Kaim von der s Bausparkasse und Marcus Kapun von der start:bausparkasse. Gut sei, dass die KIM-VO, die die Kreditvergabe an Private eingeschränkt habe, zur Jahresmitte auslaufe.
Die Bausparprämie zähle zu den effektivsten Förderungen zur Schaffung von Wohneigentum. Nicht nur die Verbraucher würden profitieren, auch der Staat durch die Hebelwirkung des Bausparsystems, sagte Kapun. So seien voriges Jahr mit 34 Mio. Euro Bausparprämie ein Finanzierungsvolumen von 1,4 Mrd. Euro generiert worden.
Bei den Bausparausleihungen gab es ein Minus gegenüber 2023 von 1,4 Prozent. Die gesamten Ausleihungen blieben mit 20,47 Mrd. Euro damit praktisch stabil. Insgesamt erreichten die Finanzierungsleistungen 1,37 Mrd. Euro.
Bei den Bauspareinlagen gab es ein Plus von 240 Mio. Euro. Damit betrug das Gesamtniveau 14,58 Mrd. Euro. Der Anstieg des Neugeschäfts wurde trotz wieder abflauender Zinsen verzeichnet. Den "Turbo" hatte die Zinswende gezündet, so Kaim. Im Vorjahr sei das Neugeschäft gefestigt worden. "Insgesamt wurden 472.148 neue Bausparverträge abgeschlossen. Das Plus bei den Bauspareinlagen verdeutlicht, dass die Sparsummen wieder ansteigen."
Einschätzung zum Regierungsprogramm der Dreierkoalition
Zu den Aussichten mit der neuen schwarz-rot-pinken Regierung gefragt, sagte Ex-FPÖ-Vizekanzlerin Riess-Hahn, dass es grundsätzlich positiv sei, dass das Thema Wohnen insgesamt viel Raum bekomme. Sie sieht aber einen "ein bisschen" zu starken Fokus auf das Thema Mieten und "ein bisschen" zu wenig Fokus auf das Wohneigentum. Ob das bei einer anderen Farbkombination aus Sicht des Verbandes besser gewesen wäre, wollte sie nicht beantworten. "Noch gibt es halt viele Absichtserklärungen, nun geht es um endgültige Umsetzungsmaßnahmen und wir bauen hierbei auf gute Gespräche."
Konkret positiv sei die Wiedereinführung der Zweckwidmung der Wohnbauförderung. "Das trägt zum leistbaren Wohnen bei", sagte Riess-Hahn.
Im Regierungsprogramm heißt es auch, dass das Modell Bausparen und die Struktur der Bausparkassen überarbeitet werden solle. "Sowohl die Bausparprämie als auch die Darlehensobergrenze werden auf ihre Wirksamkeit hin überprüft und bei Bedarf angepasst. Die Struktur der Bausparkassen wird auf ihre Effizienz und Wirksamkeit hin überprüft und gegebenenfalls überarbeitet", schreibt die Dreierkoalition. Dazu sagte Riess-Hahn, dass es derzeit kein bundeseinheitliches Wohnbauprogramm gebe, Wohnen ist Ländersache, zur Darlehensobergrenze befinde man sich im Dialog. Es gehe bei diesem Punkt im Programm insgesamt um bessere Beiträge zum Wohnraumfinanzierungsbereich.