In vier Bundesländern steigen die Gasnetztarife um mehr als 25 Prozent © APA - Austria Presse Agentur

Die Netzkosten für Gas steigen 2026 erneut stark. Im Schnitt sind es 18,2 Prozent, laut Verordnungsentwurf der E-Control. Bei den Stromnetzgebühren gibt es eine Entspannung. Sie steigen nach dem Rekordanstieg 2025 nächstes Jahr nur leicht, im Schnitt um 1,1 Prozent. In fünf Bundesländern sinken sie sogar. Wegen des Photovoltaik-Booms führt die E-Control erstmals einen "Sonnen-Rabatt" von 20 Prozent zwischen 1. April und 30. September in den Stunden von 10 bis 16 Uhr ein.

Die für Energie zuständige Regulierungsbehörde E-Control legt jedes Jahr fest, wie viel die Netzbetreiber pro Kilowattstunde (kWh) verrechnen dürfen. Die genauen Entgelte sind je nach Netzbetreiber unterschiedlich hoch und können sich bis zur Kundmachung noch leicht ändern. Die endgültigen Verordnungen werden in der Regel im Dezember veröffentlicht und treten mit 1. Jänner in Kraft.

Mit 1. Jänner 2025 waren bei Strom die Netzentgelte für Haushalte im Schnitt um 23,1 Prozent gestiegen, bei Gas um 16,6 Prozent. Weil seit Jahresbeginn auch die Abgaben auf Energie nach Ende der Gaskrise wieder in voller Höhe verrechnet werden, stiegen die Energierechnungen heuer um einige hundert Euro und tragen zur derzeit hohen Inflation bei.

Stromverbrauch hat sich nach Energiekrise stabilisiert

Bei Strom sinken die Netzentgelte voraussichtlich in Vorarlberg, Kärnten, Wien und in der Steiermark leicht und in Salzburg mit rund 9 Prozent deutlich. Am stärksten steigen sie in Niederösterreich mit 6,9 Prozent, in Tirol mit 11,2 Prozent und im Burgenland mit 16,1 Prozent.

E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch nannte im Gespräch mit der APA zwei Gründe, warum die Stromnetzgebühren 2026 nicht weiter steigen. Einerseits ist weniger Strom gespart worden, wodurch sich der Verbrauch stabilisiert hat. Andererseits hätten zusätzliche Erlöse, etwa aus dem grenzüberschreitenden Stromtransit, die Kosten gedämpft. Laut "Salzburger Nachrichten" ist eine Reserve von 120 bis 130 Mio. Euro des Übertragungsnetzbetreibers APG eingesetzt worden.

Gas-Ausstieg treibt Netzentgelte auch in den nächsten Jahren

Bei Gas hingegen sanken die verbrauchten Mengen weiter, weshalb die Netzkosten auf weniger Kilowattstunden aufgeteilt werden müssen. Der Ausstieg aus Gas und die aufgrund der Klimaerwärmung höheren Temperaturen im Winter werden auch in den kommenden Jahren zu sinkenden Gasverbräuchen führen, prognostizierte Urbantschitsch.

Der E-Control-Vorstand kündigte an, als Behörde Druck auf die Netzbetreiber aufzubauen, um die Kosten den rückläufigen Erlösen anzupassen und das Gasnetz zu verkleinern. Kontraproduktiv sei hier allerdings, dass es nach wie vor eine gesetzliche Anschlusspflicht gibt.

Die Gasnetzentgelte steigen aber auch, weil Österreich seit dem russischen Krieg gegen die Ukraine kein Gastransitland mehr ist und nun sozusagen auf den Kosten der Pipelines sitzen bleibt.

In vier Bundesländern erhöhen sich die Gasnetztarife um 25 Prozent oder mehr

Am stärksten steigen die Gasnetztarife in Kärnten. Umgerechnet auf einen durchschnittlichen Haushaltskunden mit einem jährlichen Gasverbrauch von 15.000 kWh bedeutet das Plus von 35 Prozent im südlichsten Bundesland Mehrkosten von rund 142 Euro im Jahr, das sind fast 12 Euro pro Monat. In Niederösterreich steigen die Gasnetzentgelte um 30, in der Steiermark um 27,7, und im Burgenland um 25 Prozent. Am wenigsten stark steigen die Gebühren in Oberösterreich, nämlich um lediglich 6,5 Prozent.

Während bei Gas ein Rückbau des Netzes ansteht, wird bei Strom im Zuge der Energiewende massiv in das Netz investiert. Um Stromverbrauch und Stromerzeugung besser aneinander anzugleichen, führt die E-Control einen neuen "Sommer-Sonnentarif" ein. Mit einem Rabatt von 20 Prozent auf die Netzentgelte soll netzdienliches Verhalten belohnt werden und der Netzausbaubedarf so etwas verringert werden.

"Sonnen-Rabatt" wird mit Viertelstundenwerten automatisch verrechnet

Es ist das erste Mal, dass die E-Control wegen des vielen Photovoltaik-Stroms zeitlich unterschiedlich hohe Netztarife verordnet. Das verminderte Entgelt wird den Stromverbrauchern automatisch verrechnet, "sofern die Netzbetreiber über die dafür nötigen Detaildaten verfügen", wie es im Verordnungsentwurf heißt. In der Praxis bedeutet es wohl, dass die Kunden im Onlineportal des Netzbetreibers die Viertelstundenwerte aktiviert haben müssen.

Schon in der Vergangenheit hat es zu bestimmten Zeiten niedrigere Netzentgelte gegeben. Diese Tarife für Sommer und Winter, Tag und Nacht, haben allerdings mit der Zeit ihren Zweck verloren und werden nun mit der Verordnung 2026 aufgelöst.

Auch große Industriekunden können ab 2026 bei den Stromnetzentgelten Geld sparen, wenn sie beim Verbrauch flexibel sind. Vorerst ist dies auf Kunden der Netzebenen 3 und 4 beschränkt.

Wirtschaftsminister: Haben Gespräche mit APG geführt

Dass die Stromnetzentgelte 2026 im Schnitt nur um 1,1 Prozent steigen, schrieb sich das ÖVP-geführte Wirtschaftsministerium auf die Fahnen. "Durch frühzeitige Gespräche der Bundesregierung mit der Austrian Power Grid ist es gelungen, die E-Control davon zu überzeugen, der APG die Nutzung eines sogenannten Regulierungskontos zu erlauben", erklärten Energieminister Wolfgang Hattmannsdorfer und Energiestaatsekretärin Elisabeth Zehetner (beide ÖVP) in einem gemeinsamen Statement.

Die FPÖ machte die Bundesregierung für die steigenden Netztarife verantwortlich. Ursache für die Kostenexplosion seien die selbstauferlegten Energie- und Klimaziele. Die größte Oppositionspartei erinnerte auch daran, dass ein Drittel der Strom- und Gaskosten auf Steuern und Abgaben zurückzuführen seien, mit einer erneuten Reduktion "könnte die Regierung die Inflation von einem Tag auf den anderen signifikant dämpfen", so der blaue Abgeordnete Paul Hammerl.

Der Wiener SPÖ-Stadtrat Jürgen Czernohorszky erklärte, die schrittweise Stilllegung unwirtschaftlicher Gasnetze sei unerlässlich, damit sich die Gasnetzentgelte nicht vervielfachen. Er forderte dazu ein "stichfestes Bundes-Gaswirtschaftsgesetz" und verwies darauf, dass sich die Länder beim Rückbau der Gasleitungen einig seien.

Die Grünen sehen sich in ihren Warnungen bestätigt. "Beim Gasnetz passiert genau das, wovor wir immer gewarnt haben: Die politische Weigerung, den Gasausstieg endlich anzupacken, wird zur Kostenfalle für alle. Und wieder zahlen die Menschen, die am wenigsten Spielraum haben - Mieter:innen, die sich nicht aussuchen können, womit sie heizen", kritisierte der grüne Mandatar Lukas Hammer.

Eigenkapitalverzinsung von 9,58 Prozent

Der von Wirtschaftskammer und IV finanzierte Thinktank oecolution schlug vor, bei der Berechnung der Netztarife anzusetzen. Den in öffentlicher Hand stehenden Netzbetreibern werde eine Eigenkapitalverzinsung von 9,58 Prozent zugestanden, so hohe Zinsen für eine nahezu risikolose Geldanlage gebe es sonst nirgends, kritisierte oecolution-Chef Christian Tesch.

Die Interessensvertretung PV Austria begrüßte die Einführung der neuen, zeitlich variierenden Netztarife. Auch die Regierung sollte beim geplanten Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) den regionalen Verbrauch von Strom fördern "anstatt weiterhin auf neue Kostenbelastungen für Stromerzeuger zu setzen", so Vera Immitzer. Auch der Verband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) forderte mehr auf Flexibilität zu setzen.