Studie beleuchtet akademische Start-ups im DACH-Raum © APA - Austria Presse Agentur
Die meisten Start-ups in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH) wurden im vergangenen Jahrzehnt von Studenten, Mitarbeitern und Absolventen der TU München, der ETH Zürich und der Uni St. Gallen gegründet. Das zeigt eine kürzlich präsentierte Studie, in der untersucht wurde, welche Hochschulen im DACH-Raum die meisten Gründerinnen und Gründer hervorgebracht haben. In den Top-25 liegen drei österreichische Hochschulen, beste ist die TU Wien auf Rang 14.
Seit 2023 zielt die jährlich durchgeführte "Entrepreneurial Impact Study" darauf ab, den Impact akademischer Einrichtungen auf die Wirtschaft im Rahmen ihrer "Dritten Mission" zu analysieren. Bisher auf Deutschland beschränkt, wurde sie heuer erstmals auf den DACH-Raum ausgeweitet.
51.000 Gründungen seit 2014
Die Studienautorinnen und -autoren der Technischen Universität (TU) München, der Eidgenössisch Technischen Hochschule (ETH) Zürich und der Universität Innsbruck werteten Datenbanken wie StartupDetector (Deutschland), Austrian Startup Monitor (Österreich) und Startupticker (Schweiz) aus und kamen auf insgesamt 51.287 Gründungen im Zeitraum 2014 bis 2024. Dann erfassten sie über Datenbanken wie LinkedIn, Dealroom oder Crunchbase sowie Unternehmenswebseiten Angaben, an welchen Hochschulen die Gründerinnen und Gründer studiert bzw. gearbeitet hatten.
Von den rund 51.000 erfassten Start-ups befinden sich 78 Prozent in Deutschland, 14 Prozent in der Schweiz und acht Prozent in Österreich. Die Zahl der Gründungen in den drei Ländern stieg von 3.183 im Jahr 2014 auf den Höchststand von rund 6.196 im Jahr 2021. Seither wird stetig weniger gegründet, 2024 waren es 4.043.
Technische Unis erfolgreich
Die meisten Gründungen erfolgten von Studenten, Mitarbeitern und Absolventen der TU München (1.116), der ETH Zürich (1.022) und der Uni St. Gallen (845). Die TU Wien liegt auf Rang 14 (338), die Wirtschaftsuniversität (WU) Wien auf Platz 20 (223) und die Universität Wien auf Rang 23 (214). Diese Zahlen umfassen Gründungen nicht nur im jeweiligen Land, sondern im gesamten DACH-Raum. Die Hälfte der zehn erfolgreichsten Hochschulen sind Technische Universitäten.
"Es gibt sicherlich noch Aufholpotenzial", so Johann Füller, einer der Studienautoren, zum Abschneiden österreichischer Hochschulen. Neben den Unis brauche es auch ein starkes Ökosystem mit hoher Finanzkraft, internationalen Playern und starken Märkten. "Da hat man gegenüber Deutschland und der Schweiz natürlich Nachteile", erklärte der Professor für Innovation und Entrepreneurship an der Uni Innsbruck gegenüber APA.
Setzt man die Gründungen einer Hochschule in Relation zur Zahl ihrer Studierenden stehen private Hochschulen an der Spitze: An erster Stelle steht die deutsche WHU - Otto Beisheim School of Management (350 Start-ups pro 1.000 Studierende), neben ihr finden sich acht weitere deutsche Privathochschulen unter den Top-Ten. Aus Österreich schaffte es in diesem Ranking das MCI - Management Center Innsbruck (24) unter die besten 20. Ein ähnliches Bild zeigt sich, wenn man die Zahl der Gründungen in Relation zur Zahl der Mitarbeitenden der Hochschulen setzt. Dabei findet sich keine österreichische Hochschule unter den Top-20.
Meiste Start-ups im Gesundheitsbereich
Geht es nach Branchen werden die meisten Start-ups in der DACH-Region in den Bereichen Gesundheit, Unternehmenssoftware und Finanztechnologie gegründet. Auch in Österreich sind Gesundheit und Unternehmenssoftware die Branchen mit den meisten Gründungen (jeweils 17 Prozent), gefolgt von Finanztechnologie (10 Prozent), Energie und Transport (jeweils 8 Prozent), Nahrungsmittel (7), Marketing (6), Medien (5) sowie Immobilien und Sicherheit (jeweils 4 Prozent).
Bei den Start-ups im Deeptech-Bereich, also Gründungen, die auf bahnbrechenden Technologien mit dem Potenzial, Branchen zu revolutionieren, basieren, liegen die ETH Zürich (160 geförderte Start-ups), die TU München (140) und die ETH Lausanne (67) an der Spitze, die TU Wien (25) liegt auf Rang elf.
Betrachtet man nur die in Österreich gegründeten Start-ups, liegt die TU Wien mit 257 mit Abstand an der Spitze, gefolgt von der Uni Wien (119), der WU Wien (117), der Uni Graz (90), der TU Graz (76), der Uni Innsbruck (67), den Fachhochschulen Technikum Wien (53), und Oberösterreich (51), der Medizin-Uni Wien (38) und der Uni Linz (36). Gründungen in den beiden anderen Ländern sind in diesen Zahlen nicht enthalten.
Gute Förderung für frühe Phasen in Österreich
In Deutschland ist es offensichtlich schwierig für Start-ups, Investoren zu finden: Nur 16 Prozent der Gründungen erhielten dort eine Startkapital-Finanzierung. In Österreich erhalten dagegen 22 Prozent eine solche Förderung, in der Schweiz 36 Prozent. Österreich habe speziell für die frühen Phasen eine durchaus gute Förderlandschaft, meint Füller, "wenn es um größere Finanzierungen geht, fehlt es allerdings an entsprechenden Fördergebern und Risikokapital."
Die Schweiz habe dagegen viele Investoren und seit langem eine Innovations- und Gründungskultur aufgebaut. "Verstärkt wird dies durch große Förderprogramme für junge Start-ups, wodurch das Gründen sowie anschließende Wachstumsfinanzierungen unterstützt werden", so Studien-Coautor Philipp Lemanczyk. Die Hochschulen und Universitäten seien zudem eng mit der Wirtschaft verzahnt.
Unis müssten Unternehmertum stärker verankern
Um hierzulande mehr Start-ups aus dem akademischen Bereich hervorzubringen, wären nach Ansicht Füllers "eine noch stärkere Verankerung von Unternehmertum an den Universitäten hilfreich". Als Beispiele für Maßnahmen nennt er eine klare Strategie für Gründungen, Entrepreneurship-Kurse für Studierende aller Fakultäten, zusätzliche Gründungsanreize für Wissenschafterinnen und Wissenschafter, die engere Anbindung von erfolgreichen Gründern als Mentoren und Business Angels und das Aufsetzen von eigenen Fonds nach erfolgreichen Gründungen. Es gehe dabei nicht nur um einzelne Maßnahmen, sondern darum, all diese Aktivitäten zu stärken und auszubauen, so der Experte.
(S E R V I C E - Internet: https://www.entrepreneurshipranking.com/)