Die Gäste kommen wieder zurück © APA - Austria Presse Agentur

Der Österreich-Tourismus ist klar auf Erholungskurs, Gäste- und Nächtigungszahlen sind 2022 deutlich gestiegen - das Niveau vor Corona konnte aber noch nicht erreicht werden. "Nach zwei schwierigen Jahren für den Tourismus lagen die Nächtigungen in österreichischen Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen im Jahr 2022 nur noch 10,3 Prozent bzw. 15,8 Mio. Übernachtungen unter dem Rekordniveau des Vorkrisenjahres 2019", sagte Statistik-Austria-Chef Tobias Thomas am Freitag.

Das Jahr 2022 habe es mit knapp 137 Millionen Nächtigungen unter die Top Five der nächtigungsstärksten Jahre geschafft, so Thomas, - "und das, obwohl es im 1. Quartal 2022 noch coronabedingte Reiseeinschränkungen gab, Gäste aus weiter entfernten Ländern ausblieben und sich der Städtetourismus nur langsam erholte."

Im Vergleich zum Jahr davor nahmen die Nächtigungen 2022 um 57,4 Millionen (+72,2 Prozent) zu, was auf Zuwächse sowohl inländischer (+31,4 Prozent auf 38,89 Millionen) als auch ausländischer Gästenächtigungen (+96,3 Prozent auf 98,05 Millionen) zurückzuführen ist. Auch die Zahl der Ankünfte (39,80 Millionen) stieg 2022 im Vergleich zum Vorjahr deutlich, nämlich um 79,8 Prozent.

Mit 53,43 Mio. Nächtigungen wurden um zwei Drittel (21,34 Mio.) mehr Übernachtungen von Gästen aus Deutschland als 2021 registriert. Der zweitwichtigste ausländische Herkunftsmarkt, die Niederlande, schloss das Jahr 2022 mit 9,99 Mio. Nächtigungen ab (+130,4 Prozent). Gemeinsam mit den Gästen aus Österreich sorgen Touristen aus Deutschland und den Niederlanden für rund drei Viertel aller Übernachtungen, sie lagen aber immer noch etwas unter dem Niveau von 2019.

Noch deutlich unter dem Niveau der Zeit vor Corona waren die Nächtigungszahlen der asiatischen Herkunftsländer (etwa China, Japan und arabische Länder in Asien), hier wurde 2022 nur ein Viertel der Übernachtungen des Jahres 2019 registriert. Auch Gäste aus Amerika nächtigten um rund 25 Prozent weniger häufig als noch 2019 in Österreich. Bedingt durch den Ukraine-Krieg betrug der Rückgang der Nächtigungen russischer Gäste 87,9 Prozent, 2019 gingen noch 1,2 Mio. Übernachtungen auf Gäste aus Russland zurück.

Im ersten Drittel der laufenden Wintersaison 2022/23 lag die Zahl der Nächtigungen mit 15,69 Millionen um 67,6 Prozent über der des Zeitraums November bis Dezember 2021. Dabei erreichten die Nächtigungen ausländischer Gäste ein Plus von 72,3 Prozent mit insgesamt 11,27 Millionen, die Nächtigungen inländischer Gäste stiegen auf 4,41 Millionen (+56,7 Prozent).

Im Dezember 2022 wurden 10,80 Millionen Nächtigungen registriert, ein Anstieg von 77,3 Prozent im Vergleich zum Dezember des Vorjahres. Dabei legten sowohl die Nächtigungen inländischer Gäste (+74,1 Prozent auf 2,37 Millionen) als auch die ausländischer Gäste (+78,2 Prozent auf 8,44 Millionen) kräftig zu. Die Ankünfte stiegen um 131,1 Prozent auf 3,38 Millionen.

Tourismus-Staatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP) gab sich heute bei der Präsentation des "Plan T - Aktionsplan 2023-2024" für den Tourismus sehr optimistisch für die Sommersaison, hier sei die Buchungsintensität in den vergangenen zwei Wochen "extrem angestiegen". Zu den höheren Preisen im Tourismus meinte sie, dass das Thema "immer sensibler" werde und die Branche aufpassen müssen, dass dies nicht negativen Einfluss nehme.

Zu dem unbesetzten Chefposten bei der Österreich-Werbung hielt Kraus-Winkler fest, dass der Auswahlprozess mit einem Hearing weiterlaufen werde und Ende Februar, Anfang März, die Nachfolge von Geschäftsführerin Lisa Weddig bekannt gegeben werden soll. Wichtig sei ihr dass die Entscheidung "losgelöst von der Politik" erfolge.

Beim Thema Arbeitskräftemangel erklärte Kraus-Winkler, dass sie hier mit Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) im "intensiven Austausch" sei. Eine der Fragen sei, wie mit einem möglichen Verlust der Grundversorgung bei Annahme eines Jobs umgegangen werde. Eine weitere Erhöhung der Saisonnierskontingente für Drittstaaten außerhalb der EU sei nach bereits drei erfolgten Aufstockungen heuer eher "nicht absehbar", sagte sie am Freitag vor Journalisten.

WKÖ-Spartenobmann Robert Seeber betonte heute: "Ein zentrales Thema ist der touristische Arbeitsmarkt und das wertschätzende Eingehen auf die geänderten Bedürfnisse und Lebenseinstellungen der Mitarbeiter."

Eine Überförderung der Tourismusbetriebe sieht Kraus-Winkler nicht, einen zusätzlichen Überprüfungsbedarf bei den Unternehmen ebenfalls nicht, die COFAG prüfe derzeit inwieweit Förderungen und Garantien zu Unrecht bezogen wurden. Ziel sei es gewesen die Betriebe in der Coronakrise zu stabilisieren, das sei erreicht worden. Zu der oft kritisierten geringen Bezahlung im Tourismus meinte die Staatssekretärin, die Kollektivverträge seien Aufgabe der Sozialpartner.

Die Dienstleistungsgewerkschaft vida erinnerte heute daran, dass es die Arbeitnehmer seien, die den größten Beitrag zum Aufschwung im Tourismus geleistet hätten. "Es kann nicht sein, dass auf der einen Seite über die tollen wirtschaftlichen Entwicklungen gejubelt wird, den Beschäftigten gegenüber dann aber von Seiten der Arbeitgeber erzählt wird, dass sich Betriebe höhere Einkommen nicht leisten können", kritisierte vida-Fachsbereichsvorsitzender Berend Tusch.

FPÖ-Tourismussprecher Gerald Hauser betonte: "Alles im Tourismusbereich nur schönzureden, bringt uns die fehlenden Fachkräfte in den Tourismus nicht zurück. Die Tourismusstaatssekretärin interessiere sich nur für die Interessen der Großbetriebe - auf die Privatvermieter sowie auf die kleinen Betriebe vergesse sie, so Hauser.

Am Montag dieser Woche hatte die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) berichtet, dass die staatlichen Coronahilfen die Unternehmen nicht nur gestützt, sondern ihnen auch zu ausgeprägten Finanzpolstern verholfen hat. In der Pandemie hätten die Vermögenswerte der Firmen um 4,4 Prozent und damit stärker als im Jahr vor Corona zugelegt. Die Bankguthaben und Bargeld-Reserven seien sogar um 17,5 Prozent gestiegen.

Eine Überförderung der Unternehmen durch Coronahilfen wurde bereits von mehreren Seiten kritisiert, unter anderem sprach der Rechnungshof in seinem Bericht zur Covid-19-Finanzierungsagentur des Bundes (COFAG) von einem "beträchtlichem Überförderungspotenzial". Insgesamt wurden in Österreich seit Beginn der Pandemie staatliche Corona-Hilfen in Höhe von 47 Mrd. Euro ausgeschüttet.