Fronius ist seit 2014 am indischen Markt © APA - Austria Presse Agentur

Eine österreichische Automotive-Wirtschaftsdelegation hat in der vergangenen Woche ihre Fühler weit nach Indien ausgestreckt. Der rasch wachsende Markt ist in mehrfacher Hinsicht interessant: Unternehmen sehen einerseits einen wachsenden Absatzmarkt in der rasant wachsenden Volkswirtschaft Indiens, aber auch Produktionsstandorte mit niedrigen Lohnkosten bei zugleich hoch ausgebildeter Bevölkerung reizen. Drittens wird in Indien auch nach Fachkräften und Studierenden gesucht.

Die mehrere Dutzend Köpfe umfassende Delegation, geleitet und organisiert vom Außenwirtschaftscenter der Wirtschaftskammer sowie dem Internationalisierungscenter Steiermark (ICS), reiste in den vergangenen Tagen nach Chennai, Pune und Neu-Delhi und besuchte zahlreiche potenzielle Kooperationspartner. Im Zentrum stand das Knüpfen von Kontakten - beispielsweise mit Mahindra, Tata und KTM-Partner Bajaj, die zu den größten Fahrzeugherstellern Indiens zählen.

Dewetron sieht Indien als "sehr wichtigen Markt für die Zukunft"

Während die AVL seit Jahrzehnten mit Mahindra etwa im Bereich von Prüfständen zusammenarbeitet, will auch die Grazer Dewetron ihre Messtechnik an den indischen Hersteller verkaufen. Seit 2024 hat das Unternehmen mit rund 140 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine Vertriebsniederlassung in Chennai. "Wir glauben, dass Indien ein sehr wichtiger Markt für die Zukunft ist", sagte Marketing-Chefin Julia Buchta im APA-Gespräch. Schon seit mehreren Jahren fassen die Grazer in Indien Fuß.

Nach anfänglichen Vertriebsvereinbarungen will Dewetron nun mit der Niederlassung den Export ausbauen, "denn wir haben bisher sehr gute Erfahrungen in Indien gemacht. Unsere Produkte passen gut in den in Indien starken Zwei- und Dreiradbereich." Der größte Exportmarkt für Dewetron sei derzeit zwar China vor Europa und den USA, aber China stagniere. Der Fokus werde daher nun vermehrt auf Indien gerichtet.

Indien als "neutrale Option" für Österreich

Organisator der Reise ist das ICS mit Geschäftsführer Karl Hartleb, der in Indien einen wichtigen Markt für Österreichs Wirtschaftstreibende sieht: Geopolitische Verwerfungen unter anderem durch Donald Trump in den USA, würden eine Diversifikation der Exportmärkte notwendig machen. Während die USA Know-how-Transfer nach China unterbinden wollen, exportiere die Steiermark sehr viel ihrer Technologie in die USA, und investiere stark in China: "Indien kommt hier als neutrale Option dazwischen." Indien könne Österreich und die Steiermark als Technologiepartner verstehen.

Florian Danmayr, Manager des oberösterreichischen Automobil-Clusters, sieht die aktuelle politische Lage pragmatisch: "Die USA sind ein wichtiger Markt für uns, aber Zölle sind immer schlecht für die Wirtschaft." Indien ist für die oberösterreichischen Automotive-Unternehmen ähnlich wie für die Steirer ein Markt mit viel Potenzial - für neue Kunden, Innovationen und für Aus- und Weiterbildung. Er sieht den indischen Markt derzeit stärker wachsen als den chinesischen.

Oberösterreichs Fronius seit 2014 mit Niederlassungen in Indien

Von den rund 280 Mitgliedern des oberösterreichischen Clusters ist unter anderem Fronius schon in Indien stark vertreten. Seit 2014 werden unter anderem Schweißtechnik, aber auch Stromspeicher für Solarenergie und Ladeinfrastruktur verkauft. Vishwanath Kamath, Managing Director von Fronius India, zufolge ist die Nachfrage der indischen Autohersteller nach Schweißgeräten mit österreichischer Qualität groß. An mehreren Standorten in Indien werden auch Schweißer ausgebildet. Ein großer Kunde ist beispielsweise Mahindra. Großes Potenzial sieht Kamath auch im zweiten Standbein: "Das Solar-Wachstum in Indien ist riesig."

Ähnlich erfolgreich will auch TCM werden: Bijan Sabetizadeh, Leiter der Asien-Region des Werkzeug-Management-Anbieters aus dem weststeirischen Stainz, stieß mit seiner Präsentation beispielsweise beim indischen Autohersteller Tata auf großes Interesse. Gleiches gilt für die go-e GmbH aus Kärnten, die mit ihren Ladestationen für Elektrofahrzeuge direkt nach ihrer Kurzvorstellung noch einmal für eine längere Präsentation zu Tata eingeladen wurde. Der südkoreanische Autohersteller Hyundai, der ebenfalls Niederlassungen und große Produktionsstandorte in Indien hat, ist bereits Kunde von go-e.

ACstyria-Geschäftsführerin Zengerer forciert Indien als Option

Das Welser Unternehmen Tiger mit Lösungen für Pulverbeschichtungen und anderen "Finishes" (Farben, Anm.) für unterschiedliche Autoteile ist bereits am indischen Markt vertreten. "Indirekt verkaufen wir schon über Bajaj bzw. KTM, wir wollen aber vielleicht ein eigenes Tiger Indien gründen", schilderte Tiger-Manager Thomas Wagner. "Wir schauen, ob der Markt für uns offen ist." Bisher wird über Distributionspartner in Indien verkauft.

Internationalisierung ist das Ziel von Christa Zengerer. Sie ist Geschäftsführerin des steirischen Mobilitätsclusters ACstyria. Indien sei deswegen interessant, weil der Standard noch nicht so hoch sei: "Da gibt es noch Potenziale zu heben", sagte sie im APA-Gespräch. Bei der Delegationsreise zeigte sie diese den teilnehmenden Unternehmen. Sie empfiehlt den rund 300 Mitgliedern des Clusters, sich Indien als Option anzusehen - sei es als Absatzmarkt, Produktionsstandort, für ein Global Capability Center (GCC) oder als Land zum Rekrutieren von Fachkräften. "Indien ist sprachlich viel einfacher als China, weil hier viel Englisch gesprochen wird." Allerdings müsse man in Indien damit rechnen, dass im Vergleich zu China alles ein wenig träger und gerne auch spontan vonstatten geht. Den Vorsprung, den China mittlerweile habe, werde Indien wohl nur schwer einholen.

Weitere Unternehmen aus ganz Österreich an Delegation beteiligt

Auf Aufträge aus Indien hoffen auch noch der Wiener Aerospace-Zulieferer Terma sowie die Linzer FerRobotics, die Metalloberflächen mittels Robotik-Elementen polieren, sandieren oder grundieren und zwar präziser als der Mensch, so die hochgelegte Latte. Die Oberösterreicher sind schon seit 2018 mit lokalen Partnern am indischen Markt.

Mit auf der Delegationsreise waren unter anderem auch noch Gantner Instruments aus Schruns in Vorarlberg sowie Authentic Vision aus Salzburg, die mit einem neuartigen Kopierschutz für Produkte vorstellig wurde. Das Unternehmen ist noch nicht in Indien. Der Markt ist aber laut Richard Stoos von Authentic Vision stark von Produktfälschungen betroffen: "Das ist oft bei Schwellenländern so." Nextsense aus Graz indessen präsentierte ihre patentierte Laser-Lichtschnitttechnologie für diverse Messsysteme.