++ HANDOUT ++ Neues Leben für die Baustelle "Alte Akademie" in München © APA - Austria Presse Agentur

Bei den Mietpreisen ist keine Entspannung in Sicht - nach wie vor werden zu wenig Wohnungen gebaut. Das knappe Angebot heizt die bereits hohen Mieten zusätzlich an. "Für 2025 werden in Österreich nur 24.600 Einheiten fertiggestellt - das ist um 32 Prozent weniger als im Vorjahr", bedauerte der Chef des Baukonzerns Porr, Karl-Heinz Strauss, im Gespräch mit der APA. Im gemeinnützigen Bau gebe es "eine leichte Aufwärtsbewegung".

"Es gibt definitiv keine Baukrise, sondern 'nur', unter Anführungszeichen, eine Wohnbaukrise - wobei der gemeinnützige Wohnbau zu bauen begonnen hat", so der Konzernchef. Vor allem im dritten Quartal 2025 sei es zu besonders starken Rückgängen gekommen - im Bereich der frei finanzierten Mietwohnungen um etwa 35 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum im Jahr davor und bei den frei finanzierten Eigentumswohnungen um 11 Prozent.

Auch 2026 zu wenig Fertigstellungen

Für 2026 werde im großvolumigen Neubau zwar ein Zuwachs von 10 Prozent auf knapp 27.100 fertiggestellte Wohnungen erwartet. "Aber das ist immer noch unter dem Niveau von 2024", relativierte Strauss. 2024 waren die Fertigstellungen im Jahresabstand ebenfalls um rund ein Drittel eingebrochen. Um den Bedarf zu decken, wären jährlich 40.000 fertige Einheiten nötig, sagte der CEO. Allerdings sieht er nun "den Bodensatz erreicht". Der lahmende Wohnbau sei zudem nur in Österreich und Deutschland ein Thema.

Auch bei den privaten Häuslbauern herrscht Zurückhaltung: "Der Ein- und Zweifamilien-Hausbau stagniert", hielt Strauss fest. Das sei teilweise auf die so stark gestiegenen Grundstückspreise, aber auch auf die Finanzierungsmöglichkeiten zurückzuführen. "Die Banken sind bei privaten Wohnbaufinanzierungen mehr als zurückhaltend", so der Porr-Chef. Und das trotz des Auslaufens der KIM-Verordnung (Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmenverordnung, Anm.), die bis zum Sommer 2025 strengere Regeln für die Vergabe von Wohnkrediten vorschrieb. Sie war im August 2022 eingeführt worden.

Ansonsten lebhafte Auftragslage

Gut läuft es für die Porr den Angaben zufolge bei der Errichtung von Datencentern, Pumpspeicherkraftwerken, Stromtrassen von der Ost- und Nordsee in den Süden und Infrastruktur. Zu den "Highlight"-Baustellen unter Beteiligung des Konzerns zählen laut CEO der Brennerbasistunnel, die Sanierung der Brenner Autobahn (Luegbrücke), das Verbund-Kraftwerk Limberg III in Kaprun, ein Hochgeschwindigkeitstunnel in Polen, der Semmeringbasistunnel und der Koralmtunnel, der erst kürzlich in Betrieb genommen wurde. Die Porr hat den Angaben zufolge jeweils einen Teil des Tunnels gebohrt und war für die feste Fahrbahn sowie - gemeinsam mit einer Partnergesellschaft - für die bahntechnische Ausrüstung der gesamten Strecke verantwortlich.

In Wien ist das Unternehmen unter anderem beim Bau des U-Bahn-Projekts U2/U5 engagiert. Die Probleme rund um die Absenkung der Baustellensohle im Bereich Pilgramgasse, die jüngst wegen massiver Schäden in Form von Mauerrissen in umliegenden Wohnhäusern durch die Medien gingen, sind laut Strauss ausgestanden. Beim Hochwasser im September 2024 sei ein Teil der Baustelle "völlig überschwemmt" gewesen. "Wir vermuten, das ist ein Folgeschaden daraus - das ist Pech, dafür können wir nichts, da passiert auch nichts mehr."

Gute Nachrichten aus Deutschland

In Deutschland darf die Porr, früher als noch bis vor kurzem gedacht, auf Aufträge aus dem 500 Mrd. Euro schweren Infrastrukturpaket ("Sondervermögen") der dortigen Regierung hoffen - es gehe sicher um ein Jahr schneller. "Man merkt jetzt, dass wir schon im Halbjahr 2026 die ersten Zeichen sehen werden, weil in Deutschland ein Zweijahresbudget beschlossen wurde", erklärte der Konzernchef.

Davor hatte er "frühestens 2027" mit ersten Ausschreibungen gerechnet. Deutschland ändere zudem gerade seine Ausschreibungsvarianten - dadurch beschleunige sich das Prozedere. "Damit kann man viel früher Projekte starten", erwartet Strauss. Die Porr möchte dort beim Bau von Straßen, Bahnstrecken und Wasserstraßen (zum Beispiel Schleusen) ebenso zum Zug kommen wie bei der Elektroinfrastruktur.

Stillgelegte Signa-Baustelle in München

Eine für den Konzern erfreuliche Botschaft gibt es jedenfalls schon mal fix aus München: Die infolge der Signa-Pleite gestoppte Baustelle "Alte Akademie" in der bayrischen Metropole erwacht zu neuem Leben. Das Areal umfasst rund 6.500 Quadratmeter in der Innenstadt. "Ein Konsortium um Hammer & Thiele übernimmt das vom bayrischen Freistaat - wir erwarten einen baldigen Baustart, wir sind Baumeister", freut sich der Porr-Chef. In fünf Jahren soll alles fertig sein.

Deutschen Medienberichten zufolge ist der Verkauf der historischen Prunkimmobilie in der Fußgängerzone an eine Gesellschaft der deutschen Thiele-Familienstiftung 180 Mio. Euro schwer. Die Umbauten sollen um die 220 Mio. Euro kosten. Auf die Porr entfällt laut Strauss ein Auftragsvolumen von rund 50 Mio. Euro.

Die Baustelle stand rund zwei Jahre lang still. "Es ist uns kein Schaden entstanden", sagte der CEO. Die Porr habe "kleine Außenstände" gehabt, die durch eine Bankgarantie abgesichert gewesen seien. "Wir haben die Baustelle im Auftrag des Masseverwalters weiterbetreut."

Ex-Vamed-Thermen als Draufgabe

Für die Porr gute Nachrichten gab es diese Woche auch hierzulande: Unmittelbar vor Weihnachten gab die Bundeswettbewerbsbehörde grünes Licht für die Übernahme des österreichischen Projektentwicklungsgeschäfts des Gesundheitsdienstleisters Viacama (vormals Vamed) vom deutschen Fresenius-Konzern. Konkret gehört der Porr damit per 31. Dezember die Viacama-Tochter Vamed Standortentwicklung und Engineering GmbH (VSG).

Teil des Pakets sind auch - vorbehaltlich weiterer Freigaben - ein paar Thermenresorts, darunter etwa Geinberg, Laa und St. Martins. "Wir erwerben Minderheitsbeteiligungen ab 21 Prozent an vier Thermen und 100 Prozent an einer Therme sowie gleichzeitig einen Managementauftrag an sechs Thermen - eine Gesellschaft von uns managt diese Thermen", präzisierte Strauss. An der Therme Wien besteht keine direkte Beteiligung, aber ebenfalls eine Betriebsführungsvereinbarung.

"Sechs von 36 Thermen in Österreich, also ein Mini-Teil - das ist kein Kerngeschäft der Porr", betonte der CEO. Sehr wohl im Fokus hat der Konzern "Themen wie Gesundheitsinfrastruktur" in Österreich, Deutschland, Polen, Tschechien und Rumänien. "Und das wollen wir mit dieser Gesellschaft tun."

(Das Gespräch führte Birgit Kremser/APA)