Postler arbeitet Packerl-Aufkommen ab (Archiv) © APA - Austria Presse Agentur

Der Generaldirektor der mehrheitlich staatlichen und börsennotierten Post AG, Walter Oblin, fordert von der neuen Bundesregierung eine Novellierung des Postmarktgesetzes. "Wir brauchen dringend eine Modernisierung des regulatorischen Rahmens", sagte er am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten in Wien. Das Postmarktgesetz sei 20 Jahre alt, "aber die Welt hat sich seither dreimal gedreht", argumentierte der Manager mit Auswirkungen der Digitalisierung.

Oblin ist seit vorigem Herbst Generaldirektor der Post, war zuvor dort Finanzvorstand und kommt ursprünglich von der Unternehmensberatung, speziell dem Transport- und Logistikbereich. Am Dienstag verwies er vor Journalisten auf die herausfordernde Lage der internationalen Post-Industrie, in der "kein Stein auf dem anderen" bleibe. Europaweit würden tausende Jobs abgebaut und viele Postgesellschaften rote Zahlen schreiben.

"In dem Umfeld ragen wir positiv heraus, haben eine gute Profitabilität - aber auch wir müssen uns das Ergebnis jedes Jahr neu verdienen", sagte Oblin. Das Briefvolumen in Österreich sei seit 2008 um 60 Prozent rückläufig, erinnerte er an einen der internationalen "Megatrends" im Postgeschäft. Trotzdem werde es "anders als in Dänemark noch lange Raum fürs Briefgeschäft in Österreich" geben. Die dänische Post beendet das Briefgeschäft mit Jahresende. Dazu komme das ebenso von der Digitalisierung getriebene Wachstum des E-Commerce - also die scheinbar allgegenwärtige Packerlflut durchs Online-Bestellen.

Wenige Briefe, viele Packerln

Ein Durchschnittshaushalt würde etwa alle zweieinhalb Wochen einen Prio-Brief (der laut Postmarktgesetz zu 95 Prozent am Folgetag zugestellt sein muss, Anm.) bekommen, so Oblin. Wenn kein Postler da war, habe es in den meisten Fällen nichts zuzustellen gegeben. Werbepost oder Standardbriefe kämen durchschnittlich alle zwei Tage. Zehn Euro per anno würden durchschnittliche Verbraucher pro Jahr für Briefe ausgeben.

Preisregulierung bei Briefen Dorn im Auge

"Wir sind ein preisreguliertes Unternehmen", sagte Oblin und ließ durchblicken, dass er das gerne beendet wissen würde, es gehe nämlich um "mehr Freiheit in der Preisgestaltung, die Preisregulierung (über das Postmarktgesetz, Anm.) berücksichtigt nicht die Mengen." Die Konkurrenz bei Werbung heiße aber Meta, Tiktok, Facebook - "diese modernen Wege werden in der Regulierung nicht abgebildet, daher brauchen wir dringend eine Modernisierung des regulatorischen Rahmens." Hier geht es um Werbepost mit Adressierung und Direktwerbung oder auch einzelne Briefe privater Verbraucher.

Preisreguliert ist die Post derzeit im sogenannten Universaldienst. Zu diesem gehören Abholung, Sortieren, Transport und Zustellung von Postsendungen bis 2 Kilogramm, Abholung, Sortieren, Transport und Zustellung von Postpaketen bis 20 kg und Dienste für Einschreib- und Wertsendungen. Bei Business-to-Business gibt es keine Preisregulierung.

Auf Nachfrage, ob ein privater Brief in abgelegene Regionen dann zehn Euro kosten werde, verneinte Oblin und betonte: "Wir werden uns sicher nicht aus dem Markt herauspreisen. Wir glauben nicht, dass ein Standardbrief (muss laut Gesetz zu 90 Prozent binnen drei Tagen zugestellt sein, Anm.) wesentlich mehr kosten muss." Bisher steigen die Preise mit der Inflation, "das geht sich irgendwann nicht mehr aus". Das Briefgeschäft war trotz rückläufiger Tendenz zuletzt stets profitabel.

1.650 Poststellen mit Personal versus mehr Abholstationen

Beim Postmarktgesetz, das Oblin anpassen will, geht es auch um Vorschriften wie dem Betrieb von 1.650 Poststellen (der Post oder als Postpartner) mit Personal. Dabei würden Abhol- (und Aufgeb-)Stationen mit 24-Stunden-Betrieb im Trend liegen. Diese werden von der Post massiv ausgebaut. "Sie tragen zur Produktverbesserung bei und haben vor allem einen Mehrwert für die Kunden", argumentiert Oblin mit der Dauer-Öffnung der Stellen ohne Personal. Die Zahl der SB-Stationen werde "vervielfacht", in Wien beispielsweise verdoppelt auf etwa 50. Die Zahl aller Poststellen zusammen werde von zuletzt 1.700 auf 3.500 im kommenden Jahr ansteigen.

Nicht ins Konzept passt dem Manager ebenso, dass jede Poststelle - beispielsweise ein Postpartner bei einem Greißler im Gebirgstal - alle Postprodukte anbieten muss, die zum Teil auch ziemlich kompliziert sein können. Das überfordere Postpartner bzw. halte auch Betriebe ab, solche zu werden. "Es gäbe modernere Möglichkeiten, damit nicht jeder Postpartner die Vielfalt aller Postprodukte anbieten müsste." Zu einer Reform des Postmarktgesetzes habe es bereits erste positive Gespräche mit dem in der Dreierkoalition dafür zuständigen Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) gegeben, sagte Oblin.

Billige China-Händler vermehren Packerln

Während die Post in Ballungsräumen mit Amazon bei der Zustellung konkurriert und der Versandhändler in den Regionen oft Kunde der Post ist, sorgen auch die chinesischen Billighändler für Packerlwachstum bei der Post. Das werde langfristig auch weitergehen, wenn diese mehr Regulierung durch Zölle erfahren, glaubt Oblin. Die Preise seien so niedrig, dass der Zoll für kleine Produkte die Volumina nicht groß schmälern werde, so seine Annahme.